Schon auf der Fahrt zum Frauengefängnis inmitten des Dschungels begegnen sich die beiden Insassinnen Lee Daniels (Pam Grier) und Karen Bent (Margaret Markov). Während die eine wegen Prostitution angeklagt und verurteilt wurde, ist Karen eine der führenden Köpfe einer revolutionären Bewegung, welche den Umsturz der Regierung plant. Beide wollen so schnell es geht ausbrechen, doch das Leben im Gefängnis, kontrolliert von den sadistischen Aufseherinnen, ist hart und jeder Fehltritt wird mit drakonischen Strafen geahndet. Als es zwischen Daniels und Bent zu einem handfesten Streit kommt, werden sie beide in der Folge aneinander gekettet, schon alleine, damit es auf dem Transport in das andere Hochsicherheitsgefängnis nicht zu weiteren Vorfällen kommt. Doch der Transport wird von den Rebellen, welche auf der Suche nach Karen sind, abgefangen und es kommt zum Schusswechsel mit der Polizei, in dessen Folge die beiden Frauen, nach wie vor verbunden durch die Kette, in den Dschungel fliehen können.
Während Daniels nach wie vor nur so schnell es geht weg von der Insel möchte, sucht Karen den Anschluss an die Rebellen. Für Streit haben die beiden allerdings nicht viel Zeit, denn neben der Polizei ist auch Lees alter Zuhälter auf der Suche nach ihr und sinnt auf Rache an jener Frau, die ihn einst hinterging und ihm Geld stahl. Schon bald haben es viele Gruppen auf die beiden Frauen abgesehen und sie müssen sich zusammenraufen, wenn sie am Leben bleiben wollen.
Fesseln des Hasses
Wie viele angehende Talente des New Hollywood oder generell der Filmindustrie in den 1970er Jahren durchliefen auch Jonathan Demme und Joseph Viola, welche die Vorlage für das Drehbuch zu Black Mama, White Mama schrieben, eine Art Ausbildung bei Produzent und Filmemacher Roger Corman. Viele von Cormans Filmen basierten auf oder kopierten direkt populäre Filme oder eben Trends, weshalb er zu den wohl erfolgreichsten Vertretern des US-amerikanischen Exploitation-Kinos zählt. So ist es vielleicht nicht verwunderlich, dass Black Mama, White Mama starke Parallelen aufweist zu Stanley Kramers Flucht in Ketten mit Sidney Poitier und Tony Curtis in den Rollen von zwei Gefangenen, die, durch eine solide Kette aneinander gefesselt, sich zusammentun müssen bei der Flucht vor dem Gesetz. Jedoch lohnt es sich, wie bei vielen Exploitation-Filmen, einen Blick hinter diese Oberfläche zu wagen und zu sehen, dass Eddie Romeros Werk durchaus mehr zu bieten hat, als die negativen Kritiken zur Zeit der Veröffentlichung des Filmes vermuten lassen.
Gerade das „Woman in Chains“-Subgenre, zu dem Black Mama, White Mama ohne Frage zählt, enthält viele Ideen, die, sofern in den Händen eines entsprechend ambitionierten Regisseurs, durchaus einiges an Potenzial besitzen. Der ursprüngliche Titel des Projekts, „Chains of Hate“, wenn auch sehr reißerisch, verweist auf die sozialen und politischen Umwälzungen zu der Zeit, stehen die Fesseln, oder vielmehr die Kette, für eine Art der Gefangenschaft und Unfreiheit, welche Zwietracht und Gewalt schürt. Das Gefängnis, dessen Gitter und natürlich auch die Ketten stehen such in Romeros Film sinnbildlich für ein repressives, autoritäres System, welches zudem noch sehr maskulin besetzt ist, wie die weitere Handlung von Black Mama, White Mama zeigt. Immer wieder scheint die Inszenierung mit diesem Bild der Gefangenschaft zu spielen und es als eine Metapher für eine Form der Freiheitsberaubung zu sehen, die weit über die Leinwand hinausgeht.
Revolutionäre Zeiten
In diesem Zusammenhang ist die Besetzung Pam Griers und Margaret Markov in den Hauptrollen interessant. Während Markov bereits in dem ebenfalls von Joe Viola und Jonathan Demme geschriebenen The Hot Box mitgewirkt hatte, welcher zum selben Genre zählt wie Black Mama, White Mama, sollte Grier mit ihren Hauptrollen in Coffy – Die Raubkatze und Foxy Brown noch zu einer wahren Ikone des Exploitation-Genres werden. Auch wenn nicht unbedingt jeder Dialog sitzt, manches arg gestelzt klingt, spielen dennoch beide starke Frauen, die durch ihr, wenn auch erzwungenes, Teamwork noch überzeugender wirken und darüber hinaus auch für einige wenige komische Momente sorgen. Sowohl Lee wie auch Karen sind Frauen, die genug haben von jenem System, welches sie nur einsperrt, ausnutzt und verletzt, und die nun zurückschlagen, was sie beide zu ernsthaften Bedrohungen macht.
Darüber hinaus erscheint auch der Handlungsort des Filmes passend für eine Geschichte über Revolution und Befreiung. Die Philippinen, auf denen Black Mama, White Mama gedreht wurde, bilden den Hintergrund für eine actionreiche Jagd auf zwei Frauen, die sich in diesem ihnen feindlich gesonnenen Terrain durchschlagen müssen.
OT: „Black Mama White Mama“
Land: USA
Jahr: 1973
Regie: Eddie Romero
Drehbuch: H. R. Christian
Musik: Harry Betts
Kamera: Justo Paulino
Besetzung: Pam Grier, Margaret Markov, Sid Haig, Lynn Borden, Zaldy Zshornack, Laurie Burton
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