Big Driver Stephen King
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Big Driver

Inhalt / Kritik

Stephen Kings Big Driver
„Big Driver“ // Deutschland-Start: 28. Juli 2017 (DVD/Blu-ray)

In ihrer Fantasie beschäftigt sich die erfolgreiche Krimiautorin Tess Thorne (Maria Bello) ständig mit Verbrechen. Dass sie einmal selbst Opfer einen solchen würde, das hatte sie jedoch kaum erwartet. Eigentlich war sie nach einer Lesung auch schon auf dem Weg nach Hause, als mitten im Nirgendwo ihr Auto einen Platten hat. Zu ihrem Glück taucht dann wie aus dem Nichts ein Mann (Will Harris) auf, der ihr seine Hilfe anbietet. Doch es dauert nicht lange, bis die Situation kippt. Anstatt ihr beim Reifenwechsel zu helfen, vergewaltigt er sie brutal und legt sie in einem Kanal ab, in der Annahme, sie sei bereits tot. Als Tess wieder zu sich kommt, will sie zunächst nur schnell heim und den ganzen Vorfall vergessen, aus Angst, einen Skandal zu verursachen. Aber schon bald wächst in ihr der Wunsch, sich an ihrem Peiniger zu rächen …

Das Böse, das aus dem Nichts kam

In den Geschichten von Stephen King geht es bekanntlich oft darum, wie an einem vermeintlich friedlichen, ruhigen Ort das Böse herrscht. Mal lässt er in einer Kleinstadt einen Gestalt wandelnden Killerclown los (Es). In Misery entpuppt sich eine freundliche Krankenschwester als sadistische Psychopathin. Bei Kinder des Zorns fällt ein durchreisendes Paar in einer ländlichen Gegend einem Kinder-Kinder-Kult zum Opfer. Insofern dürfte es niemanden wirklich überraschen, wenn in Big Driver Tess in der Provinz an einen Mann gerät, der vorgibt ihr helfen zu wollen, sich dabei aber als Serienmörder und Vergewaltiger entpuppt. In der Vorstellung des König des Horrors gehört das irgendwie dazu.

Und doch ist Big Driver, das auf einer Kurzgeschichte Kings basiert, nicht ganz mit den berühmten Werken vergleichbar. Ein großer Unterschied, der auch zu einem Manko des Films wird: Nach dem Auftakt befindet sich Tess kaum noch in Gefahr, weshalb die Spannung deutlich geringer ausfällt. Wo es in den anderen Titeln meist darum geht, wie Protagonisten und Protagonistinnen um ihr Leben kämpfen bei dem Versuch, das Böse zu bezwingen, da fällt das hier praktisch völlig weg. Hätte die Schriftstellerin ihren ursprünglichen Plan umgesetzt, dieses Ereignis einfach zu verdrängen und zu verschweigen, nichts hätte ihr geschehen können. Doch das kann sie nicht, will sie nicht. Stattdessen sinnt sie auf Rache, will den Menschen bestrafen, der ihr das angetan hat.

Die übliche Selbstjustiz

Das ist sicherlich nicht das originellste Szenario, das man sich ausdenken kann. Tatsächlich wimmelt es im B-Movie-Bereich von solchen Rape-and-Revenge-Thrillern, bei denen meist leicht bekleidete Damen Jagd auf ihre Peiniger machen. Bei Big Driver hält sich dieser Exploitation-Faktor zwar in Grenzen, zumindest im Vergleich zu der oft billig zusammengedrehten Konkurrenz. Richtig interessant ist die Geschichte aber auch nicht. Die Stellen, an denen der Film tatsächlich mal eigene Wege hätte beschreiten und richtig hässlich werden können, die werden nicht genutzt. Es bleibt letztendlich doch bei einer simpel gestrickten Selbstjustiz.

Spannender ist da schon die Protagonistin an sich. Zum einen ist sie alles andere als sympathisch. Während bei solchen Filmen quasi immer automatisch Mitleid mitschwingt, verhält sich Tess teils so unerträglich, dass der Daumendrücken-Faktor merklich nachlässt – eine durchaus mutige Entscheidung. Außerdem ist sie reichlich verkorkst und pflegt eine Kommunikation mit imaginären Personen, was ohnehin alles fragwürdig werden lässt, was sie wahrnimmt. Leider macht der zuvor vor allem als Kameramann tätige Mikael Salomon (Freezer – Rache eiskalt serviert) zu wenig daraus, gerade auch in optischer Hinsicht. Big Driver ist letztendlich dann doch „nur“ ein TV-Film, weshalb man nicht die ganz großen Ambitionen verfolgte.

Gut gespielter Durchschnittstitel

Mehr als Durchschnitt ist dadurch am Ende nicht drin. Zwar liefert Hauptdarstellerin Maria Bello (Giant Little Ones, Prisoners) eine überzeugende Darstellung ab, wenn ihre Figur sich von einem Opfer zu einer Täterin wandelt. Aber das reicht nicht aus, um Big Driver auf nennenswerte Weise von denen vielen thematisch ähnlich gelagerten Filmen zu unterscheiden. Hätte man nicht offensiv damit geworben, dass hier eine Vorlage von Stephen King verwendet wurde, kaum einer hätte wohl von dem Thriller Notiz genommen. Wer diese Art Filme mag, der macht mit dieser Version nicht unbedingt etwas falsch. Aber da gibt es doch mit Titeln wie Revenge spannendere Alternativen – sei es inhaltlich oder inszenatorisch.

Credits

OT: „Big Driver“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Mikael Salomon
Drehbuch: Richard Christian Matheson
Vorlage: Stephen King
Musik: Jeff Beal
Kamera: Steve Cosens
Besetzung: Maria Bello, Olympia Dukakis, Joan Jett, Ann Dowd, Will Harris, Andre Myette

Bilder

Trailer

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In „Big Driver“ wird eine Autorin von einem Unbekannten vergewaltigt und sinnt später auf Rache. Die Hauptfigur ist zwar anders angelegt, als man es von dieser Art Film gewohnt ist. Ansonsten handelt es sich aber um einen recht gewöhnlichen Rape-and-Revenge-Thriller, der lediglich durch die Vorlage von Stephen King von sich reden macht.
5
von 10