Tagein, tagaus versucht der Sanitäter Sam (Drew Fonteiro) zusammen mit Jay (Marc Menchaca) das Leben anderer zu retten – auch weil es ihm als Kind nicht gelungen war, seine jüngere Schwester vor dem Ertrinken zu bewahren. Viele Jahre sind seither vergangen, doch noch immer wird er von seinen Erinnerungen heimgesucht. Da trifft es sich doch ganz gut, dass Jay ihn zu einem Wochenende am See einlädt. Mit dabei sind Jays Freundin Poppy (Michelle Macedo), deren Schwester Mia (Melissa Macedo) und deren Ehemann Tyler (Tyler White), der gerade aus dem Krieg zurückgekommen ist. Auf Letzteren hätte Sam dabei gut verzichten können, hat er doch seit einer Weile eine heimliche Affäre mit Mia. Es dauert dann auch nicht lange, bis es zu ersten Spannungen kommt, die in einem tödlichen Zwischenfall enden. Doch das ist nur der Anfang …
Eine eigenwillige Genremischung
Every Time I Die ist einer dieser Filme, bei denen es ratsam ist, im Vorfeld nicht zu viel zu wissen. Zwar verrät der Titel bereits schon eine Menge. Die offizielle Zusammenfassung des Inhalts in Verbindung mit dem zu Marketingzwecken erstellten Bildmaterial weckt jedoch einen völlig falschen Eindruck. So falsch, dass man mit dem Vorwissen erst einmal verwirrt ist, ob man hier überhaupt den richtigen Film eingelegt hat. Bis der entscheidende Wendepunkt geschieht, auf den sich alle stürzen, ist nämlich weit mehr als ein Drittel der Laufzeit rum. Wer sich von dem Werk den angekündigten Thriller erhofft, reichlich Nervenkitzel inklusive, der wird unweigerlich enttäuscht sein.
Dabei ist der sehr gemächliche Einstieg von Every Time I Die nicht zwangsläufig ein Manko. Regisseur und Co-Autor Robi Michael hat mit seinem Langfilmdebüt eben keinen reinen Genrevertreter gedreht, sondern eine Mischung aus Drama, Mystery und Thriller. Das eigenartige Phänomen, welches in der zweiten Hälfte die Handlung bestimmt, ist dabei nicht das eigentliche Thema. Vielmehr dreht sich die Geschichte um einen Mann, der völlig traumatisiert ist von dem Tod seiner Schwester, für den er sich persönlich verantwortlich fühlt. Immer wieder kommt es daher zu Flashbacks aus seiner Kindheit, die geprägt ist von den Versuchen seiner Familie, irgendwie mit der Situation fertig zu werden – zumeist vergeblichen Versuchen.
Ein Film, der Fragen hinterlässt
Das führt dann mit der ersten Wendung zu einem ziemlichen Bruch, der nicht jedem gefallen wird, da das zunächst völlig aus dem Nichts kommt. Allgemein dürfte sich Every Time I Die ein wenig schwer damit tun, eine bestimmte Zielgruppe zu finden. Für Genrefans sind die Szenen, bei denen es tatsächlich zur Sache geht, zu spät und zu kurz. Wer sich hingegen ein wirkliches Trauerdrama erhofft, der ist sicherlich irritiert, wenn der Film auf einmal solche Haken schlägt. Und selbst als dann klar wird, wie die einzelnen Teile zusammenpassen, bleibt Verwunderung. Michael hat schließlich gar nicht vor, eine wirkliche Erklärung zu liefern. Selbst wer großzügig bei der Geschichte ist, wird einige Fragen zum Schluss übrig haben.
Doch auch wenn Frust keine seltene Reaktion des Publikums sein dürfte, andere sich vielleicht sogar langweilen werden: Every Time I Die hat mehrere sehr interessante Ideen. Die Hauptidee hätte sich sicherlich noch effektiver umsetzen lassen, sei es als reiner Genrefilm oder als schwarzhumorige Thrillerkomödie im Stil von Happy Deathday. Aber sie ist auch so in der eher spröden, weniger auf Unterhaltung ausgelegten Form ungewöhnlich genug, dass es sich allein deshalb schon lohnt, den Film anzuschauen. Michael beweist damit, dass es noch immer neue Geschichten zu erzählen gibt. Es braucht hierfür nicht einmal ein nennenswertes Budget, da vieles hier über die Vorstellungskraft läuft bzw. die Darstellungskraft des Ensembles, das seine Wandelbarkeit unter Beweis stellen darf.
OT: „Every Time I Die“
Land: USA
Jahr: 2019
Regie: Robi Michael
Drehbuch: Gal Katzir, Robi Michael
Musik: Ran Bagno
Kamera: Tal Laza
Besetzung: Drew Fonteiro, Marc Menchaca, Michelle Macedo, Tyler White, Melissa Macedo
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