Seit er die Highschool geschmissen hat, driftet Dean (Ryan Gosling) von einem Job zum nächsten, sodass auch seine derzeitige Anstellung bei einer Umzugsfirma in Brooklyn wahrscheinlich nur für eine Weile ist. Jedoch ändert sich seine Meinung, als er während eines Auftrags die Bekanntschaft mit Cindy (Michelle Williams) macht, die in einem Altenheim arbeitet und sich auf ihr Medizinstudium vorbereitet. Für Dean ist es Liebe auf den ersten Blick, doch da er derzeit weder eine feste Bleibe hat, noch ein Telefon, kann er nur die Visitenkarte der Umzugsfirma bei der fremden Frau lassen, in der Hoffnung, sie wird sich bald bei ihm melden. Nach vielen Tagen des Wartens auf einen Anruf macht sich Dean schließlich selbst auf die Suche, doch im Altersheim findet er sie nicht, dafür aber im Bus zurück in die Stadt. Da sich Cindy gerade von ihrem Freund getrennt hat und den Fremden sympathisch findet, bleibt sie bei ihm und die beiden ziehen durch die Straßen, tanzen, singen und küssen sich schließlich zum ersten Mal. Auch für Cindy wird Dean zu einer großen Liebe und so werden die beiden ein Paar.
Fünf Jahre später leben die beiden nun in Pennsylvania, zusammen mit ihrer Tochter Frankie. Während Dean sich als Anstreicher sein Geld verdient und die meiste Zeit über daheim verbringt, ist Cindy eine Krankenschwester in einem nahen Hospital, wo ihr der Chefarzt das Angebot gemacht hat, sie könne ihn in eine andere, besser ausgestattete Klinik begleiten und damit ihre Aufstiegschancen verbessern. Schon lange läuft es nicht mehr so gut in ihrer Ehe, sodass Dean beschließt, sie zu einem romantischen Wochenende in einem „Liebeshotel“ einzuladen. Jedoch steht der Aufenthalt unter keinen guten Stern, denn schon auf dem Weg dorthin kommt es zum ersten Streit.
Smoke gets in your eyes
Zwölf Jahre sollte vergehen, bis es Regisseur Derek Cianfrance gelang, einen Nachfolgefilm zu Brother Tied von 1998 zu drehen, und es war kein einfacher Weg bis dahin. Zwar konnte er sich schon früh der Unterstützung seiner beiden Hauptdarstellerin sicher sein, doch bis die Finanzierung von Blue Valentine endlich stand, sollten noch viele Monate ins Land ziehen. Obwohl sich weder Williams noch Gosling vor dem Dreh je in Person getroffen hatten, war die Chemie zwischen den beiden Schauspielerin spürbar, was nur ein Grund ist, warum Blue Valentine sowohl für die beiden Darsteller wie auch Cianfrance selbst zu einem wichtigen Punkt in ihrer Karriere wurde. Der Film erzählt eine Geschichte über den Beginn und das Ende einer Liebe, über das Auseinanderleben und wie das Leben die Gefühle innerhalb einer Beziehung zunichtemacht.
Auch wenn die kurze Inhaltsangabe es anders vermuten lässt, folgt Blue Valentine keinesfalls einer linearen Struktur. Immer wieder wechselt die Perspektive von dem Kennenlernen der beiden Hauptfiguren hin zu ihrer Ehekrise fünf Jahre später, Würde nur die eine Hälfte existieren, könnte man behaupten, es handle sich um einen recht konventionellen Liebesfilm, wie sie sowohl Hollywood wie auch das Independentkino schon seit vielen Jahren drehen, doch gerade die zweite, die gegenwärtige Perspektive gibt Blue Valentine eine gewisse Erdung. Beiden Figuren sieht man die Jahre in der Ehe deutlich an, die ersten Streitigkeiten, die unterschiedlichen Lebenswege und Ambitionen wie auch die ersten Enttäuschungen, die zu einer ernsthaften emotionalen Distanz geführt haben, die für beide, wie auch den Zuschauer spürbar ist.
Doch es ist nicht nur die Liebe, die hier auf dem Prüfstand zu sein scheint, sondern vielmehr ganze Lebenskonzepte und wie diese in Einklang zu bringen sind mit der Zweisamkeit. Spielt Gosling (La La Land) mit Dean einen hoffnungslosen Romantiker, der mit seiner Art und Weise, für Cindy ein Ständchen zu singen, etwas arg altmodisch daherkommt, erscheint die Figur von Williams (Manchester by the Sea) schon etwas bodenständiger zu sein. Das Besondere und Spannende in Cianfrances Inszenierung ist, dass er seinen Zuschauer um die Unterschiede der beiden Figuren wissen lässt, aber dennoch die Hoffnung bleibt, die Liebe, könne diese überwinden. Andererseits ist in der Gegenwarts-Perspektive das Ausmaß dieser Unterschiede deutlich geworden und man fragt sich, wie auch die beiden Figuren, ob man wirklich so geblendet war, irritiert von „Rauch, der einem in die Augen weht“, wie es in dem Song von der Gruppe The Platters heißt.
Die Ästhetik einer Liebe
Auch ästhetisch unterscheiden die beiden Segmente in Blue Valentine sich, haben aber auch einige interessante Schnittmengen. Cianfrances Inszenierung und Andrij Parekhs Bilder, insbesondere von Innenräumen, wie beispielsweise dem grellen Interieur des Hotelzimmers, in welchem Cindy und Dean ihrer Liebe eine neue Chance geben wollen, erinnern an jene Assoziationen oder vielmehr Klischees, die mit Romantik und Liebe in Verbindung gebracht werden. Auch einige Szenen zwischen Gosling und Williams folgen der Logik des Liebesfilms, vermischen Kitsch mit einer gehörigen Portion Realismus, der einerseits sehr charmant wirkt, dann aber auch wieder einen Gegensatz bildet und die wachsende Entfremdung zwischen den beiden Eheleuten betont.
Schon in seine ersten Gespräche mit seinen Kollegen spricht Dean von seinen Vorstellungen von der Liebe, wie auch Cindy, die sich wünscht, keinesfalls eine solche Ehe zu führen wie ihre Eltern. In Blue Valentine werden diese Ideale auf den Prüfstand gestellt, wird gefragt, ob eine Liebe tatsächlich ein Verfallsdatum besitzt oder ob man die Gefühle, die man einst für einen Menschen empfand, auch durch schwierige Zeiten über retten kann.
OT: „Blue Valentine“
Land: USA
Jahr: 2010
Regie: Derek Cianfrance
Drehbuch: Derek Cianfrance, Cami Delavigne, Joey Curtis
Musik: Grizzly Bear
Kamera: Andrij Parekh
Besetzung: Ryan Gosling, Michelle Williams, Faith Wladyka, John Doman, Mike Vogel, Marshall Johnson, Jen Jones, Ben Shankman, Maryann Plunkett
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 2011 | Beste Hauptdarstellerin | Michelle Williams | Nominierung |
Film Independent Spirit Awards | 2011 | Beste Hauptdarstellerin | Michelle Williams | Nominierung |
Golden Globes | 2011 | Bester Hauptdarsteller (Drama) | Ryan Gosling | Nominierung |
Beste Hauptdarstellerin (Drama) | Michelle Williams | Nominierung | ||
Sundance Film Festival | 2010 | Großer Preis der Jury | Nominierung |
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