Im Jahre 1572 herrscht in Japan ein erbitterter Krieg zwischen den Clans um die Vorherrschaft. Während der Tokugawa-Clan sich durch seine Beziehungen zu europäischen Missionaren einen taktischen Vorteil erhofft und sich mit Gewehren ausgestattet hat, erscheint das Heer der Takedas dennoch unbezwingbar. Der Führer des Clans, Shingen Takeda (Nakadai Takeda), ist geachtet von seinen Untertanen und gefürchtet von seinen Feinden. Doch er ist auch sehr vorsichtig und abergläubisch, weshalb er zum Schutz seiner Person neben seinem Bruder Nobukado (Yamazaki Tsutomu) auf dessen Geheiß einen weiteren Doppelgänger von sich einstellt, einen sogenannten „Kagemusha“. Rein äußerlich gleicht der verurteilte Dieb (ebenfalls gespielt von Nakadai Takeda) sehr, doch sein recht derbes Verhalten wie auch seine Stimme klingen anders als die des Fürsten, was diesen aber nicht abhält, den Dieb in seine Dienste aufzunehmen. Dennoch kann auch der Kagemusha nicht verhindern, dass Shingen während der Belagerung einer gegnerischen Burg zunächst schwer verwundet wird und schließlich seinen Verletzungen erliegt. Als seinen letzten Wunsch an seine Generäle formuliert er, dass er heimlich bestattet werde und man drei Jahre warten solle mit der Verkündung seines Todes, sodass in der Zwischenzeit der Doppelgänger statt seiner regiere.
Zwar fällt dem Kagemusha es anfangs nicht leicht, sich im Fürstenhaus gemäß den Sitten zu benehmen, jedoch müssen selbst die skeptischen Generäle mit der Zeit zugeben, dass der Dieb seine Rolle sehr gut spiele und weder die Soldaten noch die Konkubinen noch sein Enkel bemerken, dass es sich um einen Doppelgänger handelt. So wird dem Dieb immer mehr Freiheit zugestattet, was diesen gefährlich übermütig werden lässt, denn die Gegner des Clans haben längst Verdacht geschöpft und rüsten zu einem letzten großen Angriff. Darüber hinaus will Shingens Sohn Katsuyori (Kenichi Hagiwara) nicht länger im Schatten seines Vaters stehen und sich als geeigneter Führer des Clans beweisen.
Bilder eines Krieges
Dass die Filme des großen Akira Kurosawa schon immer die Blaupausen für viele andere Werke waren, dürfte mittlerweile kein Geheimnis mehr sein und Regisseure wie George Lucas geben die Parallelen zwischen Star Wars und Die verborgene Festung freimütig zu. Als Lucas hörte, dass eines seiner größten Vorbilder Schwierigkeiten hatte, die Finanzierung eines Filmes in seiner Heimat Japan auf die Beine zu stellen, unterstützen Lucas sowie sein Kollege Francis Ford Coppola (Der Pate, Der Dialog) das neue Projekt, welches Kurosawa schon seit vielen Jahren geplant hatte. Kagemusha – Der Schatten des Kriegers stellt eine Rückkehr des Regisseurs zum Historiendrama dar, welches sich mit vielen der für das Werk des Filmemachers typischen Themen befasst, vor allem aber mit dem Spiel mit Illusion und Realität.
Wer sich genauer für die Vision Kurosawas interessiert, sollte unbedingt dessen Bilder recherchieren, die dieser in der Vorbereitung auf die Dreharbeiten anfertigte und welche ihm als eine Art Storyboard dienten. Insbesondere bei den vielen Gefechtsszenen, bei denen wohl einige hundert Statisten in voller Kampfmontur zu sehen sind, fällt das intensive Farbenspiel in Kurosawas Inszenierung auf. Wie schon in Die verborgene Festung oder Das Schloss im Spinnwebwald ist es weniger die Schlacht an sich, die Kurosawa wichtig ist, sondern vielmehr das Ausmaß einer Emotion, in diesem Falle die Selbstüberschätzung und der Hochmut, welche den Tod viele bedeutet.
Schattenspiele
Auch wenn die Dimensionen von Werken wie Kagemusha oder Ran, den Kurosawa wenige Jahre danach drehte, groß erscheint, ist es eigentlich ein minimalistischer, an die japanische Theatertradition angelehnter Ansatz, den der Regisseur verfolgt. Schon in der ersten Szene, welche den Dieb, Shingen und dessen Bruder in den Gemächern des Clans zeigt, unterstreicht diese Herangehensweise. Wie seine Vasallen wird auch der Dieb instrumentalisiert, bekommt in der Folge noch nicht einmal einen Namen und hat sein Leben in dem Moment verspielt, als er sich entschloss, etwas zu stehlen, so zumindest erklärt es ihm Nobukado. Damit beginnt für den Zuschauer wie auch die Gefolgsleute des Herrschers ein Verwirrspiel, bei dem nie wirklich klar ist, wer nun eigentlich der echte Fürst ist. Die Unterscheidung zwischen Person und Schatten verschwimmt, wie auch die Ebenen zwischen Traum und Wirklichkeit, als der Doppelgänger sich vom mittlerweile toten Fürsten verfolgt fühlt.
Wie im Theater sind die großen Emotionen die Leitgedanken der Inszenierung Kurosawas, und gleichzeitig der Untergang für seine Figuren. Während sich die Herrscher ihrer Stellung sicher zu sein scheinen, regieren innerhalb der Clans wie auch der Familie Neid, Missgunst und vor allem verletzter Stolz, wie im Falle von Katsuyori. Neben Nakadai Takeda, der die Herausforderung der Doppelrolle als Shingen und dessen Doppelgänger eindrucksvoll bewältigt, ist es vor allem Kenichi Hagiwara, der als der Sohn des Fürsten eine beachtliche darstellerische Leistung zeigt.
OT: „Kagemusha“
Land: Japan
Jahr: 1980
Regie: Akira Kurosawa
Drehbuch: Akira Kurosawa, Masato Ide
Musik: Shinichiro Ikebe
Kamera: Takao Saitô, Shôji Ueda
Besetzung: Tatsuya Nakadai, Tsutomu Yamazaki, Kenichi Hagiwara, Jinpachi Nezu, Hideji Otaki, Daisuke Ryu, Masayuki Yui
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1981 | Bester fremdsprachiger Film | Nominierung | |
Bestes Szenenbild | Yoshirô Muraki | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1981 | Bester Film | Nominierung | |
Beste Regie | Akira Kurosawa | Sieg | ||
Beste Kostüme | Sieg | |||
Beste Kamera | Takao Saitô, Shôji Ueda | Nominierung | ||
Cannes | 1980 | Goldene Palme | Sieg | |
César | 1981 | Bester fremdsprachiger Film | Sieg | |
Golden Globes | 1981 | Bester fremdsprachiger Film | Nominierung |
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