Zur Überprüfung eines Kollegen wird Pacal Fabre (Lino Ventura), Agent des französischen Geheimdienstes, nach Wien geschickt. Margery (Jean Bouise), ebenfalls Agent und ein alter Bekannter Fabres, wird verdächtigt, ein Doppelagent zu sein und zum KGB übergelaufen zu sein, dem er nun geheime Informationen, unter anderem die Namen weiterer Agenten, zuspielt. Bereits kurz nach seiner Ankunft in der österreichischen Hauptstadt wird Fabre Zeuge merkwürdiger Vorkommnisse wie dem Unfalltod eines Informanten und sein alter Freund lässt das erste Treffen platzen. Als es Fabre gelingt, dank des Netzwerks von Informanten in Wien den Aufenthaltsort Margerys aufzuspüren, erhält er einen weiteren Eindruck davon, wie gefährlich die Lage für den Geheimdienst geworden ist. In der Folge bestreitet sein Freund, den Westen verraten zu haben, macht aber deutlich, er habe vor, sich abzusetzen, zusammen mit seiner Freundin Anna (Marilu Tolo), einer Nachtclubsängerin. Jedoch wird er von sowjetischen Agenten entführt, die auf der Suche nach einem Mikrofilm sind.
Als Fabre weiter ermittelt und dabei auf die Spur eines Rechtsanwaltes kommt, der eventuell mit dem KGB in Verbindung steht, gerät er in den Besitz jenes Mikrofilmes. Da sein Freund in den Händen des Feindes ist, liegt es nun an Fabre, ob er sich für dessen Rettung entscheidet oder ihn ausliefert, doch egal, wofür er sich entscheidet, er kann nicht zulassen, dass Margerys Netzwerk aus Informanten oder der Film in die falschen Hände kommt. Ein Spiel gegen die Zeit beginnt, bei dem Fabre beweisen muss, wem gegenüber er sich loyal zeigt.
Doppeltes Spiel
Der insgesamt fünfte Spielfilm des französischen Regisseurs Jacques Deray, der vor allem wegen seiner Regie bei Der Swimmingpool mit Alain Delon und Romy Schneider berühmt wurde, ist ein Thriller, der vor dem Hintergrund des Kalten Krieges spielt. Basierend auf dem Roman Gilles Peraults spiegelt die Geschichte um Spionage und Verrat die Komplexität eines Krieges wider, in dem es keine Sicherheiten mehr gab und man niemandem trauen konnte. Jeder ist käuflich und potenziell korrupt, ist die zynische Quintessenz des Drehbuchs Josè Giovannis, der als Regisseur mit Werken wie Der Zigeuner, Endstation Schafott oder Im Dreck verreckt bereits eben diese Themen bediente.
Die österreichische Stadt Wien, mit ihrer reichen Kultur und Geschichte, bildet den Hintergrund des Thrillers, doch ist sie mehr als nur eine Kulisse. Neben der prächtigen Architektur und Musik sowie diverse Impressionen, beispielsweise vom Prater, bildet Wien im Kontext von Die Haut des Anderen den Treffpunkt für eben jene Ideologien, die sich beim Kalten Krieg gegenüberstanden. Die Inszenierung Derays in Kombination mit Jean Boffetys Kameraführung zeigt eine Stadt mit zwei Gesichtern: auf der einen das fast schon touristisch anmutende Image der Hauptstadt und auf der anderen Seite eines der dunklen Gassen und des Zwielichts. Wie bei den Figuren, welche ebenfalls ein doppeltes Spiel führen, sind diese beiden Identitäten keinesfalls getrennt, sondern gehen ineinander über.
Niemand, noch nicht einmal der von Lino Ventura gespielte Fabre, sind eindeutig zu bestimmen. Schon nach wenigen Minuten ist dieser scheinbar mit allen Wasser gewaschene Mann einer, der sich in dem komplexen Netz aus Verrat und doppeltem Spiel schnell wiederfindet und dieses mitspielen kann, ihm gar seinen eigenen Willen aufzwingen kann. Wie in vielen anderen seiner Filme in den 1960er und 1970er Jahre ist Ventura in einer Rolle zu sehen, deren minimale Mimik eine gewisse Abgeklärtheit widerspiegelt. Als er erkennt, dass man mit ihm ein falsches Spiel treibt, erscheint er wenig schockiert, beinahe ruhig und scheint dies erwartet zu haben, wobei es die Geschichte mit ihren zahlreichen Wendungen bisweilen etwas übertreibt.
Jeder für sich
Wie in vielen anderen, thematisch ähnlichen Filmen jener Zeit ist der Kampf der Ideologien oder der Geheimdienste, welche sie repräsentieren, nur eine Oberfläche. Da persönliche Verbindungen, egal, ob Freundschaften oder Beziehungen, eine eher untergeordnete Rolle spielen, zählt vor allem das eigene Überleben in einem Kampf, dessen Ausmaß unüberschaubar geworden ist. Der von Jean Bouise gespielte Margery gibt im Zwiegespräch mit Fabre zu verstehen, er habe keine Visionen für die Zukunft mehr, keine Illusionen mehr, was diese Welt und erst recht nicht in Bezug auf seine Auftraggeber, die ihn zu allem Überfluss noch des Verrates verdächtigen. Jeder ist auf sich alleine gestellt und für sein eigenes Überleben verantwortlich.
OT: „Avec la peau des autres“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1966
Regie: Jacques Deray
Drehbuch: Josè Giovanni
Vorlage: Gilles Perault
Musik: Michael Magne
Kamera: Jean Boffety
Besetzung: Lino Ventura, Marilu Tolo, Jean Bouise, Adrian Hoven, Wolfgang Preiss, Jean Servais
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