Kap der Angst Cape of Fear
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Kap der Angst

Inhalt / Kritik

Kap der Angst Cape of Fear
„Kap der Angst“ // Deutschland-Start: 27. Februar 1992 (Kino) // 6. Mai 2010 (DVD/Blu-ray)

Seit er seinen Posten als Pflichtverteidiger aufgab und als Staatsanwalt für North Carolina anfing, begann für Sam Bowden (Nick Nolte), seine Frau Leigh (Jessica Lange) und deren gemeinsamer Tochter Danielle (Juliette Lewis) das gute Leben sowie der Aufstieg in die erlauchten Kreise der High Society. Hinter der Fassade des treuen Ehemannes und rechtschaffenen Juristen verbirgt sich jedoch noch eine andere Person, welche Bowden vor seiner Familie geheim hält. Doch als ein alter Fall aus seiner Zeit als Verteidiger ihn einholt, wird er mit dieser Seite mehr als einmal konfrontiert. Scheinbar durch einen Zufall begegnet er auf dem Nachhauseweg Max Cady (Robert De Niro), der 14 Jahre im Gefängnis saß wegen Vergewaltigung und Körperverletzung und nun Antworten will von seinem damaligen Anwalt, den er verdächtigt, ihn damals falsch repräsentiert zu haben. Als Bowden versucht, Cady abzuwimmeln, taucht dieser immer wieder auf, sitzt eines Abends sogar auf der Mauer des Familiengrundstücks, was Leigh einen großen Schreck versetzt.

Immer dreister und offensichtlich bedrohlich werden die Annäherungen Cadys, der mittlerweile nicht nur Sam und seiner Frau auflauert, sondern auch ihrer Tochter. Als immer mehr über den damaligen Fall ans Licht kommt, wird deutlich, was mit Cady geschehen ist und dass er noch zu einer viel größeren Gefahr im Gefängnis wurde, sich mit dem Gesetz mittlerweile selbst gut auskennt und scheinbar angetrieben ist von dem Gedanken Rache an seinem Anwalt von damals zu nehmen. Selbst drastische Maßnahmen können ihn nicht stoppen, sodass eine Konfrontation zwischen Bowden, seiner Familie und Max Cady unausweichlich wird.

Magie und Realität

Ursprünglich sollte Steven Spielberg an der Neuverfilmung von Ein Köder für die Bestie von J. Lee Thompson Regie führen, doch das schiere Maß an Gewalt in der Geschichte brachte den Filmemacher dazu, das Projekt Martin Scorsese anzubieten, der schließlich einwilligte. Auch wenn Kap der Angst in den Augen vielen Cineasten und Fans des Regisseurs nicht den Status eines Casino, Taxi Driver oder GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia besitzt, ist es nicht zuletzt aus kommerzieller Sicht interessant, denn es wurde zu dem bis dahin erfolgreichsten Film des Regisseurs an der Kinokasse. Zudem ist die dritte Kollaboration Scorsese mit Darsteller Robert De Niro ein überaus spannender, teils sehr drastischer Ausflug ins Thrillergenre, der sich mehr als einmal bei Altmeistern wie Alfred Hitchcock bedient.

Eingebettet ist die Geschichte in das Voice-Over von Juliette Lewis’ Charakter, welche die Ereignisse des Films in einem Sommer verortet und davon spricht, wie die Magie dieser Zeit durchbrochen wurde von einer brutalen Realität, wobei nicht klar ist, ob sie damit Cady meint oder das Zerbrechen der Illusion über die Beziehung ihrer Eltern. Kap der Angst bewegt sich ästhetisch wie erzählerisch auf jener Grenze zwischen Realismus und Magie, wenn man den Begriff des erwähnten Voice-Overs nutzen will. Im Gegensatz zu vielen anderen Helden oder Anti-Helden, die De Niro in den Filmen Scorseses spielte, hat Cady überhaupt keine Qualitäten, die ihn irgendwie verständlich machen. Er scheint der ultimative Bösewicht zu sein, was ihn bisweilen wie einen Cartoon-Charakter wirken lässt.

Im Rahmen der Geschichte ist er doch nicht zuletzt der Stein des Anstoßes oder vielmehr der Verführer, welcher die Leichen im Keller der Bowdens zutage fördert. Als er in einer der ersten Szene geradewegs in die Kamera läuft, ist dies eine Attacke auf den Zuschauer, der geradezu überfahren wird von diesem Menschen, der, mehr noch als De Niros Rolle in Alan Parkers Angel Heart, wie der Teufel in Menschengestalt wirkt. Die Realität, repräsentiert durch die Bowdens, kann ihm wenig anhaben, wird von ihm eingenommen und, im Falle Danielles, regelrecht verführt, sich gegen die Ordnung aufzulehnen.

Eine Strafe Gottes

Nicht nur die von Elmer Bernstein meisterhaft eingespielte Musik Bernard Herrmanns, sondern auch die Farbmetaphorik oder bestimmte Einstellungen lassen an das Kino eines Alfred Hitchcock denken. Die Grenzen zwischen Realität und Fantasie verschwimmen zusehends, bis der von Nick Nolte gespielte Sam Bowden mehr und mehr den Halt verliert, hilflos wirkt und um ein letztes Maß an Kontrolle ringt über ein Leben, was in einen dunklen Sog geraten ist. Nicht nur das Fassadenhafte seines Lebens scheint die Inszenierung Scorsese darzustellen (und zu entlarven), sondern auch seine Wiederbegegnung mit der Vergangenheit, welche für Sam, wie auch seine Frau, ein Tabu war, gleich einer Tür zu einem Raum, den man sich nicht traute zu betreten.

Mag man in Sache Brutalität schon einiges gewohnt sein von den Werken Scorseses, so ist Kap der Angst auch aus heutiger Sicht noch das wohl heftigste Werk des Regisseurs. Cady bekommt den Status eines „Strafe Gottes“, wie er sich selbst nennt, und damit einer Vergangenheit, die ihren Tribut fordert und die man nicht abschütteln kann. Nichts mehr wird so sein, wie es einmal war, wie es an einer Stelle im Film heißt, denn die Wunden, die dieser Max Cady hinterlässt, die körperlichen wie auch die seelischen, werden nicht so schnell verheilen.

Credits

OT: „Cape Fear“
Land: USA
Jahr: 1991
Regie: Martin Scorsese
Drehbuch: Wesley Strick
Kamera: Freddie Francis
Musik: Bernard Herrmann, Elmer Bernstein
Besetzung: Robert De Niro, Nick Nolte, Jessica Lange, Juliette Lewis, Joe Don Baker, Robert Mitchum, Gregory Peck

Bilder

Trailer

https://www.youtube.com/watch?v=OBvKTJWcZdA

Filmpreise

Preis Jahr Kategorie Ergebnis
Academy Awards 1992 Bester Hauptdarsteller Robert De Niro Nominierung
Beste Nebendarstellerin Juliette Lewis Nominierung
BAFTA Awards 1993 Beste Kamera Freddie Francis Nominierung
Bester Schnitt Thelma Schoonmaker Nominierung
Berlinale 1992 Goldener Bär Nominierung
Golden Globes 1992 Bester Hauptdarsteller (Drama) Robert De Niro Nominierung
Beste Nebendarstellerin Juliette Lewis Nominierung

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„Kap der Angst“ ist ein spannender, bisweilen sehr brutaler Psychothriller. Neben seinen Darstellern überzeugt die ans Thrillerkino eines Hitchcock angelehnte Inszenierung Martin Scorsese, der die Geschichte erzählt von der Abrechnung der Vergangenheit mit einem Mann und seiner Familie.
8
von 10