Seit 25 Jahren schon ist Darcy Anderson (Joan Allen) mit ihrem Ehemann Bob (Anthony LaPaglia) verheiratet, hat ein glückliches Leben mit ihm und den inzwischen erwachsenen Kindern verbracht, ist durch dick und dünn gegangen. Nichts kann sie nun noch überraschen. So dachte sie zumindest. Doch dann stellt sie kurz nach der Feier zu ihrem Jubiläum rein zufällig fest, während er beruflich unterwegs ist, dass er noch eine zweite, dunkle Seite an sich hat, von der sie nichts wusste. Ausgerechnet er, mit dem sie so eine liebevolle Ehe verbracht hat, scheint ein gesuchter Verbrecher zu sein. Zahlreiche Frauen hat er ermordet und vergewaltigt. Geschockt von dieser Entdeckung versucht sie sofort, ihren Fund zu vertuschen und erst einmal so zu tun, als wüsste sie von nichts. Aber wie soll das in Zukunft weitergehen?
Das Böse hinter der heilen Fassade
Ein Lieblingsthema in den Werken von Stephen King ist, wie hinter einer netten, harmlosen Fassade das Grauen wartet. Das bezieht sich oft auf den Ort. In Es treibt das gestaltwandelnde Böse mit einer Vorliebe für Clownskostüme sein Unwesen. In Kinder des Zorns werden Kinder und Jugendliche, angetrieben von einer dämonischen Kraft, zu Massenmördern. Bekannt ist aber auch der Fall Misery. Da war es eine ehemalige Krankenschwester, die zunächst freundlich und zuvorkommend, wenngleich etwas übergriffig ist, nur um dann sadistische Neigungen zu zeigen – der Auftakt zu einem brutalen Katz-und-Maus-Spiel zwischen ihr und ihrem schwer verletzten Idol.
Bei A Good Marriage war es daher naheliegend, etwas Ähnliches zu erwarten. Schließlich geht es hier ebenfalls um zwei Personen, die unter einem Dach wohnen. Besonders perfide ist dabei, dass dieses Grauen nicht bei einer fremden Person auftritt, sondern einer, mit der du viele Jahre verbracht hast. Das zieht einem natürlich besonders den Boden unter den Füßen weg und lässt einen daran zweifeln, ob auch nur irgendetwas an dieser Ehe gestimmt hat. Der effektivste Teil des Films ist dann auch der Einstieg, wenn Darcy zwischen Schock und Ungläubigkeit wechselt. Und Angst natürlich. Denn was hindert ihren Mann daran, auch sie zu ermorden? Und wie soll sie ein ganz normales Leben an seiner Seite führen und dabei immer so tun, als wäre nichts?
Längen im Mittelteil
Als Szenario klang das eigentlich ganz vielversprechend, zumal die Novelle auf einem wahren Fall basiert. Auch dort stellte sich ein Mann als Serienmörder heraus, ohne dass die Ehefrau etwas davon geahnt hatte, was sie im Anschluss zu einer Ausgestoßenen machte. So richtig viel draus gemacht wurde in A Good Marriage aber nicht. Ein Problem dabei ist einerseits, dass die Vorlage nicht besonders lang ist, vor allem für King Verhältnisse. Beispiele für gelungene Adaptionen solcher kürzerer Werke gibt es natürlich, allen voran Stand by Me – Das Geheimnis eines Sommers. Der Film lebte aber auch weniger von der Geschichte, sondern vielmehr von der Interaktion der Figuren. Davon, wie sich ihre Beziehungen untereinander mehr und mehr vertiefen.
In A Good Marriage funktioniert das so natürlich nicht. Da geht es zwangsläufig um eine Entfremdung. Auch das kann ein ganz dankbares Thema sein, wenn entsprechend sensibel umgesetzt. Im konkreten Fall läuft es aber darauf hinaus, dass Darcy die ganze Zeit ängstlich durchs Haus läuft und hin und wieder an Alpträumen leidet. Spannend ist das kaum, gerade im Mittelteil, wenn eigentlich das Katz-und-Maus-Spiel für Nerventerror sorgen sollte, kommt es zu diversen Längen. Aber auch bei den Figuren tut sich irgendwie nichts. Speziell bei der Ehefrau sollte man irgendwie erwarten können, dass es zu einer wirklichen Entwicklung kommt, wenn auf einmal ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt wird. Aber eine solche Introspektion ist nun mal auf Papier leichter als auf der Leinwand, wo alles notgedrungen stärker an der Fassade bleibt.
Leider nur Durchschnitt
Schlecht ist A Good Marriage deswegen nicht. Da gab es deutlich schlimmere Adaptionen von Kings Werken. Enttäuschend ist das Ergebnis aber schon, zumal der King of Horror selbst das Drehbuch verfasst hat. Leider gelingt es ihm jedoch nicht so recht, seine eigene Vorlage umzusetzen. Der Film ist einfach nicht so unterhaltsam, wie er sein sollte Zum Ende hin wird es noch einmal interessanter, wenn die lange passiv auftretende Darcy mehr Stärke entwickelt. Aber das ist zu wenig und auch zu spät. Mehr als Durchschnitt ist das hier nicht, weder filmisch, noch schauspielerisch. Das wirkt an vielen Stellen mehr wie eine TV-Produktion als ein wirkliches Kinoerlebnis. Wer unbedingt seine King-Sammlung komplettieren möchte, kann das hiermit tun. Man verpasst aber auch nicht wahnsinnig viel.
OT: „A Good Marriage“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Peter Askin
Drehbuch: Stephen King
Vorlage: Stephen King
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Kamera: Frank G. DeMarco
Besetzung: Joan Allen, Anthony LaPaglia, Kristen Connolly, Stephen Lang
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