Eigentlich wollte Hudson Hawk (Bruce Willis) ja seinen ersten Tag in Freiheit genießen, schließlich kam er gerade auf Bewährung aus dem Knast. Daraus wird aber nichts. Denn kaum hat er es sich mit seinem Cappuccino gemütlich gemacht, da wird er genötigt, zusammen mit seinem Partner in Crime Tommy „Five-Tone“ Messina (Danny Aiello) ein paar kleinere Kunstraube zu durchzuführen. Notgedrungen lässt er sich auf das Abenteuer ein, zumal die Mafia, das CIA und sein Bewährungshelfer überzeugende Argumente haben. Dabei stehen eigentlich Darwin (Richard E. Grant) und Minerva Mayflower (Sandra Bernhard) dahinter, die eine legendäre Maschine von Leonardo da Vinci begehren, mit der sich Gold herstellen lassen soll. Und als wäre das nicht schon kompliziert genug, heftet sich auch noch die Kunstspezialistin und Geheimagentin Anna Baragli (Andie MacDowell) an seine Fersen …
Die Idee einer Komik
Ende der 1980er katapultierte sich der bis dato eigentlich nur aus dem Fernsehen bekannte Bruce Willis mit Stirb langsam an die Spitze der Hollywood Action Heroes. Während andere in dieser Position das vielleicht genutzt hätten, um einen solchen Film nach dem anderen zu drehen, da zeigte sich der Schauspieler seinerzeit von einer beeindruckenden Vielseitigkeit. Zum einen verfolgte er parallel noch seine Karriere als Sänger, was zumindest in England und den USA ganz gut gelang. Außerdem war der heute vor allem für Wegwerfthriller bekannte Darsteller in vielen Komödien zu hören und zu sehen. Da waren einige recht erfolgreiche Titel dabei, etwa Kuck’ mal, wer da spricht, wo er die Sprechrolle von Baby Mikey übernahm, oder die schwarzhumorige Satire Der Tod steht ihr gut.
Und dann gab es noch Hudson Hawk – Der Meisterdieb. Willis selbst hatte sich die Idee rund um den hochbegabten Kriminellen zusammen mit dem eigentlich aus dem musikalischen Umfeld stammenden Robert Kraft ausgedacht. Was genau er sich davon versprach, darüber kann nur spekuliert werden. Auf jeden Fall wurde der Film zu einem gewaltigen Flop, der darüber hinaus mit drei Goldenen Himbeeren abgestraft wurde. Zum Teil dürfte die extreme Ablehnung, auf die der Film traf, mit falschen Erwartungen zusammenhängen. Schließlich wurde der Titel als weiterer Willis Actionfilm verkauft. Und auch wenn es durchaus die eine oder andere Szene hier gibt, wo es mal zur Sache geht – schließlich stehen lauter Verbrecher im Mittelpunkt –, mit den eigenen Superhits hatte das hier herzlich wenig zu tun.
Viel konzeptloser Unsinn
Wenn überhaupt, dann ist Hudson Hawk – Der Meisterdieb eine Parodie auf Actionfilme. Die Antagonisten sind dermaßen überdreht, wie sich das nicht einmal B-Movies trauen würden. Die Actionszenen sind völlig absurd. Die Geschichte ist sowieso der größte Unsinn, den man sich vorstellen – oder nicht vorstellen – kann. Solche Actionparodien gab es seinerzeit natürlich zuhauf, die 80er und 90er waren voll von derartigen Titeln. Die von Zucker, Abrahams und Zucker konzipierten Reihen Die nackte Kanone und Hot Shots! waren beispielsweise richtige Blockbuster. Positivbeispiele gibt es also schon, wie man bewährte Genrefilme nehmen und auf den Kopf stellen kann.
Bei Hudson Hawk – Der Meisterdieb ist das jedoch irgendwie nicht so wirklich geglückt. Während die obigen Titel, ob man sie nun mag oder nicht, recht konsequent diese Richtung verfolgt haben, wird hier bis zum Schluss nicht klar, ob es überhaupt eine Richtung gibt. Erlaubt war bei der von Michael Lehmann (Heathers) inszenierten Komödie vielmehr so ziemlich alles, was sich irgendwer ausgedacht hat. Da gibt es von bizarren Gewaltexzessen bis zu Slapstick so ziemlich alles, zwischendurch darf dann auch mal aus heiterem Himmel gesungen werden. Und dann wäre da noch der Running Gag, dass unser nicht ganz heldenhafter Held den Film über vergeblich versucht, endlich mal einen Cappuccino trinken zu dürfen.
Bruchlandung mit Anarcho-Charme
Lustig ist das vor allem für ein Publikum, das sich an kompletter Willkürlichkeit erfreuen kann. Bei Hudson Hawk – Der Meisterdieb geht es nicht nur um lauter Figuren, die alle möglichen Gesetze brechen. Der Film selbst schert sich ebenso wenig um Gesetze. Das hat einen gewissen Anarcho-Charme, wenn hier irgendwie jeder tut, was er will, ohne dass man sich dabei abgesprochen hat. Außerdem erinnert es einen an die Zeit, als Willis noch selbstironisch unterwegs war und über eine tatsächliche Mimik verfügte. Gut ist das Ergebnis deswegen nicht, das würde wohl kaum einer behaupten. Aber die filmische Bruchlandung hat doch deutlich mehr auf die eine oder andere Weise amüsante Momente zu bieten, als es einen die seinerzeit vernichtenden Kritiken glauben lassen wollten.
OT: „Hudson Hawk“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Michael Lehmann
Drehbuch: Steven E. de Souza, Daniel Waters
Musik: Michael Kamen, Robert Kraft
Kamera: Thomas Bangalter
Besetzung: Bruce Willis, Danny Aiello, Andie MacDowell, Richard E. Grant, Sandra Bernhard, Donald Burton, James Coburn
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Goldene Himbeere | 1992 | Schlechtester Film | Sieg | |
Schlechteste Regie | Michael Lehmann | Sieg | ||
Schlechtester Hauptdarsteller | Bruce Willis | Nominierung | ||
Schlechtester Nebendarsteller | Richard E. Grant | Nominierung | ||
Schlechteste Nebendarstellerin | Sandra Bernhard | Nominierung | ||
Schlechtestes Drehbuch | Steven E. de Souza, Daniel Waters | Sieg |
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