Als die Ärztin Dr. Susanne Oppermann (Klara Höfels) ermordet in ihrer Praxis aufgefunden wird, ist der Schock groß. Die Liste an Verdächtigen ist es aber ebenfalls. Tatsächlich stoßen Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) und Otto Garber (Florian Martens) bei ihren Ermittlungen auf zahlreiche Leute, die nicht gut auf die Verstorbene zu sprechen sind. Da wäre beispielsweise Doktor Vanessa Seidel (Sophie von Kessel), die eigentlich ihre Nachfolgerin werden sollte, was Oppermann aber entgegen der getroffenen Absprachen zu verhindern versuchte. Währenddessen hat Sebastian Klöckner (Matthi Faust) noch ganz andere Sorgen, wird seine Mutter doch wegen Krebs behandelt …
Gemeinsam sind wir erfolgreich
Die Zeit der einsamen Wölfe ist bei Krimis mittlerweile größtenteils vorbei. Geniale Detektive, die im Alleingang die kompliziertesten Fälle lösen? Heute eine Seltenheit. Stattdessen ist heutzutage vor allem Teamarbeit gefordert. Das klappt natürlich nicht immer. Tatsächlich gibt es eine Reihe von TV-Filmen, bei denen es ordentlich zu Reibungen kommt, vor Kurzem etwa bei Tatort: Heile Welt. Da werden Streitigkeiten zur Möglichkeit der Charakterisierung. Andere Reihen versuchen im Gegenteil gerade dadurch zu punkten, dass sehr unterschiedliche Figuren ihre jeweiligen Stärken zusammenbringen. Das Quartett: Das Mörderhaus ist so ein Beispiel, wenn vergleichbar zu Superhelden-Filmen jeder seine Spezialfähigkeit einbringen kann.
Und dann gibt es noch Ein starkes Team. Auch hier setzte man anfangs auf große Kontraste zwischen den Figuren und lieferte so die Grundlage für spannende Auseinandersetzungen. Die Unterschiede waren gleichzeitig das Erfolgsrezept des Polizeiduos, das durch die sehr gegensätzlichen Persönlichkeiten und Vorgeschichten ans Ziel kam. Bei Gute Besserung, dem mittlerweile 84. Fall der ZDF-Reihe, ist davon kaum noch etwas zu spüren. Man hat hier kaum eine Ahnung, wer die Figuren nun sein sollen und was sie genau ausmacht. Nennenswerte Reibungen gibt es keine. Allenfalls die Nebenfiguren dürfen durch Alleingänge ein bisschen für Unmut sorgen. So richtig viel Teamarbeit gibt es hier trotz des Titels nicht.
Routiniert und etwas langweilig
Und auch der Humor, der 1994 noch Teil des Auftrags gewesen war, ist zweieinhalb Jahrzehnte später nicht mehr zu finden. Im Gegenteil: Bei Ein starkes Team: Gute Besserung geht es sogar richtig ernst zu. Drehbuchautor Leo P. Ard (Der Zürich-Krimi: Borchert und der Mord im Taxi) nutzt die Gelegenheit, die Mördersuche mit ein bisschen Gesellschaftsporträt zu verbinden. Genauer ist es das medizinische System, welches von fragwürdigen Selbstbereicherungen geprägt ist. Das ist in Zeiten von Corona und Politikern, die sich mit Masken an der Not der Menschen bereichern, von einer geradezu erschreckenden Aktualität. Ob das deshalb der richtige Krimi zur richtigen Zeit ist, darüber kann man hingegen streiten.
Leider unstrittig ist dabei, dass Ein starkes Team: Gute Besserung über dieses potenzielle Aufregerthema hinaus praktisch nichts bietet, das tatsächlich erwähnenswert wäre. Zwar wird hier nichts grundsätzlich falsch gemacht. Wenn die einzelnen Polizisten und Polizistinnen ausschwärmen, um Spuren zu suchen und die einzelnen Verdächtigen abzuklappern, dann ist das ein Whodunnit-Krimi der klassischen Schule. Nur eben kein besonders spannender. Das ist so routiniert runtergeschrieben und runtergespielt, wie man es bei einem derartigen Dauerbrenner erwarten kann. Doch an der Stelle hört es eben schon auf. Die Frage, wer die Ärztin umgebracht hat, ist brav nach neunzig Minuten beantwortet und spätestens am nächsten Tag schon wieder vergessen. Besserung ist dabei nicht in Sicht.
OT: „Ein starkes Team: Gute Besserung“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Johannes Grieser
Drehbuch: Leo P. Ard
Musik: Robert Schulte-Hemming
Kamera: Klaus Liebertz
Besetzung: Stefanie Stappenbeck, Florian Martens, Arnfried Lerche, Matthi Faust, Jaecki Schwarz, Eva Sixt, Danielle Barkay, Sophie von Kessel
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