Es ist kein besonders schöner Tag, den Roy Pulver (Frank Grillo) da durchlebt. Nachdem er die Nacht mit einer heißen Frau verbracht hat, wird er morgens durch eine Horde von Männern geweckt, die nur ein Ziel haben: ihn töten. Womit sie auch erfolgreich sind. Aber Roy ist das inzwischen bereits gewohnt, denn er ist gezwungen, denselben Tag wieder und wieder zu durchleben. Dabei kommt es durchaus zu Variationen, da er gelernt hat, auf die Gefahren zu reagieren. Doch kaum hat er es geschafft, eine auszuschalten, kommt die nächste. Am Ende des Tages ist er immer tot. Erst mit der Zeit realisiert er, dass dieses Phänomen irgendwie mit seiner Ex Jemma Wells (Naomi Watts) zusammenhängen muss, die für Colonel Clive Ventor (Mel Gibson) an einem geheimen Projekt gearbeitet hat …
Das mörderische Spiel mit dem Déjà-vu
Moment, habe ich das nicht alles schon mal erlebt? Nicht nur Roy Pulver darf sich mit Déjà-vus herumschlagen, wenn er in Boss Level wieder und wieder einen Tag durchmachen muss. Dem Publikum geht es da schließlich ganz ähnlich. Schließlich erfreuen sich Filme und Serien mit der Zeitschleifen-Thematik großer Beliebtheit. Die funktionieren immer nach demselben Prinzip: Eine oder mehrere Figuren sind gezwungen, einen bestimmten Zeitabschnitt zu wiederholen, sind dabei aber die einzigen, die das bewusst wahrnehmen. Für den Rest ist tatsächlich jede Wiederholung etwas Neues. Das ist für die Protagonist*innen einerseits eine Tortur, wenn ihr Leben dadurch nur noch sehr begrenzte Entfaltungsmöglichkeiten bietet. Andererseits können sie auf diese Weise die Abläufe immer weiter perfektionieren.
Originell ist das daher nicht, was Boss Level da zu erzählen hat. Selbst die anfangs so reizvolle Abwandlung, dass der Zeitabschnitt durch den Tod der Hauptfigur endet, wurde inzwischen schon des Öfteren verwendet – siehe Happy Deathday oder Two Distant Strangers. Dafür muss man dem Film zugutehalten, dass er sich nicht lange mit der Etablierung des Szenarios aufhält. Wo bei den Kollegen und Kolleginnen oft viel Zeit aufgewendet wird, um die Figur in das Setting hineinzuführen, inklusive der anfänglichen Verwunderung, da hat Roy zu Beginn des Films schon ein paar Dutzend Tode hinter sich und sich einen entsprechenden abgebrühten Zynismus antrainiert.
Gewaltexzesse mit schwarzem Humor
Tatsächlich tragen die Sprüche Roys, die als Voice-over von Anfang an das Geschehen kommentieren, und die Neigung zum schwarzen Humor schon dazu bei, dass Boss Level etwas aus der Masse heraussticht. Hauptdarsteller Frank Grillo (Jiu Jitsu, Donnybrook – Below the Belt), sonst meistens in völlig unironischen Actionfilmen unterwegs, darf hier mal zeigen, dass er auch lustig kann. Dabei ist der Humor nicht nur schwarz, sondern vor allem rot. Viele Witze basieren darauf, dass Roy oder seine Heerschar aus Gegnern auf möglichst blutige Weise aus dem Leben scheiden. Das ist schon sehr over the top, erinnert etwas an Mortal Kombat – Fatality Moves und triumphierende Verhöhnung der Unterlegenen inklusive.
Das ist zumindest an manchen Stellen recht amüsant. Die Schauspieler und Schauspielerinnen treten alle mit einem betonten Ernst auf, obwohl sie natürlich genau wissen, wie blödsinnig das alles ist, was hier geschieht. Geschmackvoll ist es ohnehin nicht, wie die bizarren Todesarten als Witz präsentiert werden. An Letzterem sollte man sich nicht stören, ebenso wenig daran, dass das Konzept eines solches Filmes quasi von Haus aus wenig Abwechslung mit sich bringt. Boss Level bedeutet in erster Linie viel Trial and Error, wenn Roy einen Weg finden muss, sich durch die Horden zu schlagen, deren einziges Ziel darin besteht, ihn zu töten. Das wird mit einem Videospiel verglichen, in dem man feststeckt bzw. nur minimale Fortschritte macht, um zum erlösenden Ende zu kommen – daher auch der Titel.
Überkonstruiert, aber spaßig
Etwas aufgesetzt wirkt in dem Zusammenhang, wie Regisseur und Co-Autor Joe Carnahan (Smokin’ Aces, Das A-Team – Der Film) zwischendurch dann tatsächlich Ernst macht und rund um seine Figur die Geschichte einer dysfunktionalen Beziehung und verpassten Vater-Sohn-Beziehung aufbaut. Die Szenen sind zwar für sich genommen schön, zumal Roys Sohn von Rio Grillo gespielt wird, dem tatsächlichen Sohn von Frank Grillo. So richtig passen diese besinnlich-emotionalen Momente aber nicht zu den augenzwinkernden Gewaltexzessen. Auch das Science-Fiction-Element ist irgendwie überkonstruiert. Insgesamt macht Boss Level aber durchaus Spaß. Der Actionfilm ist ein adäquater Titel für feuchtfröhliche Videoabende, bei denen es schon mal etwas schlichter zugehen darf und man sich über absurde Kämpfe und überzogene Karikaturen amüsiert.
OT: „Boss Level“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Joe Carnahan
Drehbuch: Chris Borey, Eddie Borey, Joe Carnahan
Musik: Clinton Shorter
Kamera: Juan Miguel Azpiroz
Besetzung: Frank Grillo, Mel Gibson, Naomi Watts, Rio Grillo, Selina Lo
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