Das schaurige Haus Netflix
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Inhalt / Kritik

Das schaurige Haus Netflix
„Das schaurige Haus“ // Deutschland-Start: 14. Mai 2021 (Netflix)

Begeistert ist der 16-jährige Hendrik (León Orlandianyi) nicht gerade, als er seine Siebensachen packen soll, um mit seiner Mutter Sabine (Julia Koschitz) und seinem jüngeren Bruder Eddi (Benno Roßkopf) von Hannover in ein österreichisches Dorf zu ziehen. Im Gegenteil. Er kann mit der Provinz nichts anfangen oder auch den Leuten, vom komischen Dialekt ganz zu schweigen. Und dann hat er nicht einmal Internet im neuen Zuhause! Wobei in dem schaurigen Haus noch etwas ganz anderes nicht zu stimmen scheint. Er selbst wird von eigenartigen Alpträumen geplagt, Eddie beginnt zu schlafwandeln und auf Slowenisch zu reden. Es heißt sogar, es soll darin spuken. Und so bleibt ihnen nichts anderes übrig, als gemeinsam mit der forschen Ida (Marii Weichsler) und dem nerdigen Fritz (Lars Bitterlich) der Sache auf den Grund zu gehen …

Die Nostalgie des Schreckens

In den letzten Jahren entdeckten Filmemacher*innen und Kreativteams von Serien, dass die Kombination aus wohliger Nostalgie und schrecklichen Abenteuern ziemlich lukrativ sein kann. Es brach alle Rekorde, die im Bereich des Horrorfilms galten. The Stranger Things wurde weltweit kultisch gefeiert. Dahinter platzierten sich empfehlenswerte Titel wie Summer of 84 oder Boys in the Trees, die alle mit jeder Menge 80er bzw. 90er Atmosphäre das Publikum beglückten. Das war schon eine kleine Welle, wenn es an vielen Stellen hieß, zu den Wurzeln zurückzukehren. Im Mittelpunkt standen meist sehr junge Figuren, an der Schwelle vom Kind zum Jugendlichen, und durften durch die Albträume sich selbst entdecken.

Auf den ersten Blick scheint man bei dem Netflix-Film Das schaurige Haus diesen Trend für sich nutzen zu wollen. Zwar spielt die Geschichte in der Jetztzeit, weshalb es beispielsweise Smartphones gibt. Regisseur Daniel Prochaska (Tatort: Unten) gelingt es jedoch, einem hier auch so das Gefühl zu geben, irgendwie in der Vergangenheit gelandet zu sein. Das ist natürlich auch durch das Setting bedingt. In dem kleinen Dorf, in dem der Film spielt, gehen die Uhren nun einmal etwas langsamer. Orte wie das alte Haus oder die Tropfsteinhöhle, in denen Sabine arbeitet, sind sowieso der Zeit entrissen. Wenn dann nicht einmal das Wlan funktioniert, kann man endgültig so tun, als wäre die Gegenwart nicht die Gegenwart.

Horror für eine jüngere Zielgruppe

Aber selbst losgelöst von diesem Drumherum darf man sich von Das schaurige Haus an frühere Zeiten erinnert fühlen. Anders als obige Titel richtet sich die österreichisch-deutsche Coproduktion nicht an ein erwachsenes Publikum, das in die eigene Jugendzeit zurückversetzt werden will. Vielmehr ist die Zielgruppe selbst hier etwas jünger angelegt. Deftige Horroreinlagen braucht man hier deshalb nicht zu erwarten. Zwar werden immer wieder Elemente des Genres verwendet, etwa plötzlich auftauchende Geister – nicht ohne Grund feierte der Film auf dem SLASH Film Festival 2020 Premiere. Die werden aber maximal bislang unerfahrene Zuschauer und Zuschauerinnen wirklich erschrecken. Stattdessen gibt es eine kontinuierliche, etwas altmodische Gruselatmosphäre, wie man sie in Filmabenteuern früher noch häufiger fand.

Verbunden wird dies mit diversen Coming-of-Age-Elementen. Vor allem Hendrik darf eine Wandlung durchmachen, wenn sich der wütende Stadtmensch doch noch mit Land und Leuten anfreundet – vor allem natürlich Ida, ein bisschen Liebe muss sein. Das funktioniert, ist aber leider letztendlich doch recht langweilig. In den letzten Jahren hat es so viele Filme gegeben, in denen jugendliche Stadtmenschen sich auf dem Land darauf besinnen, worauf es wirklich ankommt. Das schaurige Haus fehlen da einfach die Mittel, um sich von dem Pulk zu lösen. Das liegt auch an den Figuren, die letztendlich nur Stereotype abarbeiten und echte Persönlichkeiten vermissen lassen.

Sympathisch mit Potenzial zu mehr

Mit Titeln wie Die Goonies, die gern mal zum Vergleich herangezogen werden, kann es Das schaurige Haus daher nicht aufnehmen. Auch wenn sich das junge bislang wenig bekannte Quartett sich redlich Mühe gibt, da fehlt dann doch noch was. Dennoch, sympathisch ist das Gruselabenteuer schon. Die Adaption eines Romans von Martina Wildner lockt auch mit lokalem Flair, vergleichbar zu den vielen Krimis und Krimikomödien, die in den letzten Jahren in Deutschland veröffentlicht wurden und in denen die Provinz näher beleuchtet wird. Grundsätzlich dürfen in Zukunft deshalb gern noch weitere Filme in diese Richtung veröffentlicht werden. Es wäre dann nur schön, wenn sich die Besonderheit nicht allein auf das „wo“ beschränkt, sondern auch das „was“ und „wer“ miteinbezieht.

Credits

OT: „Das schaurige Haus“
Land: Österreich, Deutschland
Jahr: 2020
Regie: Daniel Prochaska
Drehbuch: Marcel Kawentel, Timo Lombeck
Vorlage: Martina Wildner
Musik: Karwan Marouf
Kamera: Matthias Pötsch
Besetzung: León Orlandianyi, Benno Roßkopf, Marii Weichsler, Lars Bitterlich, Julia Koschitz, Michael Pink, Inge Maux

Bilder

Trailer

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In „Das schaurige Haus“ zieht eine Familie von der Stadt in ein kleines Dorf und muss sich neben Anpassungsschwierigen auch noch mit einem Spukhaus herumschlagen. Das ist ganz atmosphärisch geworden, mit einigen schönen Bildern. Allerdings krankt das prinzipiell sympathische Jugendabenteuer daran, dass bei der Geschichte und den Figuren nicht viel Persönlichkeit vorhanden ist.
6
von 10