Mehr als 125 Millionen Menschen sind seit dem Ausbruch an Covid 19 erkrankt, die Zahl der Todesopfer beläuft sich auf bislang 2,7 Millionen Menschen. Für zahlreiche weitere bedeutete die Pandemie das wirtschaftliche Aus. Wer etwa in den Bereichen Gastronomie, Tourismus oder Kultur arbeitet, muss ein mehrmonatiges Arbeitsverbot verkraften, beim Versuch, das Virus irgendwie aufzuhalten. Aber selbst Leute, die nicht unmittelbar zu den Opfern gehören, mussten in den vergangenen zwölf Monaten zahlreiche Einschränkungen über sich ergehen lassen. Der Besuch der Familie wurde zum Luxus, Freundschaften sowieso. Selbst ein vermeintlich harmloser Spaziergang wird in Zeiten des Lockdowns zu einem Politikum. Ganz klar: Für die Menschheit ist die Corona-Pandemie eine absolute Katastrophe.
Verschnaufpause für die Natur
Doch das ist nur die eine Seite der Geschichte. Der Natur kommt diese Zwangsentschleunigung nicht ungelegen. Allein durch den Verzicht auf Flüge wurde jede Menge CO2 eingespart. Die Reduktion der menschlichen Aktivitäten hat zu einer kleinen Verschnaufpause geführt. Das merkten gerade auch die Tiere, die auf einmal viel verlassene Fläche vorfanden, während die Zweibeiner zu Hause hockten. Nachrichten von Delfinen, die in Venedig gesichtet wurden, gingen um die Welt und erfreuten das Herz der Menschen. Ein kleiner Lichtblick inmitten der alltäglichen Tristesse. Wem das noch nicht reicht, dem sei ein Blick auf die Apple TV+ Dokumentation Das Jahr, das unsere Erde veränderte empfohlen, die fast ausschließlich aus solchen Nachrichten besteht.
Genauer erzählt der immer für Umweltthemen zu begeisternde David Attenborough in der englischen Originalfassung davon, wie weltweit von Menschen vertriebene Tiere sich zurück wagten oder anderweitig Vorteile davon haben, in Ruhe gelassen zu werden. Letzteres kann sogar ganz wörtlich verstanden werden. Ob nun Singvögel in einer US-amerikanischen Großstadt oder Gepardmütter, die mit ihren Jungen unterwegs sind: Ohne den Krach der Maschinen, der Autos oder auch schnatternder Menschen können die Tiere wieder von ihresgleichen gehört werden. Aber auch Wale oder Schildkröten haben Das Jahr, das unsere Erde veränderte zufolge wieder den Raum, sich ungestört fortzubewegen, wie es ihre Natur verlangt.
Schöne Bilder mit hohem Gefühlfaktor
Die Bandbreite an Tieren ist dabei beachtlich. Auf den ersten Blick mögen Nilpferde, Pinguine und Pumas nicht so wahnsinnig viel gemeinsam haben. Eines aber schon: Sie streifen in dem Film durch die Straßen der Städte, nachdem sie dort nun mehr Platz haben. Das dient zuweilen mehr der Unterhaltung als wirklicher Information. Überhaupt ist Das Jahr, das unsere Erde veränderte nicht unbedingt der sachlichste Vertreter im Bereich des Dokumentarfilms. Da wird auf eine sehr dramatische Musik zurückgegriffen. Auch beim Text setzte man auf Pathos und eine maximale Emotionalisierung der Ereignisse. Das wird dann zwar nicht so manipulativ wie bei Seaspiracy kürzlich. Etwas irritierend ist es aber schon.
Doch auch wenn eine etwas sachlichere Umsetzung schön gewesen wäre, sehenswert ist die Dokumentation durchaus. So darf sich das Publikum auf knapp 48 Minuten voller Aufnahmen freuen, die von kurios bis zu atemberaubend reichen. Wohltuend ist das Gefühl, dass sich etwas auf dieser Welt in eine positive Richtung entwickelt ohnehin, hat man schließlich nicht so oft zuletzt. Dass diese Entwicklung nicht dauerhaft ist, sondern die Folge einer Pandemie, die irgendwann wieder vorbei sein wird, ist dabei natürlich klar. Und so endet Das Jahr, das unsere Erde veränderte nicht nur mit einem grundsätzlichen Appell, der Natur wieder mehr Raum zu lassen, sondern auch einem konkreten Beispiel aus Indien, wo das funktioniert hat. Das ist dann zwar nur ein winziger Aspekt. Aber jede Veränderung muss irgendwo anfangen.
OT: „The Year Earth Changed“
Land: UK
Jahr: 2021
Regie: Tom Beard
Musik: Adam Skinner, Dan Skinner
Erzählung: David Attenborough
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