Die Wand der Schatten
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Die Wand der Schatten

Inhalt / Kritik

Die Wand der Schatten
„Die Wand der Schatten“ // Deutschland-Start: 15. April 2021 (Video on Demand)

Per Definition verknüpft der Mythos das Leben der Menschen mit der Welt der Götter. Unabhängig vom kulturellen Hintergrund werden wir in vielen Ländern dieser Welt mit jener Verbindung konfrontiert, sei es bei der Besichtigung des Giant’s Causeway in Irland oder der antiken Tempel in Griechenlands. Immer wieder blicken diese Bauwerke oder Naturphänomene auf uns als Betrachter wie eine Art Spiegel in die Vergangenheit, ein Beweis einer Macht, die man göttlich nennen kann oder nicht, deren Präsenz aber unzweifelhaft zu sein scheint. Besonders Berge stehen aufgrund ihrer Pracht und Größe schon seit jeher im Zentrum vieler solcher Mythen, erst recht, wenn sich bei ihrer Besteigung menschliche Tragödien abspielen, welche dann als Beweis für jene Machtposition Gottes gesehen wird, der den Menschen aufgrund seiner Arroganz und Anmaßung bestraft. Andererseits wurden gerade diese Geschichten immer auch als eben jener Grund gesehen, weswegen sich viele aufmachen die Gipfel des Nanga Parbat oder des Mount Everest zu erklimmen.

In diesem Kontext nimmt der Berg Kumbhakama im östlichen Teil Nepals sicherlich eine besondere Stellung ein. Von den Einheimischen als Heimat der Götter wie auch Dämonen angesehen, ist gerade die Ostwand eine Herausforderung vieler Bergsteiger, welche bis heute noch nicht gemeistert wurde und als einer der höchsten Trophäe unter Alpinisten bekannt ist. In ihrer Dokumentation Die Wand der Schatten erzählt Regisseurin Eliza Kubarska vom  Kumbhakama und den Menschen, die in seiner Nähe wohnen, genauer gesagt dem Volk der Sherpa, in deren Mythen der Berg eben jenen Status als Heimat der Götter einnimmt. Im Fokus ihrer Dokumentation, welche unter anderem auf dem Hot Docs Film Festival in Toronto und dem Docs Against Gravity in Warschau zu sehen war, stehen der Bergführer Ngada Sherpa und seine Frau Jomdoe, die aufgrund ihrer finanziellen Lage sich gezwungen sehen, den Anstieg zum  Kumbhakama mit einer Gruppe Bergsteiger zu unternehmen, auch wenn dies gegen die Prinzipien ihres Lebens und Glaubens verstößt.

Ein Gott und ein Dämon

Eliza Kubarskas Dokumentation lässt sich in zwei Teile betrachten, wobei der erste sich mit der Familie des nepalesischen Bergführers befasst und der zweite die Expedition mit den Bergsteigern. Neben den Szenen aus dem Alltag der Familie und später dann den einzelnen Stationen des Aufstieges gibt es immer wieder Segmente, in denen der Zuschauer per Voice-Over jene Legenden der Sherpa hört, die seit Jahrhunderten die Geschichte des Berges erzählen und das Bild geprägt haben, was changiert zwischen diesem als Heimat der Götter oder einer Stätte, die von Dämonen beherrscht wird. Die prachtvollen Aufnahmen der Landschaft durch Piotr Rosolowski unterstützen beide Sichtweisen auf den Kumbhakama, belegen die klaren Wintermorgen die Schönheit und die der unberechenbaren Winde und Lawinen die zwei Gesichter des Berges.

Auf der einen Seite lässt sich eine Dokumentation wie Die Wand der Schatten als reine Naturdokumentation sehen, doch ignoriert dies den anthropologischen Ansatz den Kubarska für ihren Film gewählt hat und in dessen Bildern gegenwärtig ist. Anhand der nepalesischen Familie wird die Beziehung der Einheimischen zu dem Berg aufgezeigt, der mitnichten nur den Kern vieler Mythen ausmacht, sondern in vielerlei Hinsicht ein wichtiger Aspekt ihres Lebens ist, wie generell Spiritualität und Glauben. Eine Diskussion zwischen den beiden Eheleuten stellt immer wieder fest, welchen Gefahren man sich aussetzt und welch hochmütige Haltung man hat, beschließt man den „Berg der Götter“ zu besteigen, der schon vielen zuvor das Leben kostete. Besonders interessant und teils auch sehr drastisch wird diese Sichtweise in der Begegnung mit den westlichen Bergsteigern dargestellt, welche den Anstieg eher als Herausforderung sehen und sich der kulturellen Besonderheit des Berges nicht bewusst sind, was bisweilen zu Konflikten führt.

Credits

OT: „The Wall of Shadows“
Land: Polen, Deutschland, Schweiz
Jahr: 2020
Regie: Eliza Kubarska
Drehbuch: Eliza Kubarska, Piotr Rosolowski
Kamera: Piotr Rosolowski

Bilder

Trailer

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„Die Wand der Schatten“ ist eine Dokumentation über die Rolle von Mythen im Leben von Menschen und innerhalb einer Kultur. Durch die schönen und prächtigen Aufnahmen erlangt der Zuschauer einen Einblick in die Rolle des Berges Kumbhakama im Leben der Nepalesen und dessen spiritueller Bedeutung.