Eigentlich war die Kriminaltechnikerin Dr. Viktoria Wex (Claudia Eisinger) schon wieder auf dem Weg in ihre Heimat, als sie und der Dorfpolizist Leon Pawlak (Sebastian Hülk) kurz in einem Wald Halt machen. Denn dort wurde eine ausgeweidete Wisentkuh gefunden. Noch mehr interessiert Wex jedoch die Leiche des Wildhüters Glinski, welche in der Nähe des Kadavers liegt. Zum Ärger der Kowalska (Karolina Lodyga) beschließt sie daher, noch eine Weile zu bleiben und in dem Fall zu ermitteln. Doch die Suche nach dem Täter gestaltet sich schwierig. Der Wildparkbetreiber Tadeusz von Breska (Alexander Held) und seine Tochter Tereza (Janina Stopper), welche für die Wisentzucht zuständig sind, können ebenso wenig weiterhelfen wie Tomek Glinski (Anton Spieker), der Sohn des Opfers …
Mördersuche in der polnischen Provinz
Lange mussten Fans der neu gestarteten ARD-Krimireihe Der Masuren-Krimi nicht auf Nachschub warten. Nur eine Woche nach dem Auftakt Fryderyks Erbe kommt mit Fangschuss bereits der zweite Film um die Berliner Kriminaltechnikerin, die sich in der polnischen Provinz in lokale Fälle einmischt. Gab es beim letzten Mal dafür aber immerhin noch einen persönlichen Beweggrund, schließlich wurde dort eine Leiche im Keller ihres Onkels gefunden, da ist sie in ihrem zweiten Fall nur von ihrer Neugierde getrieben. Dass sie komplett ohne Befugnis arbeitet, interessiert sie dabei kaum. Dafür fehlt ihr ebenso das Verständnis wie für das Zwischenmenschliche.
Immerhin: Im Vergleich zum Auftakt wurde dieser Aspekt bei Der Masuren-Krimi: Fangschuss zurückgefahren. Trug man beim letzten Mal noch auf eine enervierende Weise dick auf, wenn Wex zwischendurch zum mobilen Computer mutierte, da sind ihre Ermittlungen beim zweiten Anlauf schon nachvollziehbarer. Ganz konnte es sich Drehbuchautor Ulli Stephan zwar nicht verkneifen, ihr wissenschaftliche Lehrvorträge in den Mund zu legen. Doch die fallen nicht mehr ganz so negativ auf. Auch die ständigen Konflikte mit Kowalska stechen weniger hervor als beim ersten Teil. Dafür konzentrierte man sich stärker auf den Fall rund um den ermordeten Wildhüter, anstatt sich dauernd anderweitig auszubremsen.
Mehr Krimi, weniger Gefühl
Das ist einerseits ganz angenehm, Der Masuren-Krimi: Fangschuss funktioniert als Krimi insgesamt besser als der Erstling. So richtig interessant ist der zweite Fall aber nicht. Dass es bei dem Film irgendwie um Wilderei geht, gerade bei den geschützten Wisents, steht von vornherein fest. Das ist als Thema zwar legitim, sogar nahe dem Zeitgeist, schränkt aber die Möglichkeiten doch stark ein. Man ahnt einfach viel zu früh, wer genau hinter allem steckt. Zudem fehlt die persönliche Komponente, welche die Geschichte das letzte Mal noch stützte und zu der melancholischen Atmosphäre beitrug. In der Hinsicht ist das hier schon ein Rückschritt. Tragische Aspekte gibt es zwar erneut. Doch die kommen zu spät und insgesamt zu wenig zum Tragen. Kurz gesagt: Das meiste hier lässt einen ziemlich kalt.
Dafür sind die Aufnahmen aus Masuren natürlich wieder sehr schön geworden. Man benutzt die polnische Gegend nicht nur für den Titel, sondern auch als visuelles Aushängeschild der Reihe, mit ihren Wäldern, Seen und den Tieren. Dafür allein kann man sich Der Masuren-Krimi: Fangschuss durchaus anschauen. Aber es reicht nach wie vor nicht so recht, um den Film als solchen empfehlen zu können. Trotz Teilverbesserungen gegenüber dem ersten Teil kommt das insgesamt noch nicht über Durchschnitt hinaus. Zu dem reizvollen Setting braucht es noch ein paar gute Ideen zum Inhalt, interessante Fälle und Figuren. Wex einfach irgendwelche chemischen Zusammensetzungen zitieren zu lassen, ist da zu wenig. Die zwischenmenschlichen Verhältnisse dürfen ebenfalls gern komplexer sein, als sie es derzeit noch sind.
OT: „Der Masuren-Krimi: Fangschuss“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Anno Saul
Drehbuch: Ulli Stephan
Musik: Philipp Schaeper, Christopher Colaço, Mark Pinhasov
Kamera: Martin L. Ludwig
Besetzung: Claudia Eisinger, Sebastian Hülk, Karolina Lodyga, Alexander Held, Janina Stopper, Anton Spieker, Heike Thiem-Schneider, Wieslaw Zanowicz, Natalia Bobyleva
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