Das Blubbern von Glück H is For Happiness
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Das Blubbern von Glück

Inhalt / Kritik

Das Blubbern von Glück
„Das Blubbern von Glück“ // Deutschland-Start: 22. April 2021 (DVD)

Es gab sicherlich eine Zeit, als Familie Phee glücklich war. Doch die liegt lange zurück. So ist Vater Jim (Richard Roxburgh) seit Jahren schon mit seinem Bruder Brian (Joel Jackson) zerstritten. Vor allem aber der frühe Tod der Tochter lastet schwer auf ihnen, Mutter Claire (Emma Booth) kann vor Kummer kaum noch das Schlafzimmer verlassen. Für die 12-jährige Candice (Daisy Axon) ist der Fall klar: höchste Zeit, das zu ändern! Und so versucht sie nicht nur, die beiden zerstrittenen Brüder wieder zu vereinen, sondern auch Lebensfreude zurückzuholen. Dabei erhält sie Unterstützung durch ihren Mitschüler Douglas Benson (Wesley Patten), der ebenso wie sie ein Außenseiter an der Schule ist und fest davon überzeugt, aus einer anderen Dimension zu stammen. Doch die Bemühungen der zwei sind nicht von Erfolg gekrönt …

Über das Leben mit der Trauer

Sie ist eine dieser Fragen, die wir uns Menschen immer wieder stellen müssen: Wie gehen wir mit Schicksalsschlägen um? Vor allem der Verlust eines geliebten Menschen kann die Hinterbliebenen in eine Existenzkrise stürzen. Wenn es sich dabei auch noch um das eigene Kind handelt umso mehr. Da helfen auch gute Ratschläge oder Lebensweisheiten nicht, jeder muss an der Stelle eine eigene Antwort finden. Anders als aber etwa Plötzlich so still vor einigen Wochen steht im Mittelpunkt von Das Blubbern von Glück niemand, der mit der eigenen Trauer umzugehen lernen muss. Vielmehr wird von der Schwierigkeit erzählt, die Trauer anderer zu durchbrechen.

Der größere Unterschied liegt aber darin, dass die Geschichte durch die Augen eines Kindes erzählt werden. Der Tod der Schwester ist dabei ein großer Aspekt, aber nicht der einzige. Vielmehr wechselt Das Blubbern von Glück zwischen verschiedenen Strängen. Der eine betriff die Zusammenführung der Familie und der damit verbundene Versuch, sich das Glück zurückzuholen. Der andere handelt davon, wie ein in mehrfacher Hinsicht besonderes Mädchen versucht, für sich einen Platz in der Welt zu finden. Denn der fehlt ihr nicht nur wegen des dunklen Schattens, der über ihrer Familie liegt und sie damit unsichtbar macht. Sie ist zudem eine Außenseiterin in ihrer Klasse und häufige Zielscheibe von Spott. Wenn wir sie dabei begleiten, wie sie ihre Antworten sucht, dann ist das typisches Coming-of-Age-Material.

Eine Welt voller Farben

Die Umsetzung ist hingegen weniger typisch. Das fängt bei den Bildern an, die Adaption des gleichnamigen Romans des australischen Autors Barry Jonsberg ist schon sehr bunt. Nicht nur dass Candice mit ihren feuerroten Haaren ein echter Hingucker ist. Ihr Zuhause ist so überzeichnet, dass man den Eindruck hat, in ein Puppenhaus zu schauen – inklusive eines von Pink und Gold dominierten Schlafzimmers. Zusammen mit den Träumereien der beiden jungen Hauptfiguren ergibt sich daraus oft der Eindruck, dass das hier alles nicht so wirklich real ist. Zumal Das Blubbern von Glück gern mit Humor arbeitet, sei es in Form von Situationskomik, ironischen Voice-overs oder mit den skurrilen Figuren. Beispielsweise hat Miriam Margolyes (Zeit der Unschuld) einige beeindruckende Auftritte als resolute Lehrerin mit einem wild umherspringenden Auge.

Ob eine derart farbenfrohe und lockere Inszenierung dem Thema gerecht wird, darüber darf natürlich gestritten werden. Wenn sich zum Ende alles in Wohlgefallen auflöst, wie es bei solchen Filmen nun einmal üblich ist, dann geschieht das schon sehr schnell. Gerade weil sich die Eltern zunächst so widerspenstig zeigen bei der Verarbeitung ihrer Vergangenheit, irritiert das schnelle Umlenken ein wenig. Das Blubbern von Glück verharmlost an der Stelle schon ziemlich, macht es sich, den Figuren wie dem Publikum einfach. Ein bisschen gute Laune, ulkige Kostüme und Gesang reichen bei solchen tiefgehenden Krisen natürlich nicht aus.

Willkommene neue Perspektive

Dafür ist der Familienfilm, der auf der Berlinale 2020 lief, sehr charmant und spendet den jungen Zuschauern und Zuschauerinnen Mut. Durch den Wechsel in die Kinderperspektive gelingt es zudem, ein bisschen aus dem Trott auszubrechen und manches zurechtzurücken. Gerade die Eltern von Candice sind in ihrer Wut und Trauer Gefangene, die mit Scheuklappen durchs Leben laufen. Wenn sie diese letztendlich doch noch ablegen, dann ist das ein befreiendes, wohltuendes Gefühl. Das Blubbern von Glück lässt einen wieder daran glauben, dass jeder sein Glück finden kann. Dass selbst so furchtbare Ereignisse wie der Tod nicht das Ende bedeuten müssen. Der Film bedeutet damit zum einen für die junge Zielgruppe eine Auseinandersetzung mit verschiedenen ernsten Themen, für die Erwachsenen dass es selbst in ausweglos erscheinenden Situationen einen weiteren Weg geben kann.

Credits

OT: „H is for Happiness“
Land: Australien
Jahr: 2019
Regie: John Sheedy
Drehbuch: Lisa Hoppe
Vorlage: Barry Jonsberg
Musik: Nerida Tyson-Chew
Kamera: Bonnie Elliott
Besetzung: Daisy Axon, Wesley Patten, Richard Roxburgh, Emma Booth, Miriam Margolyes, Joel Jackson

Bilder

Trailer

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„Das Blubbern von Glück“ erzählt von einer 12-jährigen Außenseiterin, die ihre Familie wieder zusammenführen will. Die Romanadaption will dem Publikum dabei Mut machen, setzt auf knallige Farben und Humor. Das wird dann zwangsläufig etwas verharmlosend, ist aber doch ein schöner und wohltuender Film.
7
von 10