Calls Apple TV+
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Calls – Staffel 1

Inhalt / Kritik

Calls Apple TV+
„Calls“ // Deutschland-Start: 19. März 2021 (Apple TV+)

Eine alte Weisheit des Horrorgenres besagt, dass der größte Schrecken von den Dingen ausgeht, die wir nicht kennen und die wir nicht sehen können. Klassiker wie Bis das Blut gefriert verzichteten komplett darauf, irgendwelche Monster oder Geister zu zeigten. Anspielungen und unheimliche Geräusche waren alles, das dem Publikum angeboten wurde und bei diesem dann ein Kopfkino auslöste. Das Motto: Nichts ist so schlimm wie unsere Vorstellungskraft. Heutzutage ist das ziemlich aus der Mode gekommen. Genrebeiträge sind mittlerweile deutlich expliziter, im Zweifel wird lieber gezeigt, was Sache ist.

Kopfkino am Telefon

Allein deshalb schon ist Calls eine recht ungewöhnliche Serie. Denn dort sieht man praktisch nichts. Stattdessen steht die Apple TV+ Produktion in der Tradition von Hörspielen, bei denen zwangsweise alles nur durch Worte beschrieben wird, die sich in den Köpfen des Publikums dann zu Bildern zusammensetzen. Genauer besteht die Serie lediglich aus Konversationen, die meisten davon mittels Telefon – daher der Titel. Vereinzelt hat es immer mal wieder Filme gegeben, in denen solche Telefonate im Mittelpunkt standen. Im Thriller Du lebst noch 105 Minuten versucht eine bettlägerige Frau auf diese Weise ihr Leben zu retten, in No Turning Back begleiten wir einen Mann, der während einer Autofahrt die verschiedensten Leute anruft. Während wir dort die Telefonierenden aber noch sehen durften, da gibt es hier nur abstrakte Bilder.

Das wiederum ist durch den Inhalt bedingt. In Calls wird eine Geschichte erzählt, die sich gar nicht in Bilder fassen ließe. Genauer berichtet Regisseur und Drehbuchautor Fede Álvarez (Don’t Breathe, Verschwörung) bei seiner Adaption einer französischen Serie, wie während dieser besagten Telefonate sich rätselhafte, teils furchterregende Dinge ergeben. Mal wird mit einer Person gesprochen, die sich gleichzeitig an einem anderen Ort befindet. Dann wiederum macht jemand eine monströse Verwandlung durch. Es kommt zu brutalen Szenen, die durchaus tödlich enden können. Auch das Konzept der Zeit wird aufgehoben, wenn diese an den Enden der Leitungen unterschiedlich verläuft.

Ein sich langsam entwickelndes Rätsel

Was das alles zu bedeuten hat, wird dabei zunächst nicht klar. Im Laufe der neun größtenteils unzusammenhängenden Episoden werden vielmehr verschiedene Geschichten erzählt, in denen sich jeweils seltsame Dinge vor den inneren Augen des Publikums abspielen. Die oft von prominenten Schauspielern und Schauspielerinnen gesprochen Figuren werden jedes Mal ausgetauscht, während langsam ein Muster deutlich wird. Explizit angesprochen wird dieses aber erst in den letzten Folgen von Calls. Die finale Episode erklärt schließlich, wie es zu diesen Phänomenen kam – zumindest ein bisschen. Tatsächlich ist die Aufklärung jedoch recht schwach, wird gleichzeitig zu explizit, ohne wirklich etwas erklären zu können. Statt einer überraschenden Wendung oder eines andauernden Mysteriums gibt es ein wenig interessantes Klischee, das ausgegraben wurde.

Aber auch wenn die Geschichte schlussendlich nicht ganz so sehr zieht wie erhofft, der Weg selbst ist durchaus spannend. Die Phänomene schwanken zwischen unheimlich und rätselhaft, sind teilweise auch herzerweichend, gerade wenn es sich um Familiendramen handelt. Die eigenartige Stimmung wird durch die abstrakten Bilder noch weiter verstärkt. Am besten wirkt Calls übrigens, wenn man sich die Serie im Dunklen ansieht und dabei Kopfhörer trägt, etwa mit dem Smartphone im Bett liegt. Dann findet sich moderne Technik und altmodisches Storytelling zusammen und erlaubt ein Erlebnis, das gleichzeitig altbekannt und doch irgendwie fremd ist.

Credits

OT: „Calls“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Fede Álvarez
Drehbuch: Fede Álvarez, Aidan Fitzgerald, Noah Gardner, Nick Cuse, Rodo Sayagues
Musik: The Haxan Cloak
Stimmen: Nicholas Braun, Lily Collins, Karen Gillan, Aaron Taylor-Johnson, Riley Keough, Ben Schwartz, Jennifer Tilly, Kyle McCarley, Mark Duplass, Judy Greer, Pedro Pascal, Rosario Dawson, Laura Harrier, Gilbert Owuor, Paul Walter Hauser, Edi Patterson, Paola Nuñez, Nick Jonas, Danny Huston, Shane Paul McGhie, Tessa De Nicola, Tiana Camacho, Joey King, Jaeden Martell, Jenica Bergere, Johnny Sneed, Aubrey Plaza, Clancy Brown, Cynthy Wu, Quinn Minichino Eakins, Stephen Lang, Danny Pudi, Keri Tombazian, Jocelyn Ayanna, Brandon Papo

Trailer

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„Calls“ erzählt in mehreren unzusammenhängenden Episoden von eigenartigen Phänomen, die sich im Rahmen von Gesprächen ergeben. Die Serie kombiniert dabei klassisches Hörspiel und abstrakte Bilder zu einem spannenden Erlebnis, mal unheimlich, dann rätselhaft, manchmal auch tieftraurig. Auch wenn das Ende dem Aufbau nicht gerecht wird, lohnt sich dieser etwas andere Mysterythriller.
7
von 10