Kaum wurde Kommissar Schäfermann (Manfred Heidmann) von Ludwigshafen nach Saarbrücken versetzt, muss er einen kniffligen Fall lösen: Irene Hartmann (Eva Maria Meineke) ist verschwunden. An Verdächtigen mangelt es dabei nicht. Steckte vielleicht ihr Ehemann Günther (Horst Naumann) dahinter? Und was hat es mit Eva Konalsky (Eva Christian) auf sich, die als Datenverarbeiterin in dem Stahlwerk für ihn arbeitet? Dabei hat Schäfermann nicht nur mit den zahlreichen Spuren zu kämpfen, die ihn bis ins Ausland führen. Auch die Zusammenarbeit mit seinem Kollegen Kommissar Liersdahl (Dieter Eppler) ist nicht ganz unkompliziert, da die beiden doch sehr unterschiedliche Methoden haben …
Ein improvisierter Start
Heutzutage ist es keine Seltenheit mehr, dass ursprünglich als Einzelfilme gedrehte TV-Krimis nachträglich zu einer ganzen Reihe ausgebaut werden, entsprechende Einschaltquoten vorausgesetzt. Doch das galt auch schon für den Tatort, der später ein fester Bestandteil der deutschen Fernsehgeschichte wurde, anfangs aber gar nicht so geplant war. So war der erste Teil der ARD-Krimireihe Taxi nach Leipzig eigentlich die Fortsetzung eines anderen Krimis und erst nach dem Dreh zum Auftakt einer neuer Reihe erklärt. Die zweite Folge Saarbrücken, an einem Montag … wurde ebenfalls erst nach der Fertigstellung integriert – man nahm einfach irgendwelche Kriminalfilme, die schon fertig waren und warf die zusammen.
Die ersten beiden Filme der Reihe sind dann auch nur bedingt miteinander zu vergleichen. War Taxi nach Leipzig mehr ein reines Personendrama, das durch einen Tod gestartet wurde, da entspricht Saarbrücken, an einem Montag … schon mehr der Vorstellung eines Krimis. So beginnt der Tatort damit, dass eine ältere Dame von einem Betrüger übervorteilt werden soll, was mehr als fünfzig Jahre später noch erstaunlich aktuell ist. Spätestens wenn die Geschichte rund um die verschwundene Hartmann in den Vordergrund rückt, ist man hier in seinem Genreelement. Schließlich gibt es eine Reihe von Verdächtigen, zumal alle Figuren auch noch irgendwie zusammenhängen, wie nach und nach deutlich wird.
Zwischen Alltag und Theater
Der Fall an sich ist dabei nicht übermäßig spektakulär. Brenzlige Situationen gibt es hier wenige. Und wenn es doch mal dazu kommt, dass eine akute Bedrohung vorliegt, dann wirkt Tatort: Saarbrücken, an einem Montag … nicht sonderlich überzeugend und realitätsnah. Überhaupt hat der Film, wie so viele aus der Zeit, immer wieder etwas Theaterartiges und Inszeniertes an sich. So als wären die Unterhaltungen auf einer Bühne gefilmt worden. Doch das Ganze hat ein eigenes Flair, gerade im Zusammenhang mit der sonst eher dokumentarisch angelegten Inszenierung. Hier wurde noch sachlich und nüchtern nach der Antwort gesucht, ohne den Drang, alles gleich dramatisieren zu müssen. Schön ist auch, wie selbstverständlich und unbürokratisch hier mal nach Frankreich gefahren wird, um sich mit der dortigen Polizei auszutauschen – auf Französisch, versteht sich.
Nicht nur dort, auch bei den Ermittlern war man ein wenig seiner Zeit voraus. Während die anderen frühen Tatort-Filme lediglich einen Polizisten hatten, der im Mittelpunkt stand, gab es hier zwei, was später in der Reihe üblich wurde. Bei den beiden wurde dabei auf einen größtmöglichen Kontrast gesetzt, wenn der eine ordentlich-genau vorgeht, während der andere stärker auf Intuition und sein Gedächtnis setzt. Saarbrücken, an einem Montag … ist damit ein früher Vorläufer der später so beliebt gewordenen Buddy Movies, bei denen sich zwei grundverschiedene Protagonisten für eine gemeinsame Sache zusammenraufen müssen. Viel Gelegenheit hatten die zwei dafür im Anschluss leider nicht mehr. 1973 traten Liersdahl und Schäfermann noch einmal in Das fehlende Gewicht gemeinsam vor die Kamera. Ansonsten gab es nur Soloauftritte der beiden. Liersdahl war mehrfach bei anderen Kommissaren zu Gast, Schäfermann hatte immerhin noch vier eigene Filme als Hauptermittler.
OT: „Tatort: Saarbrücken, an einem Montag …“
Land: Deutschland
Jahr: 1970
Regie: Karlheinz Bieber
Drehbuch: Johannes Niem
Musik: Joachim Ludwig
Kamera: Leander Loosen
Besetzung: Dieter Eppler, Manfred Heidmann, Eva Maria Meineke, Horst Naumann, Erik Schumann, Ellen Frank, Eva Christian
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