Es läuft gerade nicht so wirklich bei den zwei Freundinnen und Mitbewohnerinnen. Mia (Olivia Junkeer) ist mal wieder aus einem Job geflogen, was für sie der Beweis von Sexismus und Rassismus ist. Penny (Naomi Higgins) wiederum hat eine Arbeit, ist dort aber aufgrund der homophoben Sprüche nicht glücklich. Zumal sie auch mit Austin (Wil King) befreundet sind. Der hat zwar erst recht keine Perspektive, dafür aber jede Menge Spaß, vor allem dank seines ausschweifenden Sexlebens. Gesprächsbedarf gibt es bei dem Trio daher mehr als genug, zumal es ein Händchen dafür hat, sich regelmäßig in Situationen zu manövrieren, mit denen es heillos überfordert ist…
Ein nerviger Einstieg
Eines muss man der Netflix-Sitcom Why Are You Like This lassen: Sie hat keine Angst davor, dem Publikum so richtig auf die Nerven zu gehen. Anders als diverse andere humoristische Serien, welche der Streamingdienst dieses Jahr ins Sortiment aufgenommen hat und die aufgrund ihrer Austauschbarkeit ein akutes Schlafbedürfnis wecken – siehe etwa The Crew oder Dad Stop Embarrassing Me! –, da geht man bei der australischen Serie nicht ständig auf Nummer sicher. Anstatt auf gefühlige Gefälligkeit zu setzen, dürfen Figuren so konfrontativ und anstrengend sein, dass das Zusehen zu einer bewussten Entscheidung wird. Und eben keine beiläufige Berieselung, wie so oft bei solchen Titeln.
Tatsächlich wird Mia als ein wirklich grauenvoller Mensch eingeführt, der keine Lust zum Arbeiten hat und die fehlende Produktivität hinter einer vermeintlichen Opferrolle versteckt. Gleichzeitig ist sie selbst übergriffig, schreibt anderen vor, wie sie sich zu verhalten haben. Wer seine Probleme mit Political Correctness hat, wird sich über eine derart unverfrorene Nutznießerin mächtig ärgern – oder darüber lachen. Tatsächlich ist Why Are You Like This zumindest teilweise eine Satire auf das aktuelle Ringen darum, was man tun und sagen darf. Wenn beispielsweise Penny in einer Besprechung nicht mehr berichtigt werden darf, da Frauen grundsätzlich nicht von Männern unterbrochen werden dürfen, dann zeigt das auf, wie schnell die Form den Inhalt überlagert. Nicht alles, das gut gemeint ist, ist am Ende auch sinnvoll.
Ein Humor zwischen allen Stühlen
Das klingt nach etwas, das sich an Konservative richtet und sich in erster Linie über Liberale und junge Leute lustig machen will. Ganz so eindeutig ist der Fall aber nicht. Vielmehr versucht die von Mark Samual Bonanno, Naomi Higgins und Humyara Mahbub entwickelte Serie beides zu sein: persönlicher Einblick in junge Menschen von heute und humorvolle Auseinandersetzung mit einer Gesellschaft, die sich selbst im Weg steht. Entsprechend wechselt Why Are You Like This immer mal wieder die Perspektive, versucht die Welt durch die Augen des Trios zu sehen, nur um dann nach außen zu wechseln und eine Art Meta-Kommentar zu liefern.
Eine solche Balance zu halten, ist natürlich nicht ganz einfach. Tatsächlich stellt sich das auch bald als eines der größten Probleme von Why Are You Like This heraus: Die Serie kann sich einfach nicht entscheiden, ob sie die Entwicklungen vorantreiben oder sich nur darüber lustig machen will. Eine solche Entschlossenheit würde noch funktionieren, wenn sie Teil eines wirklichen Findungsprozesses wäre. Wenn die Figuren im Laufe der sechs Folgen wachsen, neue Erkenntnisse gewinnen, vielleicht auch wichtige Entscheidungen treffen. Doch das findet hier so gut wie gar nicht statt. Dann und wann dürfen sie zwar einsehen, dass sie etwas falsch gemacht haben und das Leben vielleicht komplizierter ist, als sie das gern hätten. Aber das bleibt ohne nennenswerte Konsequenzen.
Zu konzeptlos
Dafür ist die Serie letztendlich auch einfach zu oberflächlich, spricht zwar wichtige Themen an, ohne aber in die Tiefe gehen zu wollen. Während es bei Mia und Penny dabei immerhin noch zu Brüchen und Ambivalenzen kommt, da ist Austin nicht mehr als der typische Klischee-Schwule, dessen Leben nur aus Sex, auffallender Kleidung und überteuerten Cremes besteht. Und das ist nicht das einzige Beispiel, wo die Drehbücher mehr Arbeit hätten investieren dürfen. Gleiches gilt für so manchen Gag. Am Ende bietet Why Are You Like This daher beiden Seiten nicht genug. Für Konservative ist das aufgrund der Ambivalenzen nicht entschieden genug, Progressive stolpern über diverse Rückständigkeiten und den spöttischen Ton gegenüber rechthaberischen Weltverbesserern. Sich mit beiden gleichzeitig anzulegen, sollte eigentlich Ausdruck von Mut sein, ist hier aber mehr das Ergebnis von Konzeptlosigkeit.
OT: „Why Are You Like This“
Land: Australien
Jahr: 2018
Regie: Adam Murfet, Jessie Oldfield
Drehbuch: Mark Samual Bonanno, Naomi Higgins, Humyara Mahbub
Idee: Mark Samual Bonanno, Naomi Higgins, Humyara Mahbub
Musik: Erin McKimm, Lehmann B. Smith
Kamera: Shelley Farthing-Dawe
Besetzung: Naomi Higgins, Olivia Junkeer, Wil King
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