Die junge alleinerziehende Leya (Evin Ahmad) hat einen Traum: Sie will es mit ihrem Start-up-Unternehmen zu etwas bringen. An Ideen mangelt es nicht, dafür an dem notwendigen Geld. Ihr Schwager Ravy (Dada Fungula Bozela) könnte es ihr besorgen. Aber von dem will sie eigentlich nichts wissen, will sie ihren Sohn doch vor dem schlechten Einfluss des Drogendealers bewahren. Nur widerwillig lässt sie sich darauf ein und beginnt sich immer weiter in die Sache zu verrennen, in der Hoffnung, so einen schwerreichen Investor (Olle Sarri) zu überzeugen. Gleichzeitig kommt sie auch Salim (Alexander Abdallah) näher, der gemeinsam mit Ravy, Nala (Ayaan Ahmed) und Osman (Khalil Ghazal) selbst Teil des organisierten Verbrechens ist …
Der Wunsch nach dem schnellen Geld
15 Jahre ist es inzwischen her, dass der schwedische Autor Jens Lapidus (Hidden Agenda) seinen Roman Spür die Angst: Stockholm crime veröffentlichte. Ein Roman, der so erfolgreich war, dass er Fortsetzungen nach sich zog, dazu die Filmtrilogie Easy Money. Und weil das Ganze so schön mehrfach funktioniert hat, wird das sicher noch ein weiteres Mal klappen – so der naheliegende Gedanke bei Schnelles Geld. Wobei die Netflix-Serie sich von der beliebten Vorlage nur inspirieren ließ. So wurde aus dem Jetsetter-Taxifahrer eine Frau, die sich im Tech-Bereich durchschlagen will. Auch drumherum wurde einiges geändert, die Konstellationen der Figuren ausgetauscht.
Geblieben ist aber – der Titel verrät es bereits – der Wunsch nach dem schnellen Geld. Den haben sie hier alle, egal auf welcher Seite des Gesetzes sie sich befinden. Ob nun Leya mit Investoren feilscht, Ravy und Salim mit Drogen dealen oder der Junge Tim (Ali Alarik) Teil der aufregenden Gangsterwelt werden will: Sie alle sehnen sich nach dem einfachen luxuriösen Leben und nehmen dafür einiges in Kauf. Wobei es hier noch Abstufungen gibt. Während etwa Ravy ein hoffnungsloser Fall ist, ebenso einige seiner Schergen, da ringen andere schon mit dem richtigen Weg. So will Salim endlich aus allem aussteigen, was ihm aber nicht recht gelingt. Auch Leya zeigt immer mal wieder Ambivalenzen, lässt sich im einen Moment völlig auf die Welt des Verbrechens ein, nur um im nächsten Skrupel zu zeigen.
Viele Klischees
Die Atmosphäre von Schnelles Geld ist entsprechend düster. Die Serie erzählt von einem Teufelskreis aus Gier, Schuld und Gewalt, aus dem sich keiner befreien kann. Da dürfen die Figuren schon mal etwas verzweifelter agieren, wenn sie sich nicht gerade ihren Aggressionen hingeben. Da gibt es einige, denen es nicht einfach reicht, wenn sie Verbrechen begehen. Sie müssen es auch offensiv nach draußen tragen: Nur wer dem Klischee des vulgären Motherfucker-Gangstas entspricht, bekommt Respekt. Oder so. Sonderlich kreativ ist die Figurenzeichnung in der Hinsicht nicht. Hinzu kommt, dass nahezu das komplette Milieu aus Menschen mit Migrationshintergrund besteht. Immerhin, die rein weißen Investoren sind kein Deut besser, moralisch integer ist hier niemand. Ihre Skrupellosigkeit äußert sich jedoch in anderen Waffen als denen mit Kugeln.
Subtil ist das eher nicht, stimmungsvoll aber schon. Schnelles Geld setzt dabei auf eine etwas gewöhnungsbedürftige Mischung aus Authentizität und Manipulation. Während die Optik sich generell dokumentarisch geben möchte, um das Gefühl zu erzeugen mittendrin zu sein, irritiert die starke Blaufärbung der Bilder. Das machen andere natürlich auch, um auf diese Weise eine unterkühlte, harte Atmosphäre zu erzeugen. Ganz so offensichtlich wie hier muss das aber nicht sein. Da hätte man dem Publikum doch gern etwas mehr zutrauen dürfen, sich mehr auf die Geschichte verlassen dürfen.
Nicht tiefgründig, aber spannend
Gebraucht hätte es das Ganze auch nicht. Selbst wenn die Serie letztendlich nicht so wirklich in die Tiefe geht und bei Themen wie Immigration, Ghettos und Raubtierkapitalismus nur Schlagwörter liefert, der Unterhaltungsfaktor stimmt. Gerade weil in Schnelles Geld alle maßlos, zum Teil auch kopflos agieren, kann man sich hier nie sicher sein, wie es am Ende ausgehen wird. Nur dass es irgendwie böse wird, das ist klar. Die Grundidee rund um die Gier der Menschen ist zudem so zeitlos, dass man die Geschichte wieder und wieder erzählen kann. Nur das mit dem Mitfiebern gestaltet sich eher schwierig, da echte Sympathieträger*innen Mangelware sind. Da geht es wenn nur darum, sich unter mehreren das geringste Übel auszusuchen. Wer sich nicht daran stört, der findet hier einen Ausflug in die Welt der Kriminalität, die sicher nichts Neues zu erzählen hat, aber doch über die Laufzeit von sechs Folgen gut fesselt.
OT: „Snabba Cash“
Land: Schweden
Jahr: 2021
Regie: Jesper Ganslandt, Måns Månsson
Drehbuch: Oskar Söderlund, Michael Hjorth, Mona Masri, Mikkel Bak Sørensen
Vorlage: Jens Lapidus
Musik: Erik Enocksson
Kamera: Jonas Alarik, Erik Molberg Hansen
Besetzung: Evin Ahmad, Alexander Abdallah, Ali Alarik, Olle Sarri, Dada Fungula Bozela, Jozef Wojciechowicz, Ayaan Ahmed, Lennox Söderström, Khalil Ghazal
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