Die Wonder Boys
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Die Wonder Boys

Inhalt / Kritik

Die Wonder Boys
„Die Wonder Boys“ // Deutschland-Start: 2. November 2000 (Kino) // 7. November 2001 (DVD)

Mit seinem ersten Roman avancierte Grady Tripp (Michael Douglas) auf Anhieb zu einer Sensation, wurde frenetisch von der Kritik gefeiert. Bis heute lebt der als Literaturprofessor an einem College in Pittsburgh arbeitende Autor von diesem Ruhm. Seither ist ihm jedoch nur wenig geglückt. So schreibt er zwar schon seit Jahren an seinem zweiten Buch, kann sich aber einfach nicht für eine Richtung entscheiden. Privat sieht es nicht besser aus, ist er doch hin und her gerissen zwischen seiner deutlich jüngeren Ehefrau und der Hochschulleiterin Sara Gaskell (Frances McDormand), die dummerweise mit seinem Chef verheiratet wird. Und als wäre das alles nicht schon kompliziert genug, verkündet Sara, von ihm schwanger zu sein, Tripps ungeduldiger Verleger Terry Grabtree (Robert Downey Jr.) sitzt ihm im Nacken und der begabte Student James Leer (Tobey Maguire) sorgt für einen unangenehmen Zwischenfall …

Der lange Weg zum Ruhm

Auch wenn Curtis Hanson bereits in den frühen 70ern sein Debüt als Regisseur gab, so dauerte es doch ziemlich lange, bis man ihn auch tatsächlich wahrnahm. Obwohl er in den 80ern und 90ern mit diversen Stars zusammenarbeitete, an den Kinokassen waren seine Filme wenig erfolgreich. Das änderte sich erst 1992 mit dem Thriller Die Hand an der Wiege. Doch es war vor allem der umjubelte Neo-noir L.A. Confidential, mit dem er 1997 auf einmal in die oberste Liga aufstieg. Umso größer war die Neugierde, wie der US-amerikanische Filmemacher nach diesem künstlerischen Volltreffer weitermachen würde. Umso größer auch die Überraschung: Der eigentlich auf Krimis und Thriller spezialisierte Hanson widmete sich in Die Wonder Boys dem Leben, Suchen und Scheitern mehrerer Figuren, die Teil desselben Universität sind.

Ganz auf Nervenkitzel und brisante Situationen muss man deshalb nicht verzichten. So endet eine Begegnung mit einem aufdringlichen Hund mit einem Knall, Diebstahl und Drogen sind Teil des Geschehens, dazu immer wieder die Frage, ob Grady und James auffliegen werden. Doch selbst diese Passagen sind hier mit Humor verbunden. Der Witz von Die Wonder Boys basiert dabei auf mehreren Komponenten. Eine der wichtigsten: Irgendwie haben sie hier alle selbst einen Knall. Wir sind zwar in einem betont intellektuellen Milieu unterwegs, alle haben sie mit der Universität zu tun, die meisten mit Literatur. Aber das hindert sie nicht daran, mit einer bewundernswerten Konstanz Sachen falsch zu machen, sich blöd zu verhalten oder völlig ungeeignet für ein Leben da draußen zu sein.

Die Uni als Ort der verirrten Eitelkeiten

Das geht mit einem satirisch-spöttischen Ton einher. Der auf einem Roman von Michael Chabon (Unbelievable) basierende Film macht sich schon ganz gerne über die Figuren und damit den Universitätsbetrieb lustig. Die Wonder Boys beschreibt Letzteren als eine Art Blase, eine in sich geschlossene Welt, aus der die Leute nicht wirklich wieder herausfinden. Das zeigt sich besonders deutlich natürlich an Grady, der Literatur lehrt und immer wieder dieselben Floskeln verwendet, dabei kontinuierlich auf der Stelle dreht. Er ist ein Mann, dem grundsätzlich viele Wege offen stünden, der damit aber so überfordert ist, dass er ziellos vor sich hin werkelt, anstatt sich tatsächlich weiter zu entwickeln. Er ist ständig mit sich selbst beschäftigt und doch zu keiner wirklichen Innenansicht in der Lage – da braucht es schon den Impuls von außen.

Das macht auch den eher ernsten Aspekt von Die Wonder Boys aus. So sehr man sich über die diversen skurrilen Leute lustig machen kann, so sind doch die meisten von einer unerfüllten Sehnsucht angetrieben. Die kann mal künstlerischer Natur sein, mal amouröser. Die einen sind in Träumen und Erinnerungen gefangen, James legt sich eine Reihe von Geschichten zurecht, während er herauszufinden versucht, wer er eigentlich ist. Tatsächliche Vorbildfunktion hat dadurch niemand. Doch das macht sie eben auch schön menschlich. Die Figuren mögen alle ein bisschen in anderen Sphären schweben, sind aber doch noch so nahe am Leben, dass einem das Mitfühlen leicht gemacht wird – auch dank der hochkarätigen Besetzung.

Die Suche nach einem Happy End

Hinzu kommt die Neugierde, worauf das alles hinauslaufen wird. Gelingt es Grady, doch mal eine Entscheidung zu treffen, sich für eine Frau zu entscheiden und sein Buch abzuschließen? Was wird aus dem sonderbaren Wunderkind James? Die Wonder Boys nimmt uns mit auf eine Irrfahrt, deren Ende alle möglichen Formen annehmen kann. So wie der Protagonist ziellos umherstreift, verzichtet auch der Film auf eine klare Entwicklung. Vielmehr stehen hier komische Einzelsituationen und kleine Erkenntnisse auf dem Programm, die sich irgendwann aufsummieren. Das mag dann zum Schluss keine Message beinhalten, welche jeder für den eigenen Lebensweg mitnehmen kann. Man wird durch das Anschauen der Tragikomödie nicht wirklich schlauer oder weiser, hat höchstens gelernt, dass Leben manchmal auch Entscheiden bedeutet. Aber es ist doch schön, Teil dieses Entscheidungsprozesses zu sein, der selbst viel mit Wundern und Staunen zu tun hat.

Credits

OT: „Wonder Boys“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Curtis Hanson
Drehbuch: Steve Kloves
Vorlage: Michael Chabon
Musik: Christopher Young
Kamera: Dante Spinotti
Besetzung: Michael Douglas, Tobey Maguire, Frances McDormand, Katie Holmes, Rip Torn, Robert Downey Jr.

Bilder

Trailer

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 2001 Bestes adaptiertes Drehbuch Steve Kloves Nominierung
Bestes Lied Bob Dylan Sieg
Bester Schnitt Dede Allen Nominierung
BAFTA Awards 2001 Bester Hauptdarsteller Michael Douglas Nominierung
Bestes adaptiertes Drehbuch Steve Kloves Nominierung
Golden Globes 2001 Bester Film (Drama) Nominierung
Bester Hauptdarsteller (Drama) Michael Douglas Nominierung
Bestes Drehbuch Steve Kloves Nominierung
Bestes Lied Bob Dylan Sieg

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In „Die Wonder Boys“ streifen ein unentschlossener Literaturprofessor und ein verschlossenes Wunderkind umher, auf der Suche nach Antworten und einem Ziel im Leben. Das ist teilweise sehr witzig, auch weil der Universitätsbetrieb schön aufs Korn genommen wird. Gleichzeitig hat die Romanadaption aber auch ernstere Momente, wenn die Figuren alle in einer Blase gefangen sind und nicht wirklich weiter wissen.
8
von 10