Als es den Menschen gelang, einen auf die Erde zurasenden Asteroiden mit einer Rakete auszuschalten, war die Freude noch groß. Aber zu früh gefreut: In Folge austretender Chemikalien mutierten überall die kaltblütigen Tiere zu Monstern, welche in Windeseile einen Großteil der Menschheit auslöschte. Joel (Dylan O’Brien) konnte dem Unglück dabei zwar gerade noch entkommen, musste aber mitansehen, wie seine Eltern getötet werden. Hinzu kommt, dass er von Aimee (Jessica Henwick) getrennt wurde. Sieben Jahre später hat der mit anderen in einem Untergrundbunker lebende Joel sich zwar an die neue Welt gewöhnt, seine Freundin konnte er aber nicht vergessen. Als er eines Tages erfährt, dass diese nur 150 Kilometer von seinem Unterschlupf entfernt lebt, beschließt er, den Weg auf sich zu nehmen, um sie endlich wiedersehen zu können …
Vorsicht, tödliche Natur!
Im Laufe des letzten Jahres gab es einen regelrechten Run auf die Natur: Eingesperrt in ihren Wohnungen, um einem gefährlichen Virus zu entkommen, sehnten sich überall die Menschen danach, wieder Bäume und Tiere zu sehen. Da ist es doch irgendwie passend, wenn auf Netflix mit Love and Monsters ein Film erscheint, in dem die Menschheit sich in Bunkern verkriecht, um eben der Natur zu entkommen. Umso mehr, da der Film eigentlich bei uns in den Kinos hätte laufen sollen, aber aufgrund der Pandemie nun nur in den eigenen vier Wänden zur Verfügung steht. Das ist einerseits schade, da einige der Bilder schon auf die große Leinwand gehört hätten. Andererseits ist das gut gelaunte Werk ideal, um zumindest für eine Weile den Alltag zu vergessen.
Dabei ist das Szenario an und für sich natürlich nicht neu. Apokalyptische Endzeitfilme, so futuristisch sie sich auch geben, sind eigentlich ein alter Hut. Tatsächlich macht sich Love and Monsters anfangs auch darüber lustig, dass da mal wieder ein Asteroid auf die Erde zurast und so für Chaos sorgt. Nicht nur an der Stelle ist das auf einer Idee von Michael Robinson (The Babysitter) basierende Drehbuch selbstironisch unterwegs. Immer mal wieder meint man, der Film sei eigentlich eine Parodie auf solche Monster-Abenteuer. Aber auch wenn das Werk dieses Ziel nicht so wirklich konsequent verfolgt, mal mit Klischees spielt, um sie dann wieder selbst zu verwenden: An Humor mangelt es dabei nicht.
Ein Spaß über alle Genres hinweg
Herausgekommen ist ein launiger Mix aus Abenteuer, Science-Fiction, Komödie, Roadmovie und Liebesgeschichte. Das hört sich vielleicht etwas ziellos an, funktioniert aber als Mischung ziemlich gut. Und ist dabei erstaunlich locker: Regisseur Michael Matthews, der mit seinem düsteren Western Five Fingers for Marseilles auf zahlreichen Festivals zu Gast war, zeigt mit seinem zweiten Spielfilm, dass er auch eine andere Tonalität drauf hat. Dabei zielt er dieses Mal auf ein etwas jüngeres Publikum. Genauer handelt es sich bei Love and Monsters um die familienfreundliche Variante der Apokalypse. Obwohl es eigentlich um das Ende der Welt geht und mehrere Meter hohe Insekten Anlass für Alpträume sind, bleibt die Optik doch immer freundlich und bunt. Eine willkommene Alternative zu den vielen anderen Endzeit-Produktionen der letzten Zeit, die sich völlig der Farbe Grau verschrieben haben.
Bei Love and Monsters ist das alles deutlich abwechslungsreicher und verspielter. Wenn die diversen Tiere hier auf ein Vielfaches anwachsen, wurde nicht einfach das reale Erscheinungsbild vergrößert. Man ließ sich hier schon ein bisschen mehr einfallen und ging kreativer mit der Vorlage um. Wenn der Film bei den kommenden Oscars um eine Auszeichnung bei den Spezialeffekten mitmischt, dann nicht, weil hier wie bei den großen Blockbustern eine Materialschlacht veranstaltet wurde. Stattdessen ging man hier einfach mit Spaß an die Sache – ein Spaß, der sich dann auch auf das Publikum überträgt.
Charmant und aufmunternd
Ein weiterer Pluspunkt ist Hauptdarsteller Dylan O’Brien (Maze Runner – Die Auserwählten im Labyrinth, American Assassin), der für die Rolle zwar eigentlich schon zu alt ist, aber so viel jugendlichen Charme mitbringt, dass das schon egal ist. Zumal es auch zum Inhalt passt: Sein Joel ist jemand, dessen Entwicklung mit dem Einsetzen der Katastrophe stehengeblieben ist. Das zeigt sich gerade bei seinem Verhältnis zu Aimee, welches für ihn immer noch so ist wie vor sieben Jahren, so als hätte sich seither nichts verändert. Zum Ende hin ist Love and Monsters in der Hinsicht zwar nicht so mutig, wie es zu begrüßen gewesen wäre. Zumindest im Kleinen aber ist es schön, wie sich hier ein ängstlicher Junge langsam in einen Mann verwandelt, der bereit ist, für sich und andere Verantwortung zu übernehmen. Außerdem macht der Film Mut dazu, die eigene Komfortzone zu verlassen und doch wieder etwas zu wagen – zumindest wenn da nicht gerade die Welt untergeht.
OT: „Love and Monsters“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Michael Matthews
Drehbuch: Michael Robinson, Brian Duffield
Musik: Marco Beltrami, Marcus Trumpp
Kamera: Lachlan Milne
Besetzung: Dylan O’Brien, Jessica Henwick, Dan Ewing, Ariana Greenblatt, Michael Rooker
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
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Academy Awards | 2021 | Beste Spezialeffekte | Matt Sloan, Genevieve Camilleri, Matt Everitt, Brian Cox | Nominierung |
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