Zehn Jahre, das ist schon ein stolzes Alter – zumindest für einen Pinguin. Und das will gefeiert werden. Also macht sich die vierköpfige Gang, bestehend aus Skipper, Kowalski, Private und Rico, auf den Weg, um in Fort Knox einzubrechen. Dabei haben sie weniger das dort gelagerte Gold im Sinn. Vielmehr sind es die leckeren Käsechips, die es ihnen angetan haben und die es nur dort gibt. Anstatt sich dort die kleinen Bäuche vollzuschlagen, haben sie jedoch eine unangenehme Begegnung mit dem Tintenfisch Dave. Denn der hat noch eine alte Rechnung mit ihnen zu begleichen und hat sich geschworen, an allen Pinguinen für das Unrecht zu rächen, das ihm angetan wurde …
Mehr, mehr, mehr!
Dass erfolgreiche Filme gerne in Form von Fortsetzungen, Prequels oder Remakes ausgeschlachtet werden, das ist nun wirklich kein Geheimnis. Besonders auffällig ist das im Bereich Animation. Dort ist praktisch alles erlaubt, von begleitenden Kurzfilmen (Die Eiskönigin: Olaf taut auf) über Serienfassungen wie Die Abenteuer des Captain Underpants bis zu Spin-offs, in denen Nebenfiguren auf einmal die Hauptrollen übernehmen dürften. Das bekannteste Beispiel ist sicherlich Minions, welches die aus Ich – Einfach unverbesserlich bekannten Mini-Schurken zu neuen Höhen verhalf. Tatsächlich handelt es sich um einen der seltenen Fälle, in dem ein als Nebengeschichte konzipierter Film kommerziell die Hauptreihe überflügelte.
Ganz so sehr hat das das ein Jahr zuvor veröffentlichte Die Pinguine aus Madagascar, welches der Reihe Madagascar entsprungen war, zwar seinerseits nicht eingeschlagen. Ein Einspielergebnis von über 370 Millionen Dollar kann sich aber durchaus sehen lassen, selbst wenn damit die eigenen Erwartungen nicht erfüllt wurden. Schließlich kostete der Film nahezu ebenso viel wie die Hauptteile. Immerhin: Das Geld wurde gut angelegt. Vor allem die zahlreichen Schauplätze, welche die Pinguine in anderthalb Stunden durchqueren, tragen zum Unterhaltswert bei. In einer Eislandschaft beginnt die (Vor-)Geschichte, später sind wir unter anderem in Venedig und Shanghai unterwegs. Über mangelnde Abwechslung braucht man sich also nicht zu beklagen. Technisch ist das Werk, wie von DreamWorks Animation gewohnt, ohnehin gelungen.
Zwischen absurd und einfältig
Inhaltlich ist Die Pinguine aus Madagascar da schon deutlich zwiespältiger. Dass die Vögel echte Publikumslieblinge sind, die in den Filmen zuvor so manche Szene an sich gerissen haben, ist bekannt. Nicht ohne Grund bekamen sie schon früh eine eigene Fernsehserie. Allerdings waren die Folgen dort sehr kurz, die meisten nur elf Minuten lang. Und auch wenn bei ihrem großen Auftritt durchaus eine fortlaufende Geschichte in Spielfilmlänge erzählt wird: Man merkt doch recht oft, dass die Figuren hierfür nicht wirklich ausgelegt sind. Ob es nun diverse Gags sind, die wieder und wieder ausgepackt werden, oder die sehr sprunghafte Handlung, die recht willkürlich Szenen aneinanderreiht, der Film ähnelt zuweilen mehr einer Sketch Show als einem narrativen Werk. Das Regieduo Eric Darnell und Simon J. Smith setzte da eindeutig auf Tempo.
Nun ist Die Pinguine aus Madagascar in der Hinsicht natürlich kein Einzelfall. Viele Animationsfilme der großen Studios suchen ihr Heil allen voran in einer frenetischen Abfolge von Slapstickszenen. Die junge Zielgruppe soll so sehr mit schnell wechselndem Chaos zugedröhnt werden, dass sie zumindest eine Weile beschäftigt ist. Wobei das Drehbuch hierbei auch sehr nette Einfälle hat. Gerade der Einbruch zu Beginn in Fort Knox ist schon unterhaltsam geworden. Zudem baut der Film immer mal wieder humorvolle Momente ein, die auf Absurdität oder auch Selbstironie setzen. Manchmal meint man aufgrund des spöttischen Tones gar, das hier sei letztendlich eine Parodie auf andere Filme.
Insgesamt brauchbarer Zusatz
Doch so lustig Die Pinguine aus Madagascar auch ist, ganz ohne Längen ist der Film nicht. Das hängt jedoch weniger mit einer etwaigen Ereignislosigkeit zusammen als vielmehr damit, dass das Abenteuer schon auch irgendwie anstrengend werden kann. Das Motto „größer, schneller, weiter“ ist dann eben doch kein wirklicher Ersatz für klassisches Storytelling oder tatsächlich erarbeitete Gags. Wer beides aber gar nicht braucht, sondern sich mit buntem Irrsinn zufriedengibt, der kann hiermit schon seinen Spaß haben. Ob es das Spin-off nun unbedingt gebraucht hätte, darüber kann man geteilter Meinung sein. Im Vergleich zu vielen anderen, die dieser Bereich im Laufe der Jahre so hervorgebracht hat, gehört die rund um die geflügelte Chaostruppe aber schon zu den sehenswerteren.
OT: „The Penguins of Madagascar“
Land: USA
Jahr: 2014
Regie: Eric Darnell, Simon J. Smith
Drehbuch: John Aboud, Michael Colton, Brandon Sawyer
Musik: Lorne Balfe
Animation: DreamWorks Animation
https://www.youtube.com/watch?v=1BWkTRqkf7U
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