Doktor Ballouz
© ZDF/Stefan Erhard/Oliver Betke/ Julian Landweer

Doktor Ballouz – Staffel 1

Inhalt / Kritik

„Doktor Ballouz – Staffel 1“ // Deutschland-Start: 8. April 2021 (ZDF) // 21. April 2022 (DVD)

Dr. Amin Ballouz (Merab Ninidze) hat sein Leben dem Wohlbefinden anderer gewidmet. Als Chirurg und Chefarzt einer kleinen Klinik in der Uckermark steht er den Menschen täglich bei, hilft ihnen bei ihren Leiden und versucht sie gesund zu pflegen. Dabei trägt er schwer daran, dass er seiner eigenen Frau nicht hat helfen können, die ihrer Krankheit erlegen ist. Seither gibt es für ihn nur noch seine Arbeit, bis spät in die Nacht ist er in dem Krankenhaus anzutreffen. Zu tun gibt es dabei genug. Sein Team, zu dem auch die Neurologin Dr. Barbara Forster (Julia Richter), der zielstrebige Oberarzt Dr. Mark Schilling (Daniel Fritz) und die Assistenzärztin Dr. Michelle Schwan (Nadja Bobyleva) gehören, haben alle Hände voll zu tun. Und dann wäre da auch noch Vincent (Vincent Krüger), der im Krankenhaus als Reinigungskraft Sozialstunden leistet …

Begegnung mit Krankheit und Tod

Eigentlich sollte man ja meinen, dass in einer Zeit, in der unser aller Leben ständig von den Themen Krankheit und Tod dominiert werden, Begriffe wie Sterblichkeitsrate und Immunsystem zu unserem täglichen Vokabular gehören, der Bedarf an solchen Geschichten gedeckt ist. Und doch startet das ZDF mit Doktor Ballouz eine neue Dramaserie, in der jedes Mal Menschen schwer erkranken, manchmal geheilt werden, manchmal auch versterben. Und das sogar zur Primetime! Mit der aktuellen Corona-Pandemie haben die darin erzählten Schicksale jedoch nichts zu tun. Anknüpfungspunkte gibt es aber durchaus, wenn die ganz großen Fragen rund um Leben und Tod gestellt werden.

Im Mittelpunkt steht der titelgebende Arzt, der seine eigenen traurigen Erfahrungen gesammelt hat. Zwar ist seine Frau längst tot, wenn es in der Serie losgeht. Tatsächlich beschreibt Willkommen zurück, die erste der sechs Folgen von Staffel 1, wie Ballouz nach dem schweren Schicksalsschlag wieder den Weg zurück in die Arbeit sucht. Die einzelnen Geschichten der Folgen – in jeder geht es um eigene Fälle – haben mit dem Tod seiner Ehefrau zwar selten zu tun. Zu thematischen Überschneidungen kommt es aber natürlich schon, der Protagonist wird immer wieder von seinen Erinnerungen verfolgt, von seinen Schuldgefühlen, aber auch der Frage, was Sinn und Zweck eines Lebens ausmacht. Hätte er weniger gearbeitet, wäre er mehr für die Verstorbene da gewesen – auf Kosten jedoch seiner Patienten und Patientinnen.

Schwierige Entscheidungen

Dass eine solche Abwägung sehr schwierig ist, versteht sich von selbst. Überhaupt erzählt Doktor Ballouz bevorzugt von Fällen, bei denen harte Entscheidungen zu fällen sind. In der zweiten Episode Grüßen Sie meine Frau spielt beispielsweise Andrea Sawatzki eine Ehefrau, die ihre Zustimmung zu einer riskanten Operation geben muss, an deren Ende ihr Mann ein Pflegefall sein könnte. In Workaholic wiederum muss ein Jugendlicher, dessen körperlicher Zustand sich rapide verschlechtert, auf ein Leben im Rollstuhl einstellen. Welche Chance hat in einem solchen Fall aber noch die Liebe? Können er und eine Leidensgenossin, bei denen sich rasch Gefühle entwickeln, überhaupt so etwas eine normale Beziehung führen?

Eindeutige Antworten gibt Doktor Ballouz da nicht. Das will die Serie auch gar nicht. Vielmehr gibt sie zwar Anhaltspunkte, wie es laufen kann, überlässt es aber dem Publikum, eigene Schlüsse zu ziehen. Das macht sie zu einer angenehmen Alternative zu den Kollegen und Kolleginnen, die mit aus der Luft gegriffenen Happy Ends oder fest formulierten Kalendersprüchen das Ziel vorgeben. Die Serie ist auch nicht so manipulativ, wie es derart dramatische Geschichten zuweilen sind, wenn mit eisenverstärkten Holzhämmern Gefühle in die Herzen geprügelt werden sollen. Man mag es hier etwas leiser und nachdenklicher, verlässt sich stärker auf den Inhalt als die Präsentation desselben.

Zurückhaltend gut gut gespielt

Ganz frei von Dramatisierungen ist Doktor Ballouz dabei natürlich nicht. Das sind nicht unbedingt Alltagsgeschichten, die aus dem Krankenhaus erzählt werden. Schade ist in dem Zusammenhang auch, dass der Aspekt der gesundheitlichen Versorgung auf dem Land nur wenig Beachtung findet. Da hätte die Serie gern etwas konkreter werden dürfen, da bleibt das hier zu austauschbar. Am Ende überwiegen aber die positiven Faktoren, zumal ein gutes Ensemble gefunden wurde, um die Gedanken, Themen und Herausforderungen auch spürbar und menschlich zu machen. Da sind gerade bei den Gastauftritten einige dabei, die einem in Erinnerung bleiben. Ob es diese in der aktuellen Situation gebraucht hätte, das muss dabei natürlich jeder für sich entscheiden. Innerhalb des großen Felds der Krankenhausserien ist diese hier aber sicher eine der besseren.

Credits

OT: „Doktor Ballouz“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Andreas Menck, Philipp Osthus
Drehbuch: Conni Lubek, Kerstin Laudascher, Silja Clemens
Musik: Boris Bojadzhiev
Kamera: Julian Landweer, Christof Wahl
Besetzung: Merab Ninidze, Julia Richter, Daniel Fritz, Nadja Bobyleva, Vincent Krüger

Bilder

Interview

Merab Ninidze Doktor Ballouz InterviewWie ist es, in einer derart emotionalen Geschichte wie der von Doktor Ballouz mitzuspielen? Und was braucht ein guter Arzt? Diese und weitere Fragen haben wir Hauptdarsteller Merab Ninidze in unserem Interview zur Serie gestellt.

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Doktor Ballouz – Staffel 1
Fazit
„Doktor Ballouz“ erzählt von einem Arzt, der sich nach dem Tod seiner Frau wieder in die Arbeit stürzt. Die Serie kombiniert dabei die persönlichen Geschichten des Personals mit wechselnden Fällen, die sich um schwierige Entscheidungen und ganz universelle Überlegungen zu Leben und Tod drehen. Das hätte sicher alltäglicher ausfallen können, wird aber angenehm zurückhaltend präsentiert und überzeugt mit einem guten Ensemble.
7
von 10