Die Schlange The Serpent Netflix
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Dis Schlange The Serpent Netflix
„Die Schlange“ // Deutschland-Start: 2. April 2021 (Netflix) // 13. Januar 2023 (DVD)

Inhalt / Kritik

Bislang war das Leben von Herman Knippenberg (Billy Howle) nicht so wahnsinnig aufregend. Als junger Attaché der niederländischen Botschaft in Bangkok Mitte der 1970er hat er sich meist mit eher banalen Aufgaben zu beschäftigen. Das ändert sich jedoch, als zwei Landsleute von ihm brutal ermordet werden. Schließlich scheint sich außer ihm niemand wirklich für den Fall zu interessieren, weshalb er und seine Frau Angela (Ellie Bamber) selbst Nachforschungen anstellen. Dabei stoßen sie auf die Spur von Charles Sobhraj (Tahar Rahim) und seiner Freundin Marie-Andrée Leclerc (Jenna Coleman), die unter falschem Namen durch Asien reisen und dabei regelmäßig Reisende aus dem Westen ausnehmen …

Die Faszination wahrer Serienmorde

Mit True Crime Dokus hat sich Netflix eine treue Schar an Fans herangezüchtet, die gar nicht genug bekommen können von realen Mordsgeschichten, die entweder besonders mysteriös oder besonders brutal waren. Manchmal auch beides. Zuletzt bediente man dieses Zielpublikum mit Titeln wie Night Stalker: Auf der Jagd nach einem Serienmörder oder Der Yorkshire Ripper, bei denen jeweils lange einem Phantom hinterher gejagt wurde. Wer sich für solche Geschichten interessiert, diese jedoch lieber in einem schauspielerischen Gewand sehen möchte, der schaut beim Streamingdienst hingegen tendenziell in die Röhre. Der Nachschub ist in dieser Hinsicht dann doch eher dünn.

Mit Die Schlange gibt es nun mal wieder einen solchen Titel. Und das ist nicht nur der zahlenmäßig dürftigen Konkurrenz wegen eine gute Nachricht. Vielmehr bringt die britische Serie genug Material mit, um mehr zu sein als „nur“ eine weitere wahre Mördergeschichte. Zum einen sicherte man sich hier einige bekannte und talentierte Schauspieler. Vor allem Tahar Rahim (The Eddy) hat einen Glanzauftritt nach dem anderen als glatter und zugleich abgründiger Killer. Er schafft es, selbst in sonnigen, idyllischen Szenen eine derart bedrohliche Atmosphäre zu erzeugen, dass es einem eiskalt den Rücken hinunterläuft. Sein Gegenspieler Billy Howle (Zeugin der Anklage) entspricht hingegen dem Typ des ahnungslosen Idealisten, der gegen eine Gefahr ankämpft, die eigentlich ein paar Nummern zu groß für ihn ist. Der klassische Fall eines Helden wider Willen also.

Stylisch und abgründig

Ein weiterer Pluspunkt ist die gelungene Optik. Die Die Schlange nimmt uns mit in die 1970er, kombiniert Mode und Frisuren der damaligen Zeit mit einem fernöstlichen Ambiente. Da treffen Hippie-Ästhetik und Luxushotels aufeinander, dazu eher schäbige Plätze in Ländern, die ihren Aufschwung als Touristenattraktionen noch vor sich hatten. Die Serie ist damit nicht nur das Porträt eines cleveren und zugleich grausamen Mannes, der mindestens ein Dutzend Morde begangen hat. Es ist auch das Porträt einer Zeit des Umbruchs. Viele Menschen aus dem Westen waren auf der Suche nach sich selbst, taten das jedoch an einem Ort, der dafür nicht unbedingt ausgerichtet war. Die Kommerzialisierung dieser Sehnsucht war noch nicht so weit fortgeschritten, man wusste nicht wirklich etwas mit diesen Leuten anzufangen.

Das ist dann letztendlich auch der wirklich spannende Teil von Die Schlange. Hier ist mal keiner der üblichen Killer unterwegs, der sich einem blutigen Rausch hingibt. Sobhraj verachtete zwar die Menschen, machte sich aber nicht deren Tod zum Ziel. Das war eher ein Nebenergebnis. Vielmehr verstand er es, sich ihre Unwissenheit, ihre Naivität und Überheblichkeit zunutze zu machen. Den Irrglauben, irgendwo in der Weltgeschichte herumreisen zu können, ohne dass ihnen dabei etwas geschieht. Die Serie verurteilt dabei klar den Mörder, zeigt ihn als skrupellosen und manipulativen Teufel, hinter dessen Charme und Attraktivität die Finsternis wartet. Sie zeigt aber ebenfalls auf, wie leicht es die Menschen ihm machten. Wie wenig sie ihm in ihrer Ahnungslosigkeit gewachsen waren.

Spannende Einblicke in die menschliche Natur

Auch wenn das Ende der Geschichte bekannt ist, so verfügt Die Schlange doch über einen recht hohen Spannungslevel. Nicht allein, dass es gerade zum Ende sehr turbulent wird, wenn Knippenberg und die anderen Jagd auf ihn machten und er immer mehr zu einem gehetzten Tier wird. Die Serie hat auch, trotz ihres historischen Kontextes, einiges über die menschliche Natur im Allgemeinen zu sagen. Mögen einzelne Aspekte heute so nicht mehr möglich sein – Passfälschungen sind deutlich schwieriger, in Zeiten sozialer Medien können Leute weniger einfach verschwinden –, einige grundsätzliche Verhaltensweisen sind dann doch zeitlos. So werden quasi über die Hintertür Themen wie kulturelle Aneignung, Identitäten als Konstrukt oder auch die Sehnsucht nach freier Selbstbestimmung angesprochen. Die etwas umständlichen Zeitsprünge, welche eine erzählerische Komplexität vorgaukeln sollen, hätte es da gar nicht gebraucht. Der Inhalt gibt auch so genügend Stoff zum Nachdenken her.

Credits

OT: „The Serpent“
Land: UK
Jahr: 2020
Regie: Tom Shankland, Hans Herbots
Drehbuch: Richard Warlow
Musik: Dominik Scherrer
Kamera: Si Bell, Anton Mertens, Seppe Van Grieken
Besetzung: Tahar Rahim, Jenna Coleman, Billy Howle, Ellie Bamber, Mathilde Warnier, Tim McInnerny

Bilder

Trailer

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Die Schlange
fazit
„Die Schlange“ erzählt die Geschichte eines realen Serienmörders, der in Asien westliche Reisende ausnutzte, ausraubte und deren Identitäten übernahm. Das ist visuell ansprechend umgesetzt, erstklassig besetzt und bietet zudem einiges an Stoff, über den es sich trotz des historischen Kontextes noch heute nachzudenken lohnt. Lediglich die umständlichen Zeitsprünge trüben etwas den Eindruck.
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