Seit zwei Jahren schon ist David (Max von Pufendorf) inzwischen mit Khaled (Omar El-Saeidi) liiert. Höchste Zeit, den nächsten Schritt zu gehen! Ganz so einfach wie gedacht ist das mit der von ihm erhofften Hochzeit aber nicht. Vor allem ihre Familien stehen dem Glück der beiden im Weg. So kann es ihm seine Mutter Lea (Maren Kroymann), die ihre jüdischen Wurzeln zelebriert, nicht verzeihen, dass er ausgerechnet mit einem Araber zusammen ist. Khaleds homophober Vater Faisal (Ramin Yazdani) weiß nicht einmal, dass die beiden zusammen sind, da es Khaled bislang nicht übers Herz gebracht hat. Und auch beruflich läuft es gerade nicht so recht. Davids Galerie braucht dringend einen Erfolg, sonst droht bald das Aus …
Über Umwege zum Liebesglück
Zu jeder großen Liebesgeschichte gehören auch große Hindernisse, die überwunden werden müssen. Denn nur wer für seinen Partner oder seine Partnerin kämpfen musste, hat diese auch verdient. Das zumindest ist es, was in Filmen immer mal wieder gern propagiert wird. Denn dann wirkt das Happy End besser. Wobei diese Hindernisse manchmal auch mehr sein dürfen. Gerade Komödien setzen darauf, dass solche Stolpersteine einfach Spaß machen, zumindest als Zuschauer und Zuschauerin. Familie verpflichtet ist eine dieser Komödien, bei denen man das Gefühl hat, es wurde händeringend nach irgendwelchen Gründen gesucht, weshalb die Ehe zwischen den beiden jungen Männern unter keinem guten Stern steht.
Wenn es um zwei Figuren gleichen Geschlechts geht, die den Bund der Ehe eingehen wollen, liegt es natürlich immer nahe, dass die Homosexualität Teil des Anstoßes ist. Bei Familie verpflichtet gilt das aber nur zum Teil. Vielmehr wird diese mit einem zweiten Problemfeld kombiniert: Religion bzw. ethnische Zugehörigkeit. Ein Jude und ein Muslim? Das geht nun wirklich nicht! Wobei die familiären Schwierigkeiten an der Stelle nicht ganz deckungsgleich sind. Auffallend ist, dass Khaleds Vater nichts gegen eine derartige glaubenskonträre Verbindung einzuwenden hat. Hauptsache, es kommt am Ende ein Enkelkind heraus. Bei Lea wiederum überwiegen die Vorbehalte gegen den Glauben. Schließlich töten Araber unschuldige Juden, so ihre Lebensauffassung.
Sympathisch, aber einfallslos
Familie verpflichtet spielt an diesen Stellen ganz bewusst mit Klischees. So etwas kann grundsätzlich natürlich ganz nett sein. Problematisch wird es aber, wenn einem nichts zu diesen Klischees einfällt. Und das ist leider bei dieser deutschen Komödie der Fall. Für eine Figur wie Lea, die eine jüdisch-muslimische Vereinigung als persönlichen Verrat auffasst, braucht es nicht sonderlich viel Kreativität. Bei den anderen sieht es nicht besser aus. Ein bisschen wird das Ganze noch aufgefrischt durch den Bereich der Kunst. So wird das Hauptthema der geheimen bzw. unerwünschten Beziehung der zwei Männer immer wieder von Davids Versuchen unterbrochen, seine Galerie zu retten – Running Gag um einen schwulen Künstler inklusive, der immer nur Sex hat, aber nichts malt.
Leider ist der aber nicht wirklich komisch. Und das gilt für viele Gags in dem von Hanno Olderdissen (Rock my Heart, Lassie – Eine abenteuerliche Reise) inszenierten Film. Ob es nun die diversen Lügenkonstrukte sind, die unweigerlich in sich zusammenfallen müssen, die Culture-Clash-Elemente oder die grundsätzlichen Übergriffe der Eltern, selbst im Erwachsenenalter: So richtig viele Lacher erzeugt das nicht. Da fehlt es zu oft an dem notwendigen Biss oder dem Mut, auch mal etwas Neues zu probieren. Daran ändert auch das engagierte Ensemble, allen voran Maren Kroymann, nicht wirklich etwas. Am Ende ist das dann zwar schon sympathisch aufgrund des mehrgleisigen Einsatzes für mehr Toleranz. Aber es springt eben nicht mehr als eine nette, letztendlich irgendwie belanglose Komödie heraus, die bei allen Kontrasten selbst ohne große Kontur bleibt.
OT: „Familie verpflichtet“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Hanno Olderdissen
Drehbuch: Lucas Banuscha, Michael Comtesse
Musik: Jörg Gollasch
Kamera: Carol Burandt von Kameke
Besetzung: Max von Pufendorf, Omar El-Saeidi, Maren Kroymann, Ramin Yazdani, Franziska Brandmeier, Nikola Kastner, Kristin Hunold
Filmfest Hamburg 2015
Max Ophüls Preis 2016
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