Tatort Die Amme
© ARD Degeto/ORF/Prisma Film/Petro Domenigg

Tatort: Die Amme

Inhalt / Kritik

Tatort Die Amme
„Tatort: Die Amme“ // Deutschland-Start: 28. März 2021 (Das Erste)

Als die 42-jährige Jana Gruber brutal ermordet aufgefunden ist, führt die Spur zunächst zu Gustav Langer (Christian Strasser). Schließlich war er es, der den anonymen Hinweis gegeben hatte und war schon vorher mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Doch Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) und Bibi Fellner (Adele Neuhauser), die in dem Fall ermitteln, haben ihre Zweifel, dass er wirklich der Schuldige ist. Umso mehr, als es Hinweise gibt, dass der Mord mit einem anderen zurückliegenden Fall zusammenhängen könnte. Mehr noch bereitet ihnen aber Sorgen, dass die Tote offensichtlich einen Sohn hatte, von dem derzeit jede Spur fehlt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt …

Wer rettet das Kind?

Bei ihrem letzten Auftritt Unten befasste sich das Wiener Ermittlerduo Eisner und Fellner noch mit einem Mord im Obdachlosen-Milieu. Bei Die Amme, dem 26. Fall des Teams und 1161. Film der ARD-Krimireihe Tatort, geht es erneut um Menschen, die am unteren Ende der Gesellschaft angekommen sind. Denn die Tote zu Beginn der Geschichte, so viel wird schnell klar, ist nicht die einzige Prostituierte, die einem Mörder in die Hände gefallen ist. Während der Besuch der Randgebiete beim letzten Mal zum Anlass genommen wurde, um eine Mischung aus Sozialdrama und Verschwörungsthriller aufzufahren, da geht es hier mehr um das klassische Erzeugen von Spannung.

Dafür nimmt man ein Element, das praktisch immer zieht: Ein Kind wurde entführt. Die Zeit drängt, so denken zumindest Eisner und Fellner, denn je länger eine Entführung sich hinzieht, umso geringer sind die Chancen, das Kind lebend zurückzubekommen. Bei Tatort: Die Amme funktioniert das eher weniger. Die Umstände, in denen der Junge auf seine Rettung ausharren muss, sind zwar alles andere als angenehm. Der Raum ist dunkel, schmutzig, dazu ist er ans Bett gefesselt und muss sich gruselige Dinge von seinem Entführer anhören. Gleichzeitig wird aber klar, dass Letzterer nicht mit bösen Absichten ans Werk geht, sondern eine andere Agenda verfolgt, die auf tragische Weise fehlgeleitet ist. Und noch dazu ziemlich grotesk.

Schlaflos durch die Nacht

Dabei soll Tatort: Die Amme eigentlich ein ganz düsterer und ernster Film sein. Fellner ist so sehr mitgenommen von der Geschichte, dass an Schlaf nicht zu denken ist. Ein ganzer Nebenstrang ist der aus psychischer Belastung resultierenden Schlaflosigkeit gewidmet und dem einen oder anderen Versuch, dieser wieder zu entkommen. Regisseur Christopher Schier inszeniert das Ganze dann auch als Thriller, der sehr viel in der Nacht oder der Dunkelheit spielt. Schließlich müssen sich die seelischen Abgründe des Täters irgendwie in dem Ambiente wiederfinden. Das ist weder neu, noch sonderlich innovativ, will es auch gar nicht sein. Sie können sich aber sehen lassen, die Bilder des nächtlichen Wiens, in denen Wahn und Leere schon sehr nahe beieinander liegen.

Doch auch wenn das im Hinblick auf die Atmosphäre alles durchaus kompetent umgesetzt wurde, so richtig sehenswert ist Tatort: Die Amme dennoch nicht. Die schlafwandlerische Suche erzeugt kaum Spannung. Der Täter ist einfach nur irgendwie da, anstatt dass man versuchen würde, da psychologisch etwas Nennenswertes herauszuarbeiten. Es ist noch nicht einmal so, dass es großen Eindruck hinterlassen würde, wie Eisner und Fellner durch die Nacht stolpern. Da wird dann zwar schon mal gebrüllt, die Wut an anderen ausgelassen oder anderweitig Grenzen überschritten. Aber es entsteht daraus keine wirkliche Intensität. Man zuckt hier nicht zusammen, zuckt höchstens mal mit den Schultern. Das ist insgesamt zwar noch besser als kürzlich die Schweizer Ausgabe Schoggiläbe, die ebenfalls viel mit einer düsteren Stimmung und Abgründen arbeitete. Der Film taugt aber eher selbst als Einschlafhilfe, als dass er schlaflose Nächte bereiten würde.

Credits

OT: „Tatort: Die Amme“
Land: Österreich
Jahr: 2021
Regie: Christopher Schier
Drehbuch: Mike Majzen
Musik: Markus Kienzl
Kamera: Thomas Kürzl
Besetzung: Harald Krassnitzer, Adele Neuhauser, Hubert Kramar, Christian Strasser, Max Mayer, Christina Scherrer

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„Tatort: Die Amme“ beginnt mit einer toten Prostituierten und einem entführten Kind, wandelt sich danach in einen Thriller, der von seiner schlaflosen Atmosphäre geprägt wird. Die ist auch ganz ordentlich. Spannend ist der Film jedoch kaum, tiefgründig sowieso nicht. Das Geschehen rauscht ein wenig an einem vorbei, ohne dass bis auf ein paar schöne Bilder etwas hängenbleiben würde.
5
von 10