Das hatte sich Lotte (Yolanthe Cabau) alles ganz anders vorgestellt. Eigentlich war die hoffnungslose Romantikerin davon ausgegangen, dass sie und Alex (Juvat Westendorp) erst heiraten und dann glücklich bis ans Ende ihrer Tage sein würden. Schließlich sind sie schon seit fünf Jahren zusammen. Stattdessen macht er einen Rückzieher und Millionen Menschen sehen dabei zu, waren sie doch gerade live auf Sendung. Während sie noch versucht, sich irgendwie zu sammeln, begegnet sie Chris (Jim Bakkum). Der sollte eigentlich nur bei ihrer Arbeit alles ins Lot bringen, trägt aber auch dazu bei, dass sie sich selbst ganz neu erfindet – was auch Alex nicht verborgen bleibt …
Da weiß man, was man hat
Man weiß nie, was man da hatte, bevor man es nicht mehr hat, heißt es an einer Stelle in dem Netflix-Film Just Say Yes. Alex lässt diesen schlauen Spruch los, nachdem er eingesehen hat, dass seine Ex-Verlobte irgendwie doch besser war, als ihm bewusst gewesen ist. Eine sonderlich tiefgründige Erkenntnis ist das natürlich nicht, eher das kleine Einmaleins zwischenmenschlicher Beziehungen, die gerne mal etwas als zu selbstverständlich annehmen. Bis es zu spät ist. Bei dem Film besteht dieses Risiko eher nicht. Vielmehr weiß man bei der niederländischen Liebeskomödie immer sehr genau, was man an ihr hat und was nicht. Ebenso, was man erwarten darf.
Der Einstieg ist dabei noch einer der besseren Abschnitte. Originell ist es natürlich nicht, mit einer ungewöhnlichen Szene zu beginnen und diese als Ausgangspunkt zu nehmen, um die Vorgeschichte zu erzählen. Und doch hat es was, wie Lotte da in dem wallenden Brautkleid auf der Parkbank sitzt und einem grölenden bekifften Fremden ihr Herz ausschüttet. Auch sonst hat Just Say Yes immer mal wieder Bilder, die sich sehen lassen können. Da werden kräftig Farben zusammengerührt, alles wirkt ein wenig überzogen, so als hätte man gnadenlos mit Photoshop bearbeitete Kataloge nachträglich animiert.
Eine Liebeskomödie ohne Ambitionen
Man sollte dabei jedoch nicht erwarten, selbst auf nennenswerte Weise animiert zu werden. Wenn Lotte und Chris sich nach einer holprigen ersten Begegnung noch einmal bei der Arbeit über den Weg laufen, ist schon alles gesagt, was es über den Inhalt zu wissen gibt. Die folgenden anderthalb Stunden laufen dann per Autopilot. Zwischendurch versucht sich Just Say Yes zwar schon noch mal an Abzweigungen. Das betrifft vor allem das weibliche Umfeld von Lotte, das selbst lauter Probleme mit sich herumschleppt. Auch das Verhältnis zwischen der Protagonistin und ihrer Schwester Estelle (Noortje Herlaar) ist von Reibereien und Eifersucht geprägt. Zum Schluss darf es dann auch richtig knallen, nachdem sich ewig lang schlechte Gefühle aufgestaut haben.
Dass diese Verstimmungen nur vorübergehend sind, versteht sich dabei von selbst. Aber es ist schon dreist, wie wenig Arbeit das immerhin aus vier Leuten bestehende Drehbuchteam in die Lösung der Konflikte investieren wollte. Die lösen sich vielmehr einfach in Luft aus. Bei den Witzen zeigt man sich ebenso wenig ambitioniert, da wird einfach nur aufgewärmt, was irgendwo in anderen Filmen aufgefunden wurde. Das funktioniert dann zwar schon irgendwie, so wie Just Say Yes allgemein nichts komplett falsch macht. Aber der Film macht eben auch nichts so gut, dass man es sehen müsste. Vielmehr ist die niederländische Komödie so unauffällig und trotz der vielen Farben so blass, dass das lediglich zur beiläufigen Berieselung taugt. Echte Gefühle sucht man hier vergebens.
OT: „Zeg gewoon ja“
Land: Niederlande
Jahr: 2021
Regie: Appie Boudellah, Aram van de Rest
Drehbuch: Appie Boudellah, Mustapha Boudellah, Marie Kiebert, Maarten van den Broek
Kamera: Max Maloney
Besetzung: Yolanthe Cabau, Jim Bakkum, Noortje Herlaar, Juvat Westendorp, Kim-Lian van der Meij, Nienke Plas
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