Kimmapiiyipitssini The Meaning of Empathy
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Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy

Inhalt / Kritik

Kimmapiiyipitssini The Meaning of Empathy
„Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy“ // Deutschland-Start: nicht angekündigt

Die Filmkarriere von Elle-Máijá Tailfeathers begann eigentlich als Schauspielerin, 2006 absolvierte sie ein entsprechendes Studium an der Vancover Filmschool. Und auch wenn sie nach vor immer mal wieder vor der Kamera steht, etwa in dem Horrorfilm Blood Quantum, so zieht es sie zuletzt doch verstärkt auch immer mal wieder hinter die Kamera. Dabei verfolgt sie immer auch gesellschaftliche oder soziale Themen. So untersuchte sie in dem Dokumentarfilm c’sna?m: The city before the city die lokale Geschichte Vancouvers vor der heutigen Urbanisierung. In dem von ihr als Co-Regisseurin inszenierten Drama The Body Remembers When the World Broke Open erzählte sie von einem Opfer häuslicher Gewalt.

In ihrem neuen Dokumentarfilm Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy geht es ebenfalls um die Spuren der Vergangenheit, geht es auch um Opfer von Gewalt. Genauer befasst sich Elle-Máijá Tailfeathers, die Angehörige der Blackfoot der Kainai First Nation und der Samen in Norwegen ist, mit dem Schicksal ihres Stammes im Süden der kanadischen Provinz Alberta. Dieses ist – wie so oft bei den Nachfahren der Ureinwohner Amerikas – ausgesprochen düster. Die Arbeitslosigkeit ist hoch, es fehlen Perspektiven. Diese Trostlosigkeit wiederum führt viele in die Abhängigkeit, seien es Drogen oder Alkohol.

Im Kampf gegen die Abhängigkeit

Tailfeathers begleitet diese Menschen, die sich immer wieder aufraffen müssen, um gegen ihre jeweiligen Süchte zu kämpfen. Sie begleitet vor allem aber auch diejenigen, die nicht tatenlos dabei zusehen wollen, wie sich hier Brüder und Schwestern zugrunde richten. Wie der Titel Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy bereits ankündigt, geht es darum, Mitgefühl und Verständnis zu zeigen. Das fehlt oft bei den Älteren, so wird hier mehrfach gesagt. Sie können nicht nachvollziehen, warum man nicht einfach darauf verzichtet, zur Flasche oder anderen Mitteln zu greifen. Umso wichtiger ist es Hilfestellung zu geben, etwa durch Programme, die beim Entzug helfen. Manchmal auch, so wird deutlich, macht es schon einen Unterschied zuzuhören, ohne dabei zu verurteilen.

Vorwürfe gibt es in dem Dokumentarfilm, der beim DOK.fest München 2021 Deutschlandpremiere feierte, aber durchaus. Die richten sich jedoch an die Siedler und Siedlerinnen aus Europa, die in Amerika einfielen, sich das Land nahmen, die Tiere töteten und die bereits dort lebenden Menschen vertrieben. Viele Jahrhunderte mag das inzwischen her sein. Doch die Wunden aus dieser Zeit sitzen tief. Das Trauma der Entwurzelung zieht sich bis heute weiter. Wenn die Männer und Frauen, viele davon jung, in Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy so verloren wirken, dann auch deshalb, weil es für sie und ihre Kultur keinen richtigen Platz mehr gibt.

Zwischen Licht und Schatten

Auf diese Weise schwankt Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy zwischen Licht und Schatten. In der einen Szene dürfen wir uns über zu Herzen gehende Aktionen freuen, über Fortschritte und eine wieder aufkeimende Hoffnung. In der nächsten kann bereits die Ernüchterung warten, werden Projekte eingestellt, Leute rückfällig. Gleich zu Beginn warnt eine Texttafel davor, dass es im Laufe des Dokumentarfilms auch um Menschen geht, die den Kampf gegen die Abhängigkeit verloren haben. Tailfeathers beschönigt an diesen Stellen nicht. Sie schlachtet diese emotionalen Momente aber auch nicht aus, begegnet ihnen einfühlsam, aber mit Respekt. Der Film ist dabei selbst ein Aufruf dazu, auf andere zuzugehen, ihnen zuzuhören, dabei die Geschichten zu erfahren, die ihr Leben bestimmen. Das Individuelle zu sehen hinter Statistiken und den Menschen hinter dem Süchtigen.

Credits

OT: „Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy“
Land: Kanada
Jahr: 2021
Regie: Elle-Máijá Tailfeathers
Drehbuch: Elle-Máijá Tailfeathers
Musik: Chandra Melting Tallow
Kamera: Peter Robinson

Bilder

Trailer



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„Kímmapiiyipitssini: The Meaning of Empathy“ erzählt von der Drogen- und Alkoholabhängigkeit bei einer der First Nations Kanadas, aber auch von den Versuchen, gegen diese anzukämpfen. Der Dokumentarfilm schwankt dabei zwischen Licht und Schatten, gibt Anlass zur Hoffnung, nur um dann doch wieder mit Rückschlägen zu Herzen zu gehen.