Baggio: Das göttliche Zöpfchen Il Divin Codino Netflix
© Stefano C. Montesi/Netflix

Baggio: Das göttliche Zöpfchen 

Inhalt / Kritik

Baggio: Das göttliche Zöpfchen Il Divin Codino Netflix
„Baggio: Das göttliche Zöpfchen“ // Deutschland-Start: 26. Mai 2021 (Netflix)

Schon von frühester Kindheit an gibt es im Leben von Roberto Baggio (Andrea Arcangeli) nur den Fußball. Sein Ziel ist es, irgendwann einmal für sein Nationalteam die Weltmeisterschaft zu gewinnen – so hat er es seinem Vater Florindo (Andrea Pennacchi) versprochen, der ihn von Anfang an unterstützt hat. Das nötige Talent hat er, wie sich schnell herausstellt. Es dauert nicht lange, bis die großen Clubs auf den italienischen Spieler aufmerksam werden. Und auch sein Traum vom WM-Titel scheint ganz nahe zu sein. Doch immer wieder legt ihm das Schicksal Stolpersteine in den Weg, etwa durch langwierige Verletzungen. Aber er hält durch, will nicht vorzeitig aufgeben, bis er sein Ziel erreicht hat …

Wenig inspirierendes Porträt

Fußballer sind eigentlich immer für Heldengeschichten prädestiniert – und damit auch für Filme. Sie sind Symbole des Volkes, Identifikationsfiguren, wir können mit ihnen zittern oder auch kräftig über sie schimpfen, wenn sie mal wieder Mist gebaut haben. Einen Elfmeter verschießen zum Beispiel. Roberto Baggio hat einen Elfmeter verschossen. Einen sehr wichtigen sogar, der ihn zeit seines Lebens verfolgt hat. Und doch zeigt der Netflix-Film Baggio: Das göttliche Zöpfchen auf, dass der italienische Spieler von den Menschen verehrt wurde. Ein Mann mit einem großen Talent, der immer wieder Hindernisse überwinden musste. Das inspiriert.

Der Film selbst inspiriert jedoch weniger. Er unterhält auch nicht besonders gut. Es ist nicht einmal so, dass er wahnsinnig informativ wäre. Ein bisschen misstrauisch darf man schon bei dem Blick auf die Laufzeit sein. 92 Minuten? Das ist für ein Biopic schon recht kurz. Zu kurz im Falle von Baggio: Das göttliche Zöpfchen. Auch wenn die Karriere eines Fußballers biologisch bedingt nicht ganz so lange ist – irgendwann kann der Körper einfach nicht mehr –, zwei bis drei Jahrzehnte kann sie schon abdecken. Und dafür sollte man sich schon Zeit nehmen. Klar: Man muss nicht bei jedem Spieler die komplette Laufbahn abarbeiten. Ein paar wichtige Stationen, welche stellvertretend vorgestellt werden, das kann schon reichen.

Zu kurz, um Wirkung zu entfalten

Wichtig wäre in einem solchen Fall aber, dass es eine richtige Entwicklung gibt oder irgendeine Form der inhaltlichen Klammer. Regisseurin Letizia Lamartire verzichtet jedoch darauf, die einzelnen Momente sinnvoll miteinander zu verknüpfen. In Folge springt Baggio: Das göttliche Zöpfchen munter durch die Jahre, schnappt sich unterwegs irgendwelche Einzelmomente, nur um dann weiterzurasen. Das ist zunächst verblüffend, mit der Zeit sogar ziemlich ärgerlich, zumindest aber enttäuschend. Es bleibt nie die Zeit, Szenen auch mal für sich wirken zu lassen und ihnen so ein wenig emotionale Tiefe zu verleihen. Dramatisch ist die Geschichte des Fußballers zum Teil durchaus, sowohl auf dem Spielfeld wie abseits desselben. Es hinterlässt nur so gar keinen Eindruck.

Selbst fußballerisch ist Baggio: Das göttliche Zöpfchen keine besonders befriedigende Angelegenheit. Dass komplette Matches in einem Spielfilm gezeigt werden, das kann man natürlich nicht erwarten. Hier fallen die Spielszenen aber so extrem kurz aus, dass man zwischenzeitlich immer mal wieder vergisst, um welchen Sport es eigentlich geht. Gerade bei den Weltmeisterschaften, das große Ziel der Hauptfigur, ist es schon ziemlich enttäuschend, wie wenig man da zu sehen bekommt. Ein Totalausfall ist der Film damit nicht. So ist beispielsweise die Geschichte um den buddhistischen Glauben des Spielers interessant. Auch bei der komplexen Beziehung zwischen Vater und Sohn kommt es zu Momenten, für die sich das Einschalten lohnt. Es sind nur nicht genügend. Der Film ähnelt einem dieser TV-Rückblicke, bei denen eine Art Best of geboten wird und von vornherein jeglicher Kontext ausgeschlossen ist. Nur dass man hier im Anschluss nicht einmal wirklich weiß, ob das jetzt die besten Szenen waren.

Credits

OT: „Il Divin Codino“
Land: Italien
Jahr: 2021
Regie: Letizia Lamartire
Drehbuch: Ludovica Rampoldi, Stefano Sardo
Musik: Michael Kamen, Robert Kraft
Kamera: Benjamin Maier
Besetzung: Andrea Arcangeli, Valentina Bellè, Andrea Pennacchi, Antonio Zavatteri, Anna Ferruzzo, Riccardo Goretti

Bilder

Trailer

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„Baggio: Das göttliche Zöpfchen“ setzt dem italienischen Fußballer ein Denkmal – oder versucht es zumindest. Das größte Problem des Films ist es, dass er durch die einzelnen Stationen aus dem Leben rast, ohne dass jemals die Zeit ist, etwas aufzubauen. Nach anderthalb Stunden ist dann zwar viel passiert, wirklich viel erfahren hat man trotzdem nicht. Selbst die Spielszenen bekommen nicht den Raum, den sie bräuchten.
5
von 10