Die Kadetten der russischen Podolsk Artillerie-Akademien stehen kurz vor ihrem ersten Einsatz. Es sind noch beinahe Kinder und dennoch sollen sie gegen die vorrückenden Nazis in die Schlacht ziehen. Doch nicht in irgendeine Schlacht, sondern an die Front Ilyinsky, kurz vor Moskau, mit dem Auftrag die Stadt zu halten. In wenigen Tagen soll die Unterstützung eintreffen, doch bis dahin sind sie den Bombenangriffen und Gefechten ausgesetzt. Die kaum Erwachsenen Sashka (Artyom Gubin), Masha (Lubov Konstantinova) und Dmitry (Igor Yudin) müssen durch die Schützengräben und lernen den Tod in ihren jungen Jahren kennen.
Auf in den Krieg
Über die Ostfront des Zweiten Weltkriegs sind in den Jahrzehnten nach ihrem Ende etliche Filme gedreht worden. Dabei reicht das Spektrum von hervorragend bis unnötig. Dass die Thematik der Weltkriege auch über das Politische hinaus in der Welt des Films populär bleibt, zeigt alleine der Erfolg von Filmen wie Der Soldat James Ryan, Jojo Rabbit oder Hacksaw Ridge – Die Entscheidung. Die namhaftesten Vertreter sind dabei nicht selten unter US-amerikanischer Regie oder Produktion entstanden und nehmen meist eine dementsprechende historische Sichtweise ein, die nicht frei von Patriotismus und Subjektivität ist.
Von deutscher Seite gibt es zahlreiche Filme und Fernsehproduktionen, die insbesondere den Zweiten Weltkrieg behandeln und auch über die Landesgrenzen bekannt sind. Russische Filme hingegen sind in der westlichen Mainstream-Filmkultur größtenteils unbekannte, darunter auch die Masse an Kriegsfilmen. Der hochwertig produzierte The Last Frontier – Die Schlacht um Moskau will mit seiner Ästhetik nicht nur ein modernes Publikum ansprechen, sondern auch große Emotionen und Charaktere präsentieren. Der russische Kriegsfilm verendet jedoch im Groß an bestenfalls mittelmäßigen Kriegsfilmen.
Stets bemüht
Dass es eine russische Produktion in einem größeren Maßstab auf andere Filmmärkte schafft ist selten, aber durchaus erfrischend. VoenFilm Studio, die Produktionsfirma hinter The Last Frontier – Die Schlacht um Moskau, hat den Kriegsfilm auch mit ordentlichen Schauwerten produziert, die in den besten Fällen außerordentlich gut aussehen, meistens jedoch spürbar aus dem Rechner stammen. Und selbst wenn man Explosionen und zusammenstürzende Gräben in Zeitlupen und Nahaufnahmen sieht, wird man nicht das Gefühl los, das ganze schon 2011 in Sherlock Holmes: Spiel im Schatten um mehrere Klassen besser gesehen zu haben. Ein Gefühl, das man nicht nur während den technischen Spielereien hat, sondern durchweg.
Über zwei Stunden bekommt man Charakterzeichnungen, die bereits so vorhersehbar sind wie der Ausgang des Krieges. Natürlich kann man auch einer bekannten Prämisse mit Innovationen neues Leben einhauchen; diesem Kriegsfilm gelingt dies trotz Bemühungen nicht. Die jungen Darsteller wirken austauschbar und auch wenn sie sich im Schlamm des Schlachtfelds dramatisch von ihrem Freunden verabschieden, wirkt es zu gekünstelt und angestrengt. Generell scheint Regisseur Vadim Shmelyov sich tonal nicht entscheiden zu können, da emotionale Momente teils zu schnell abgefertigt werden und dafür humorvolle Aspekte unplatziert und kaum pointiert wirken.
Große Fußstapfen kaum gefüllt
Auch wenn The Last Frontier – Die Schlacht um Moskau dem Publikum kaum im Gedächtnis bleiben wird, steht der Film bereits von Beginn an in Fußstapfen, die er unmöglich füllen kann. Die Nation Russland hat mit Filmemachern wie Eisenstein und Tarkowski Köpfe hervorgebracht, die das Medium Film revolutioniert haben. Einem von ihnen, Elem Klimov, gelang eine Revolution im Genre der Kriegsfilme. Komm und sieh von Mitte der Achtziger ist womöglich der einzige Film, der sich wahrlich als einen „Anti“ Kriegsfilm bezeichnen kann. Ein fast zweieinhalb stündiges, gnadenloses Werk, das den jungen Flyora durch unvorstellbare Gräueltaten der Nazis begleitet. Vergleicht man The Last Frontier – Die Schlacht um Moskau mit einem der größten russischen Filme, entdeckt man keine Qualitäten. Doch auch ohne die großen Vorbilder kann der Film rund um die jungen Kadetten nicht auf eigenen Beinen stehen und bleibt ultimativ ein Werk, dass durch nichts hervorsticht und in der Masse an Kriegsfilmproduktionen versinkt.
OT: „Podolskiye kursanty“
Land: Russland
Jahr: 2020
Regie: Vadim Shmelyov
Drehbuch: Vadim Shmelyov, Igor Ugolnikov
Musik: Yuriy Poteenko
Kamera: Andrey Gurkin
Besetzung: Artyom Gubin, Igor Yudin, Lubov Konstantinova, Sergey Bezrukov
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