Die Geschichte vom Brandner Kaspar
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Die Geschichte vom Brandner Kaspar

Inhalt / Kritik

Die Geschichte vom Brandner Kaspar
„Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ // Deutschland-Start: 16. Oktober 2008 (Kino) // 6. Mai 2009 (DVD/Blu-ray)

Der 69-jährige Brandner Kaspar (Franz Xaver Kroetz) lebt in der Mitte des 19. Jahrhunderts zusammen mit seiner Enkelin Nannerl (Lisa Maria Potthof) in einer Hütte im bayerischen Bergland. Sonderlich aufregend ist sein Leben nicht, aber er hängt schon recht daran. Seine Begeisterung hält sich daher auch in Grenzen, als der Boandlkramer (Michael Herbig) eines Tages vor ihm steht und ihn mit ins Jenseits nehmen möchte. Doch so leicht gibt ein Kaspar nicht auf! Anstatt sich seinem Schicksal zu fügen, macht er den ungebetenen Gast erst einmal betrunken und schlägt ihm anschließend ein Kartenspiel vor. Gewinne er, dürfe er weiterleben, bei einer Niederlage komme er mit. Tatsächlich gewinnt der gnadenlos schummelnde Todgeweihte und erschleicht sich dadurch 21 weitere Jahre, ahnt aber nicht, was er damit anrichtet …

Der Tod ist auch nur ein Mensch

Auch wenn der Tod eigentlich eine ernste Angelegenheit ist, so hat es doch immer wieder Künstler und Künstlerinnen gegeben, die diesem eine komische Note entlocken konnten. Ob es nun der kultige Sensenmann in den Werken von Terry Pratchett ist, der lediglich in Großbuchstaben redet, oder der Chaoshaufen in Dead Like Me, der Verstorbene ins Jenseits führen soll: Die eigentlich unvorstellbare Beendigung des Seins kann recht konkrete und sehr unterhaltsame Formen annehmen. Ein deutsches Pendant hierzu ist Die Geschichte vom Brandner Kaspar aus dem Jahr 2008, welches eine ganz eigene Fassung des Todes präsentiert und damit zu einem echten Überraschungshit wurde.

In Bayern kannte man diese natürlich. Dort ist die Vorstellung des Boandlkramers Tradition, eine recht höfliche, naive Ausgabe des Todes. Und auch die Geschichte um den Brandner Kaspar, der diesen überlistete, ist kulturelles Allgemeingut. Franz von Kobells Kurzgeschichte Die Gschicht vom Brandner Kaspar (1871) ist berühmt, auch dank der diversen Adaptionen als Film und Theaterstück. Dass ausgerechnet diese Version hier zum Kassenschlager wurde, verwundert dabei nicht. Schließlich konnte sie mit gleich zwei großen Zugpferden punkten. Das bayerische Urgestein Franz Xaver Kroetz (Der falsche Pass für Tibo) war für das lokale Publikum zuständig, Michael Herbig (Bullyparade – Der Film) für den Mainstream-Appeal.

Unterwegs viel Leerlauf

Es ist dann auch vor allem das Spiel der beiden, welches den Film auszeichnet. Kroetz gibt den kernigen Einsiedler, der mal ganz ausgelassen, dann wieder mürrisch ist – von verschlagen ganz zu schweigen. Herbig wiederum mimt einen im Grunde tragisch angelegten Tod, der eigentlich mit seiner Aufgabe völlig überfordert ist, gerne auch mal etwas herumdruckst, wenn ihm eine Situation unangenehm ist. Was in Die Geschichte vom Brandner Kaspar häufiger mal vorkommt. Zusammen mit der eigenwilligen Maske und der katzbuckelnden Körpersprache ist der Münchner Unterhalter kaum wiederzuerkennen. Aber darin ist der durch seine Filme und Serien auf Verkleidungen spezialisierte Herbig natürlich auch geübt.

Während der Einstieg so recht spaßig ist und auch der Blick ins ruppig geführte Himmelreich für diverse Schmunzelmomente gut ist, gibt es anderweitig schon auch Leerlauf. Ein Problem ist, dass sich Die Geschichte vom Brandner Kaspar in zu vielen Handlungssträngen verliert. Was man zunächst als den Mittelpunkt verstehen könnte – das Aufeinandertreffen von Kaspar und dem Boandlkramer – wird an die Seite geschoben. Stattdessen geht es beispielsweise darum, wie der Totgesagte sein Land gegen Enteignung verteidigt oder Nannerl sich mit Verehrern herumärgert. Auf diese Weise weiß man schon bald gar nicht mehr, wovon der Film überhaupt handelt. Was die Geschichte an dem Ganzen sein soll. Zum Schluss wird die Klammer dann zwar wieder geschlossen. Mit dem Mittelteil hat das aber nichts zu tun.

Ziellos ins Mittelmaß

Aber es ist nicht allein, dass der Film schnell zerfleddert, was den Unterhaltungsfaktor senkt. Die Geschichte vom Brandner Kaspar ist zudem viel zu selten tatsächlich komisch, verlässt sich irgendwie darauf, dass die Figuren für sich genommen schon lustig genug sind, anstatt etwas in Gags investieren zu wollen. Da besagte Figuren größtenteils aber eher langweilig sind, geht das nicht wirklich auf. Und auch der emotionale Aspekte hält sich in Grenzen. Wenn der Kaspar sich zum Schluss doch noch versöhnlich zeigt und der Film auf einmal ganz sentimental wird, dann wurde das kaum vorbereitet und zeigt deshalb nur oberflächlich Wirkung. Insgesamt ist diese Mischung aus Heimatfilm, Blödelkomödie und Fantasygefühligkeit sicher eigen genug, dass ein Blick gerechtfertigt ist. Aber die Konzeptlosigkeit verhindert, dass da mehr drin ist.

Credits

OT: „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“
Land: Deutschland
Jahr: 2008
Regie: Joseph Vilsmaier
Drehbuch: Klaus Richter
Musik: Christian Heyne
Kamera: Jörg Widmer
Besetzung: Franz Xaver Kroetz, Michael Bully Herbig, Lisa Maria Potthoff, Peter Ketnath, Sebastian Bezzel, Jörg Hube, Jürgen Tonkel, Herbert Knaup, Alexander Held

Bilder

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In „Die Geschichte vom Brandner Kaspar“ trickst ein Mann den Tod beim Kartenspiel aus, um sich weitere Lebensjahre zu ermöglichen. Das ist anfangs unterhaltsam, auch später gibt es ein paar nette Einfälle. Insgesamt ist die Adaption einer in Bayern bekannten Kurzgeschichte jedoch zu unentschlossen und verliert sich in diversen Nebensträngen, die weder zielführend noch unterhaltsam sind.
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von 10