Für Stascha Novak (Jasmin Gerat) schien das Glück bereits zum Greifen nah, als sie kurz vor der Hochzeit mit Milan (Henning Vogt) stand. Doch der ließ sie kurz zuvor sitzen. Das liegt inzwischen eine Weile zurück, aber noch immer hat sie den Vorfall nicht verkraftet. Umso größer ist der Schock, als eine Leiche gefunden wird, die für die Milans gehalten wird. Statt ihres Ex-Verlobten entpuppt sich der Tote aber ausgerechnet als der Gangster Gore Memic (Robert Besta), mit dem Stascha und ihre Schwester Minka (Jenny Meyer) am Tag zuvor einen heftigen Streit hatten. Während die Polizei nun nach dem flüchtigen Milan sucht, mischen sich auch Unterweltboss Zlatan Memic (Ralf Dittrich) und dessen zweiter Sohn Rade (Franz Dinda) ein, da sie den Mord von Gore rächen wollen …
Wie schön, alles wie daheim!
Wir alle kennen die Geschichten von Deutschen, die in den Urlaub fahren, nur um dort dasselbe zu wollen, was sie auch ihr bekommen. Für die eine Reise nach Griechenland nur komplett ist, wenn es Wiener Schnitzel gibt. Die ARD-Reihe Der Kroatien-Krimi ist so etwas wie das filmische Pendant dazu. Sie erlaubt es ganz gewöhnliche, typisch deutsche Kriminalfälle auszupacken, wie es sie jede Woche im öffentlich-rechtlichen Fernsehen zu sehen gibt, diese aber mit dem Setting Kroatiens zu verbinden. Der normale Alltag also, nur mit schöneren Bildern, mehr Sonne und ein bisschen Urlaubsgefühl. Schließlich hat man sich das nach dem Stress der Woche verdient.
Das gilt dann auch für Der Kroatien-Krimi: Jagd auf einen Toten, den inzwischen neunten Teil der Reihe. Zwischendurch darf beispielsweise auf einem kleinen Boot nach dem Verschwundenen gesucht werden. In einer anderen Szene sehen wir zwei Männer, die mitten im Grün ein bisschen angeln. Beide Momente sind für die Ermittlungen letztendlich völlig belanglos. Aber es ist schön anzusehen, was wohl auch der einzige Grund war, weshalb man sie eingebaut hat. Ähnliches gilt für die Kulisse im abschließenden Showdown. Zwar hätte man diesen prinzipiell überall drehen können. Aber der Ort ist doch eine nette Abwechslung zu dem, was man sonst in TV-Krimis geboten bekommt.
Zu viel überzogenes Drama
Ein weiteres Unterscheidungsmerkmal ist, dass die Figuren keine Deutschen sind, sondern Kroaten und entsprechend für das hiesige Publikum fremde Namen tragen. Das verliert jedoch ein wenig an Wirkung, da das komplette Ensemble deutsch ist und auch nur auf Deutsch geredet wird. Immerhin: Man engagierte in Der Kroatien-Krimi: Jagd auf einen Toten größtenteils Schauspieler und Schauspielerinnen, die nicht schon aus zahlreichen anderen TV-Filmen verbraucht sind. Lediglich Hauptdarstellerin Jasmin Gerat (The Team) und Episodengast Franz Dinda (Ronny & Klaid) sind aus diversen Fernseh- und Kinoproduktionen wirklich bekannt. Der Rest bringt ein bisschen Abwechslung in die hiesige TV-Landschaft, bei der man oft das Gefühl hat, dass ein begrenzter Schauspielpool immer wieder durchrotiert wird.
Doch weder die schönen Bilder noch die unverbrauchten Gesichter können verhindern, dass Der Kroatien-Krimi: Jagd auf einen Toten ein ziemlicher Reinfall ist. Vielmehr ist Drehbuchautor Christoph Darnstädt, der vor Kurzem die Geschichte zu Laim und die Tote im Teppich geschrieben hat, einfach nichts Interessantes eingefallen. Der Fall an sich ist schrecklich langweilig. Dafür werden mit aller Gewalt lauter dramatische Szenen hineingepresst, die so absurd sind, dass man im besten Fall noch darüber lachen kann. Der TV-Krimi wird an diesen seifenopernartigen Stellen schon beinahe eine Parodie auf das Genre. Wenn dann auch noch überzogene Darstellungen und plumpe Flashbacks aufkommen, vergeht einem komplett die Lust, hier noch bis zum Ende dranzubleiben – welches in seiner Theatralik noch einmal alles toppt. Diese Jagd kann man sich getrost sparen. Da kann man nur hoffen, dass der nächste Teil Die Patin von Privonice mehr zu bieten hat.
OT: „Der Kroatien-Krimi: Jagd auf einen Toten“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Michael Kreindl
Drehbuch: Christoph Darnstädt
Musik: Titus Vollmer
Kamera: Anton Klima
Besetzung: Jasmin Gerat, Lenn Kudrjawizki, Jenny Meyer, Henning Vogt, Ralf Dittrich, Franz Dinda, Rufus Beck, Thomas Arnold, Max Herbrechter
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