Mit gefälschten Kunstwerken ist Charles Bonnet (Hugh Griffith) zu einem beachtlichen Vermögen gekommen, genießt auch als Kunstsammler einen hohen Ruf. Dessen Tochter Nicole (Audrey Hepburn) kann hingegen nur wenig mit der betrügerischen Ader ihrer Familie anfangen und hofft darauf, dass ihr Vater sich doch bald zur Ruhe setzt. Aber es kommt anders. Erst bricht eines Nachts der Dieb Simon Dermott (Peter O’Toole) bei ihnen ein und macht sich an einem der Bilder zu schaffen. Und dann soll auch noch eine gefälschte Skulptur, die in einem Museum ausgestellt ist, von einem Experten untersucht werden. Für Nicole steht damit fest: Sie müssen irgendwie selbst die Skulptur stehlen, bevor die Wahrheit ans Licht kommt. Und sie weiß auch schon, wer ihr dabei helfen soll …
Auch Verbrechen können Spaß machen
Auch wenn es sie vorher natürlich auch schon gegeben hat, so gelten doch die 1950er und 1960er als die Zeit, welche die sogenannten Heist Movies erst populär gemacht hat. Filme also, in denen ein Raub im Mittelpunkt steht und wir als Publikum zusehen, wie eine Bande diesen plant und ausführt. Die ersten waren dabei noch überwiegend ernst, wie etwa Asphalt-Dschungel und Rififi. Später kamen aber auch humorvollere Varianten hinzu, darunter Topkapi und eben Wie klaut man eine Million?. Nur weil Diebstahl eine ernste Sache ist, heißt das schließlich nicht, dass man keinen Spaß damit haben darf. Vor allem, wenn das nicht immer so funktioniert, wie man sich das vorgestellt hat.
Wobei man sich bei Wie klaut man eine Million? schon darüber streiten kann, ob man den Film nun unbedingt diesem Genre zuordnen muss. Der Höhepunkt ist zwar auch hier ein solcher Beutezug. Genauer ist es der Diebstahl einer Skulptur, die – der Titel verrät es bereits – eine Million wert wäre. Anders als bei den meisten Heist Movies, bei denen von Anfang an der Coup im Fokus steht, da ließ man sich hier aber recht viel Zeit, bis es zur Sache ging. Stattdessen konzentrierte sich Regisseur William Wyler (Ben Hur) auf das Verhältnis zwischen den einzelnen Personen, vor allem dem zwischen Nicole und ihren Vater sowie dem zu Simon. Dass Letzteres trotz eines etwas ungünstigen Einstiegs eine romantische Richtung einschlagen wird, daran besteht kein Zweifel. Zu attraktiv sind die beiden, zu groß die offenkundige Chemie.
Die Kunst der Übertreibung
Tatsächlich besteht ein großer Teil des Spaßes bei Wie klaut man eine Million? darin, einfach nur den Figuren zuzusehen und ihren Auseinandersetzungen zu lauschen. Ob es nun Papa Charles ist, wunderbar kauzig von Hugh Griffith verkörpert, der sich diebisch über seine eigenen Täuschungen freut, oder das Liebespaar in spe während der ersten holprigen Begegnung: Das ist schon unterhaltsam. Gleiches gilt für die skurrilen Nebenfiguren, die alle irgendwie aus dem Bereich der Kunst kommen. Hier ist alles etwas überzogen und schräg. Zu keinem Zeitpunkt hat man das Gefühl, Teil der realen Welt zu sein. Zumal die angeblich französischen Charaktere überwiegend von einem britischen Ensemble gespielt werden.
Beim Beutezug selbst hielt man sich ebenfalls nicht sklavisch an Punkte wie Realismus oder Glaubwürdigkeit. Das meiste hier ist doch ziemlicher Unsinn. Das ist natürlich kein Seltenheitsfall in diesem Bereich. Heist Movies wie Ocean’s Eleven suchen vielmehr die Übertreibung mit auf absurde Weise überzogenen Tricks und Plänen. Wie klaut man eine Million? hingegen fußt auf einem geradezu primitiven Plan, der in erster Linie auf die Fehlbarkeit menschlichen Verhaltens setzt. Und auch abseits des Tatortes finden sich immer wieder spöttische Tendenzen, welche besonders auf die Kunstzirkel abzielen. Die mögen alle mehr Geld haben, teure Autos fahren oder sich entsprechend kleiden. Tatsächliche Respektpersonen sind es hingegen kaum. Hinter der vornehmen Fassade wartet nicht so wahnsinnig viel Substanz.
Charmant und oberflächlich
Das gilt dann insgesamt auch für den Film an sich. Bei Wie klaut man eine Million? gibt es das angesprochene attraktive Paar, es gibt schöne Kulissen aus dem Paris der 1960er, eine tolle Ausstattung. Der Inhalt ist hingegen relativ dünn. Man merkt schon, dass die zugrundeliegende Vorlage von George Bradshaw eine Kurzgeschichte war, die auf einen zwei Stunden dauernden Film ausgeweitet wurde. Aber auch wenn an allem nicht viel dran ist, der Unterhaltungsfaktor stimmt. Die Szene in der Besenkammer ist legendär, der Ausbruch aus dieser verblüffend. Auch die grassierende Inkompetenz, wenn eigentlich keiner so wirklich weiß, was er da tut, amüsiert. Das geringe Tempo wird einem Publikum von heute vielleicht nicht unbedingt gefallen. Aber es trägt doch zu dem nostalgischen Charme dieser Krimikomödie bei, mit der man sich mehr als 50 Jahre später immer noch einen entspannten Abend vor dem Fernseher gestalten kann.
OT: „How to Steal a Million“
Land: USA
Jahr: 1966
Regie: William Wyler
Drehbuch: Harry Kurnitz
Vorlage: George Bradshaw
Musik: John Williams
Kamera: Charles Lang
Besetzung: Audrey Hepburn, Peter O’Toole, Eli Wallach, Hugh Griffith, Charles Boyer
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