Der junge General La Fayatte
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Der junge General

Inhalt / Kritik

Der junge General La Fayatte
„Der junge General“ // Deutschland-Start: 26. August 1966 (Kino) // 30. April 2021 (DVD)

Im Jahre 1776 ist der amerikanische Unabhängigkeitskrieg im vollen Gange, doch die Armee der britischen Krone haben schon viele wichtige Siege gegen die Armee unter der Führung George Washingtons errungen. Die Nachrichten haben mittlerweile auch schon die „alte Welt“ Europas erreicht, unter anderem die Adelsschicht Frankreich, von denen sich viele den Ideen der „Insurgenten“, wie die Aufständigen in den neuen Kolonien genannt werden, anschließen können. Einer von ihnen ist der angesehen, junge Marquis Gilbert de la Fayette (Michel Le Royer), ein Mann, der das Abenteuer sucht und sich einen Ruf als Lebemann verdient hat unter seinen Freunden und Bekannten. Die Aussicht, jene Ideale der Freiheit zu verteidigen und für diese eventuell gar ins Feld zu ziehen, interessiert den Aristokraten ungemein, sodass er sich, zusätzlich motiviert durch ein Treffen mit Benjamin Franklin (Orson Welles) in Paris, entschließt zu handeln, wenn nötig auch gegen den Willen der Krone. In seinem unmittelbaren Bekanntenkreis finden die Ideen La Fayettes hingegen nicht nur Anhänger, denn seine Freiheitsliebe wird als indirekter Aufstand gegen das Regime Ludwig XVI. gesehen, dessen Polizei und Armee ihrerseits Spitzel innerhalb der Bevölkerung hat.

Dennoch ist La Fayette wild entschlossen, sich der Armee Washingtons anzuschließen und sein Vermögen für dessen Sache aufs Spiel zu setzen. In Amerika angekommen ist man jedoch eher reserviert gegenüber den Neuankömmling, den man verdächtigt, eine Position in der Armee nur wegen aus Gründen des Prestiges und wirtschaftlichen Interessen zu ersuchen. Dennoch gelingt es La Fayette den Respekt Washingtons als einer seiner Generäle zu erlangen, jedoch stehen die entscheidenden Schlachten ihm noch bevor.

Kampf für neue Ideen

Mit Der junge General, basierend auf dem Leben des wahren Generals Gilbert de la Fayette, legte der französische Regisseur Jean Dréville Anfang der 1960er Jahren den wohl ambitioniertesten Film seiner Karriere vor. Alleine die Anzahl der Statisten (zwischen 30.000 und 50.000) oder die Pferde (rund 5000), welche im Film zu sehen sind, lassen die Dimension der Geschichte erahnen, welche in Der junge General erzählt wird. Vielleicht lag es an der Zeit, in welcher der Film herauskam, oder aber an der deutlich kürzeren internationalen Fassung, die auch in den deutschen Kinos zu sehen war, doch ein Erfolg wurde das Monumentalwerk nicht gerade.

Man kommt nicht umhin, die Ambitioniertheit der Inszenierung wie auch Suzanne Arduinis Drehbuch zu bewundern. Nicht nur der reine Aufwand, welcher bereits umrissen wurde, sorgt für teils sehr imposante Massenszenen, es ist auch die Themendichte, welche Der junge General ausmacht, aber auch so etwas wie einen Fallstrick darstellt. Nicht nur der Kontext des US-amerikanischen Unabhängigkeitskrieges, sondern auch dessen politisch-gesellschaftliche Bedeutung für Europa und die dortigen Freiheitsbestrebungen werden behandelt oder vielmehr angerissen. Hinzu kommen die Ideale der Aufklärung sowie deren Bezug zu den historischen Gegebenheiten, genauso wie das absolutistische System unter Ludwig XIV. All dies lässt den Zuschauer wie auch den Kritiker die Ambition respektieren, nicht aber die Art und Weise, wie diese Aspekte innerhalb der internationalen Fassung abgehandelt werden.

Ein Leben im Schnelldurchlauf

Bisweilen wirkt Der junge General wie eine Art Schaulaufen der Persönlichkeiten, die in einer Szene auftauchen, nur um dann wieder zu verschwinden, ohne aber einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Besonders schade ist dies im Falle der Hauptfigur, bei der sich Michel Le Royer durchaus bemüht, die zwei Seiten dieses Charakters zu zeigen – den Abenteurer wie auch den entschlossenen Kämpfer. In der zerstückelten internationalen Fassung bleibt sein Spiel jedoch ohne Biss, ohne Esprit und er wirkt eher wie ein Schlafwandler, der sich von einer Kulisse in die nächste bewegt. In den Begegnungen mit Orson Welles Benjamin Franklin oder dem von Wolfgang Preiss gespielten Baron Kalb finden sich gute Momente, aber zu mehr als diesen Schlaglichtern bleibt es dann auch.

Credits

OT: „La Fayette“
Land: Frankreich, Italien
Jahr: 1962
Regie: Jean Dréville
Drehbuch: Suzanne Arduini
Musik: Steve Laurent, Pierre Duclos
Kamera: Roger Hubert, Claude Renoir
Besetzung: Michel Le Royer, Howard St. John, Orson Welles, Pascale Audret, Jack Hawkins, Liselotte Pulver, Folco Lulli, Wolfgang Preiss

Bilder

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„Der junge General“ in der internationalen Kinofassung bleibt ein Schatten im Vergleich zu dem, was mit dieser Besetzung und diesem Aufwand möglich gewesen wäre. Die etwas konventionelle Inszenierung Jean Dréville enttäuscht und wird in dieser zerstückelten Version noch betont.
4
von 10