Klara Sonntag Kleine Fische große Fische
© ARD Degeto/Frank Dicks

Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische

Inhalt / Kritik

Klara Sonntag Kleine Fische große Fische
„Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische“ // Deutschland-Start: 23. April 2021 (Das Erste)

Klara Sonntag (Mariele Millowitsch) ist mit Leib und Seele Bewährungshelferin. Jeder hat eine zweite Chance verdient, davon ist sie überzeugt. Doch dann schanzt ihr der Richter Thomas Aschenbach (Bruno Cathomas), mit dem sie seit 15 Jahren eine Affäre hat, einen besonders schweren Fall zu: Merle Scheffler (Nadja Becker). Die kommt aus einer wohlhabenden Familie und hat so ihre Probleme damit, nach der Insolvenz des Familienunternehmens ihren Lebensstil aufzugeben, weshalb sie sich regelmäßig Betrügereien gönnt. Sehr viel pflegeleichter ist da schon der 80-jährige Rudi (Christian Grashof), der sein halbes Leben hinter Gittern verbracht hat und sich jetzt der Welt da draußen stellt. Er ist freundlich, bescheiden – und voller Geheimnisse …

Die Zeit nach dem Gefängnis

Wer abends einen öffentlich-rechtlichen Sender einschaltet, der darf oft mitansehen, wie irgendwelche Verbrecher oder Verbrecherinnen ins Gefängnis gebracht. Schließlich erfreut sich im hiesigen Fernsehen kein Genre einer vergleichbaren Popularität wie der Krimi. Insofern ist es grundsätzlich eine nette Abwechslung, wenn mit Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische eine ganz anders angelegte Reihe ihren Start nimmt. Denn hier geht es um die Menschen, die das Gefängnis bereits hinter sich haben oder diesem knapp entkommen sind. Solche Nach-Knast-Geschichten werden zwar immer mal wieder erzählt, siehe etwa Lorelei oder Palmer vor einigen Wochen. Doch dort wird die Geschichte aus der Sicht derjenigen erzählt, die ein neues Leben beginnen.

Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische hat solche Figuren zwar auch. Im Mittelpunkt steht jedoch mit der Titelheldin ein Mensch, die bei dieser Wiedereingliederung ins Leben helfen soll. Das ist als Idee interessant. Bewährungshelfer*innen sind sonst schließlich meist nur Nebenfiguren, die allenfalls zum Aufsagen von Stichworten taugen. Sonntag hingegen hat etwas zu sagen. Sehr viel sogar. Und sie scheut sich auch nicht davor es zu tun, wenn ihr gerade danach ist. Das ist zuweilen ganz unterhaltsam, auch weil Mariele Millowitsch (Marie Brand und die Leichen im Keller) mit genügend Selbstbewusstsein auftritt. Es macht schon Spaß, wenn sie andere zurückweist, allen voran die arrogante Insolvenzbetrügerin Scheffler, die ihr mit ihrem unsozialen Verhalten ein Dorn im Auge ist.

Unentschlossen und übertrieben

Während die Figur bzw. die Darstellung derselben unterhaltsam ist und damit einiges für die anlaufende Reihe verspricht, ist Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische inhaltlich eine Enttäuschung. Ein Problem ist, dass man sich nicht so recht entscheiden konnte, welches Genre man aus dem Szenario macht. Der Film beginnt als Farce, wenn Sonntag einen doch recht verrückten Traum hat. Auch danach gibt es einige komische Szenen. Doch mit der Zeit wird das alles immer ernster, wenn traurige Schicksale und Vorgeschichten eingebaut werden. Ein bisschen geht das auch in Richtung Krimi, wenn die Bewährungshelferin plötzlich herumschnüffelt und Spuren nachgeht. Nichts davon wird jedoch konsequent verfolgt, weshalb der Film zu einem nicht identifizierbaren, wenig geschmackvollen Brei verkommt.

Vor allem irritiert der Film jedoch, wie sehr er das Potenzial des Szenarios über Bord wirft. Die Frage, wie sich ein Mensch nach Jahren hinter Gittern wieder in einer veränderten Welt zurechtkommt, wird  zwar ebenso aufgeworfen wie die, ob jeder Mensch eine zweite Chance verdient hat. Aber das sind nur plakative Zwischenrufe, für die sich später keiner mehr interessiert. Stattdessen versumpft Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische in einer hanebüchenen Vorgeschichte, die maximal als Komödie noch durchgegangen wäre. Leider wird das hier aber ernst gemeint und wird als große Rahmenhandlung angelegt, welche zwangsläufig noch weitere Teile einsperren wird. Schade um die reizvolle Grundidee, die hier ohne Not in eine absurde Richtung abdreht.

Credits

OT: „Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Oliver Schmitz
Drehbuch: Sebastian Orlac
Musik: Ali N. Askin
Kamera: Michael Bertl
Besetzung: Mariele Millowitsch, Nadja Becker, Bruno Cathomas, Christian Grashof, Johanna Gastdorf, Jasmin Schwiers, Thelma Buabeng

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„Klara Sonntag: Kleine Fische, große Fische“ folgt einer Bewährungshelferin und zwei von ihr betreuten Menschen. Die Grundidee ist dabei schon reizvoll, das Ergebnis ist es nicht. Der Film schlingert zwischen verschiedenen Genres umher, ignoriert interessante Themen, bevor er zum Schluss völlig entgleist und von dem eigentlichen Szenario nichts mehr bleibt.
4
von 10