Halbe Brüder
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Halbe Brüder

Inhalt / Kritik

Halbe Brueder DVD
„Halbe Brüder“ // Deutschland-Start: 9. April 2015 (Kino) // 29. Oktober 2015 (DVD/Blu-ray)

So richtig viel gemeinsam haben die drei auf den ersten Blick ja nicht. Der hellhäutige Familienvater Julian (Sido) schlägt sich mehr schlecht als recht mit seinen Trickbetrügereien durchs Leben. Der türkischstämmige Yasin (Fahri Yardim) arbeitet brav in der Firma seines Papas. Der schwarze Addi (Tedros Teclebrhan) träumt von einer Karriere als Gangsta-Rapper. Und doch haben sie eines gemeinsam: Sie sind Brüder. Genauer haben sie die gleiche Mutter. Kennengelernt haben sie die nicht immer ganz keusche Nonne nie, dafür dürfen sie sich das Erbe teilen. 120.000 Euro soll sie vor ihrem Tod irgendwo versteckt haben. Nach einem etwas holprigen Start beschließen die drei auch, sich gemeinsam auf die Suche nach dem versteckten Schatz zu machen und sich dabei besser kennenzulernen …

Zwischendurch mal Komik

Eigentlich bringt man den Namen Christian Alvart mit Genretiteln in Verbindung. Mit Titeln wie Abgeschnitten oder Freies Land bewies der deutsche Regisseur, dass auch hierzulande atmosphärische Thriller entstehen können. Auch die Virus-Serie Sløborn geht auf sein Konto. Aber wie das so ist, wenn künstlerisch aktive Menschen oft ähnliche Dinge tun, da entsteht schon mal der Wunsch, auch einmal etwas ganz anderes auszuprobieren. Und so findet sich in der Filmografie des sonst auf düstere Stoffe spezialisierten Filmemachers auch die Komödie Halbe Brüder. Dass es bis heute seine einzige Komödie ist, dürfte dabei nicht von ungefähr kommen.

Dabei geht es bei dieser durchaus zur Sache. Die drei sind schließlich nicht nur auf der Suche nach dem Schatz. Julian ist zugleich auf der Flucht vor einer Horde von Gangstern, die er zuvor ausgenommen hat, was die erwartungsgemäß nicht auf sich beruhen lassen wollen. Dieser Part ist auch der mit Abstand beste von Halbe Brüder. Wie oft sieht man schon erwachsene Männer im rosafarbenen Hasenkostüm, die auf möglichst brutale Weise Geld einsammeln? Der selbstironische Auftritt von Charly Hübner als im Untergrund lebender Obergangster ist ohnehin ein Höhepunkt. Selten gehen die Androhung von Tod, Verstümmelung und anderen Unannehmlichkeiten mit einem vergleichbar verschmitzten Spaß einher wie hier.

Kaum Grund zum Lachen

Leider geschieht außerhalb dieser absurden Drohkulisse aber nur recht wenig, wofür sich hier eine Mitfahrt lohnen würde. Dass die Geschichte selbst über alle Maße konstruiert ist – eine Nonne schläft mit drei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und schickt diese auf eine Schatzsuche –, ist dabei gar nicht mal so schlimm. Sicher hätte man aus den Culture-Clash-Elementen mehr machen können, als hier geschehen ist. Etwas, das vielleicht sogar gesellschaftlich relevant ist. Ein absolutes Muss ist es jedoch weniger. Solche Filme sollen schließlich in erster Linie unterhalten, weniger Grundlage für intelligente Unterhaltungen sein.

Das Problem ist aber, dass Halbe Brüder selbst an diesen niedrigeren Erwartungen scheitert. Vor allem der Humor stellt sich immer wieder als Stolperstein heraus. Das Drehbuchduo Doron Wisotzky und Michael Ostrowski hat einfach nur wahllos irgendwelche Kalauer zusammengeschnitten, die für kindliche Gemüter gedacht sind. So darf sich Yasin mit unangenehmen Körperabgasen bemerkbar machen oder auch mit einem improvisierten Klo. Addi nervt ohnehin sofort mit seinen pseudocoolen Denglisch-Protzereien, die nicht einmal als Karikatur durchgehen. Da ist Julian noch die dankbarste Rolle. Der darf wenigstens noch amüsante dreiste Trickbetrügereien betreiben und damit anderen die Hose runterziehen – teils sogar wörtlich. Als Figur interessant ist er aber auch nicht, weder allein noch in Kombination.

Geteiltes Leid ist dreifache Langeweile

Das zeigt sich gerade zum Schluss, wenn – streng den Gesetzen des Roadmovies folgend – die drei so konträren Männer auf einmal ihre brüderliche Liebe zueinander entdecken. Dass gemeinsame Erlebnisse einen zusammenschweißen können, ist unbestritten. Dennoch sollte da auch irgendwas sein, das eine Annäherung irgendwie auf der persönlichen Ebene rechtfertigt. Halbe Brüder bleibt aber jeden Beweis schuldig, warum man irgendeinen aus dem Trio mögen sollte, geschweige denn alle drei. Zusammen mit den schwachen Proletengagimitaten verlässt einen bald die Lust, noch weiter Teil dieses Trips zu sein. Vor allem nicht, da dieser rund zwei Stunden dauert und damit zu einer echten Geduldsprobe wird.

Credits

OT: „Halbe Brüder“
Land: Deutschland
Jahr: 2015
Regie: Christian Alvart
Drehbuch: Doron Wisotzky, Michael Ostrowski
Musik: Christoph Blaser, Steffen Kahles
Kamera: Christof Wahl
Besetzung: Sido, Fahri Yardım, Tedros Teclebrhan, Violetta Schurawlow, Charly Hübner, Mavie Hörbiger

Bilder

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In „Halbe Brüder“ begeben sich drei grundverschiedene Halbbrüder auf die gemeinsame Suche nach einem Erbe. Vereinzelt ist da tatsächlich mal etwas Komisches dabei. Die meiste Zeit über stellt das mal langweilige, dann wieder nervige Trio einen aber auf eine harte Geduldsprobe, welche durch die schwachen Gags noch eine Spur härter wird.
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von 10