Als Aidan (Tyler Posey) eines Morgens aufwacht, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Ein unbekanntes Virus breitet sich rasant aus und verwandelt die Menschen in blutrünstige Bestien, die übereinander herfallen und sich dadurch gegenseitig weiter anstecken. Immer mehr fallen dieser Epidemie zum Opfer, der gesamte Wohnkomplex ist bereits von den Zombies überrannt. Zunächst kämpft Aidan noch tapfer dagegen an, verbarrikadiert sich in der Wohnung, die er nur verlässt, um seine Vorräte aufzustocken. Doch mit der Zeit schwinden seine Kräfte und sein Überlebenswillen – bis er in einer gegenüberliegenden Wohnung Eva (Summer Spiro) entdeckt, die ebenfalls überlebt hat …
Ein blutrünstiges Déjà-vu
Dass erfolgreichen oder auch ungewöhnlichen Filmen aus aller Welt ein US-Remake folgt, das ist kein besonders neues Phänomen. Man erwartet es inzwischen schon fast gar nicht mehr anders. Unerwartet ist jedoch, wie schnell Stay Alive – Überleben um jeden Preis auf #amLeben folgt: Nur rund ein halbes Jahr nach dem südkoreanischen Horrorfilm ist bereits die amerikanische Fassung da und erzählt nahezu dieselbe Geschichte einfach noch ein zweites Mal. Erneut wacht ein junger Mann eines Tages auf, nur um mitanzusehen, wie die ganze Welt dem Zombiewahnsinn verfallen ist. Erneut schlägt er sich eine Weile allein in einem Wohnkomplex durch, bis er eine junge Frau entdeckt, die ihm neue Lebensgeister einhaucht. Um eine billige Kopie handelt es sich dabei jedoch nicht. Vielmehr basieren beide Filme auf demselben Drehbuch von Matt Naylor, welches nahezu zeitgleich in beiden Ländern adaptiert wurde.
Der größte Unterschied besteht bei der Hauptfigur selbst. Folgten wir in #amLeben einem Nerd und Stubenhocker, dessen Tagesablauf weitestgehend aus Videospielen besteht, da ist Aidan in Stay Alive – Überleben um jeden Preis deutlich weltgewandter und offener. Tatsächlich lernen wir ihn kennen, als er gerade ein One Night Stand hatte. Von denen dürfte er sicher häufiger welche haben, attraktiv genug ist er dafür. An der Gesamtsituation ändert das natürlich wenig. Wer auf einmal gegen Horden von Zombies und einen drohenden Hungertod kämpfen muss, der hat weder für Videospiele noch Frauengeschichten richtig viel Zeit. Ein blutiges Schicksal verbindet nun einmal ganz ordentlich. Das Szenario um einen Gamer war dann aber doch die originellere Variante, denn wenn jemand, der sonst nichts im Leben auf die Reihe bekommt, auf einmal um dieses kämpfen muss, dann bringt das noch mal eine ganz andere Lernkurve mit sich.
Die Verzweiflung des Alleinseins
Dafür nimmt man einem Menschen, der gerne andere um sich hat, mehr ab, dass er zunehmend der Verzweiflung und Einsamkeit verfällt. Denn das ist es, was beide Filme von den üblichen Zombiefilmen unterscheidet: Das erste Drittel behandelt die Frage, wie es sich anfühlt, der einzige Mensch unter Bestien zu sein, niemanden zu haben, mit dem man sich austauschen kann. Dann geht es eben nicht nur ums Überleben, sondern auch darum: Will ich das überhaupt? So richtig in die Tiefe geht es dann aber doch nicht, Stay Alive – Überleben um jeden Preis ist nicht als Drama konzipiert. Tyler Posey (The Last Summer, Wahrheit oder Pflicht) bringt zudem nicht ganz die Emotionalität und Innerlichkeit mit, die eine solche Rolle erfordert hätte.
Später verschiebt sich der Fokus sowieso noch einmal. Dann geht es zunächst um die Zweisamkeit der beiden letzten Überlebenden, selbst wenn diese nur aus der Ferne gibt. Auch das hat ein paar gelungene Momente. Die Freude etwa, wenn beide erkennen, dass sie nicht alleine sind, die ist gut spürbar. Da wird an jedem einzelnen Wort gehangen, weil es so lange schon keine mehr gegeben hat. Auch die Unbeholfenheit, nach monatelangem Schweigen wieder zu kommunizieren und zu interagieren, hat etwas. Aus diesem potenziell spannenden Thema macht Stay Alive – Überleben um jeden Preis aber recht wenig. Stattdessen gibt es eine doch ziemlich konventionelle Liebesgeschichte. Die Frage, wie viel der Gefühle echt sind, wie viel der Situation geschuldet, wird nicht einmal gestellt. Wozu auch? Zwei attraktive Menschen, das muss am Ende Liebe bedeuten.
Langeweile statt Beklemmung
Leider ist der Horrorteil nicht wirklich spannender geworden. Zwar versuchte man sich von anderen Zombiefilmen zu emanzipieren, indem die Menschenfresser noch über ein zumindest teilweise menschliches Bewusstsein verfügen, was weitere dramatische Situationen ermöglicht. Nervenkitzel erzeugt das jedoch keins. Es entsteht in Stay Alive – Überleben um jeden Preis auch keine beklemmende oder klaustrophobische Stimmung, wenn Aidan eingesperrt und von der Außenwelt abgeschnitten ist. Selbst die Actionszenen sind kaum erwähnenswert, weshalb nach dem interessanten Einstieg und trotz eines vielversprechendes Szenarios schneller Langeweile in der Wohnanlage Eintritt erhält, als es die Zombies tun. Schade um das verschwendete Potenzial.
OT: „Alone“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Johnny Martin
Drehbuch: Matt Naylor
Musik: Frederik Wiedmann
Kamera: Martim Van
Besetzung: Tyler Posey, Summer Spiro, Donald Sutherland
https://www.youtube.com/watch?v=luOoDlVB5no
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