Ich bin Alle I Am All Girls
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Ich bin Alle

Inhalt / Kritik

Ich bin Alle I Am All Girls
„Ich bin Alle“ // Deutschland-Start: 14. Mai 2021 (Netflix)

Der Frust sitzt tief bei der Polizistin Jodie Snyman (Erica Wessels). Grund ist ihr aktueller Fall: Junge Mädchen werden entführt, anschließend weiterverkauft und von den Käufern sexuell missbraucht. Sie weiß das, jeder weiß das. Und doch gelingt es ihr nicht, die Täter zu finden und aufzuhalten. Dabei ist sie zu allem bereit, überschreitet hin und wieder auch Grenzen, was ihr regelmäßig Ärger mit den Chefs einbringt. Dafür erhält sie Hinweise von unerwarteter Seite. Irgendjemand ist da draußen und ermordet Männer, bei denen sie vermutet, dass sie mit dem Menschenhandel in Verbindung stehen. Doch wer steckt dahinter? Und will derjenige wirklich der Polizei helfen?

Allein gegen die Monster

Lange dauert es nicht, bis der Netflix-Film Ich bin Alle sein Thema auf den Punkt bringt. Wir hören die Aufnahme eines Mannes, der gesteht, zusammen mit seiner Freundin kleine Mädchen entführt zu haben. Viele Mädchen. Jedoch nicht für sich selbst, sondern im Auftrag. Wer genau, das will er nicht sagen, das wäre sein sicherer Tod – obwohl er gerade in Polizeigewahrsam ist. Der südafrikanische Thriller legt damit bereits die Parameter fest für das, was in den folgenden 107 Minuten alles geschieht. Da geht es um menschliche Monster, um geheime Operationen und mächtige Hintermänner. So mächtig, dass eine einfache Polizistin nicht dagegen ankommt.

Dass sie es natürlich trotzdem tun wird, liegt auf der Hand, das erfordert das Genre. Ebenso, dass sie sich damit viel Ärger einhandelt. Ich bin Alle spielt dabei mit den beliebten Verschwörungstheorienmustern, dass da alle irgendwie unter einer Decke stecken und etwas zu vertuschen haben. Gleichzeitig lässt es der Film etwas offen, ob tatsächlich aktiv Ermittlungen behindert werden, oder ob es „nur“ Desinteresse ist. Auffallend ist zumindest, wie sehr sich Jodie in alles hineinsteigert und dabei zunehmend zerbricht, während drumherum viele sehr passiv bleiben. Dass der Fall überhaupt so sehr verfolgt wird, das liegt letztendlich nur an ihr.

Kurz vor dem Zusammebruch

Dennoch zeichnet Ich bin Alle hier nicht das Bild einer eindeutigen Heldin. Wo andere Hauptfiguren solcher David-gegen-Goliath-Kämpfe gern andere überstrahlen oder zumindest so hart im Nehmen sind, dass sie sich mit ihrer puren Willenskraft durch die Gegend kämpfen, da wirkt Jodie bei all ihrer Toughness doch zerbrechlich. Tatsächlich darf man sich zwischendurch fragen, welches Ereignis früher eintritt: das Auffinden der Verantwortlichen oder ihr Nervenzusammenbruch. Das ist eine interessante Alternative. Auch zwischenmenschlich weicht der Film vom Standard ab, wenn sich zwei Frauen romantisch annähern. Umso mehr, wenn die eine weiß und die andere schwarz ist.

Richtig viele gesellschaftliche Kommentare gibt es in Ich bin Alle jedoch nicht. Der historische Kontext und der Verweis auf einen realen zugrundeliegenden Fall täuschen kaum darüber hinweg, dass der Film trotz allem konventionell angelegt ist. Er ist auch nicht übermäßig subtil bei dem Versuch, möglichst düster wirken zu wollen. Mal wieder wird den Bildern möglichst viel Farbe entzogen. Das wirkt oft so, als hätte man über alles einen Filter gelegt, irgendwo zwischen Beige und Grau. In Maßen kann so etwas ganz effektiv sein. Hier ist aber schon recht aufdringlich und letztendlich überflüssig, so als hätte Regisseur und Co-Autor Donovan Marsh (Hunter Killer, Con Game – Kenne deine Feinde) der eigenen Geschichte nicht zugetraut, dass sie das alleine schafft.

Doppeltes Katz-und-Maus-Spiel

Solide ist das Ergebnis aber allemal. Auf Actionszenen oder ähnliches sollte man dabei nicht unbedingt hoffen. Ich bin Alle setzt da mehr auf ein doppeltes Katz-und-Maus-Spiel: Jodie hat es eben nicht nur mit der Verbrecherorganisation zu tun, sondern auch einem mysteriösen Serienmörder. Wer dahinter steckt, ist am Ende nicht die ganz große Überraschung. Manche spoilern sogar schon in der Inhaltsangabe die Identität, was den Film etwas kaputt macht. Aber auch ohne diese Wendung hat der Thriller seine Qualitäten, vor allem wenn er den Finger in die Wunde legt. Ein geschickter Kniff ist beispielsweise, dass regelmäßig die Bilder entführter Mädchen eingeblendet werden, die veranschaulichen, dass es hier nicht nur um Zahlen geht, sondern Menschen. Dazu passt dann auch der Verweis zum Schluss, dass Menschenhandel real ist, jedes Jahr unzählige Frauen und Kinder verschleppt werden, ohne wieder gefunden zu werden.

Credits

OT: „I Am All Girls“
Land: Südafrika
Jahr: 2021
Regie: Donovan Marsh
Drehbuch: Emile Leuvennink, Marcell Greeff, Wayne Fitzjohn, Donovan Marsh
Musik: Brendan Jury
Kamera: Trevor Calverley
Besetzung: Erica Wessels, Hlubi Mboya, Deon Lotz, Brendon Daniels, Masasa Mbangeni, Mothusi Magano

Trailer

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In „Ich bin Alle“ versucht eine südafrikanische Polizistin, einen Menschenhändlerring zu stoppen, stößt dabei jedoch regelmäßig auf Hindernisse. Der Thriller ist etwas zu gewollt auf düster gemacht, gefällt aber durch eine zunehmend verzweifelte Hauptfigur und die menschliche Komponente.
6
von 10