In der Zukunft ist Detroit, ebenso wie andere Städte in den USA, überrannt von einer Welle des Verbrechens und der Gewalt, der die Stadtväter wie auch die Polizei kaum Herr werden. Da öffentliche Gelder fehlen, sind zudem weite Teile der Infrastruktur wie die Feuerwehr oder der Straßenbau an private Investoren abgetreten worden, und die Polizei steht kurz davor ebenfalls privatisiert zu werden. In dieser schwierigen Zeit entschließt sich Officer Alex J. Murphy (Paul Weller), ausgerechnet in einem der problematischsten Reviere Detroits seinen Dienst anzutreten, wo ihm Officer Anne Lewis (Nancy Allen) als Partnerin zur Seite gestellt wird. Doch bereits ihr erster Einsatz endet in einer Tragödie, denn als sie den Kriminellen Clarence Boddicker (Kurtwood Smith) und seine Bande nach einem Bankraub festnehmen wollen, wird Lewis niedergeschlagen und Murphy von Boddicker und seinen Männern brutal exekutiert.
Jedoch ist dies keinesfalls das Ende des Beamten, da er wenige Wochen später wiederbelebt wird und abermals seinen Dienst auf den Straßen Detroits antritt, dieses Mal in der Gestalt eines Cyborgs, eines Wessen halb Mensch, halb Maschine, welcher von seinem Schöpfer den Namen „RoboCop“ erhält. Robert Morton (Miguel Ferrer), ein junger, aufstrebender Angestellter bei OCP, einer der mächtigsten Firmen der Stadt, sieht sein „RoboCop“-Programm als einen Schritt hin zu einem sicheren Amerika, doch vor allem als Chance sich in den Augen seiner Vorgesetzten zu profilieren.
In der ersten Zeit ist RoboCop ein voller Erfolg und es kommt tatsächlich zum einem Rücklauf der Verbrechensrate, doch auch zu ersten Problemen, als sich dieser immer mehr an sein Leben als Alex Murphy erinnert. Schließlich erinnert er sich gar an die letzten Minuten seines vorherigen Lebens wie auch an seine Familie, sodass RoboCop für seinen Schöpfer immer unkontrollierbarer wird. Als RoboCop/Alex Murphy seinen eigenen Tod ermittelt, kommt er dabei nicht nur Boddicker und seinen Männern auf die Spur, sondern zugleich einem Komplott, welches bis in die Führungsetage von OCP reicht.
Zwischen Mensch und Maschine
Nach dem beachtlichen Erfolg mit Flesh and Blood war es an der Zeit für den niederländischen Regisseur Paul Verhoeven, sein erstes Projekt in den USA anzugehen, welches zugleich den Grundstein legte für eine lange Reihe von Science-Fiction-Produktionen, für welche Verhoeven bis heute bekannt ist und von vielen Filmfans gefeiert wird. Spätestens mit dem großen Erfolg der Terminator-Reihe erlebte das Genre eine Hochphase, sodass die Geschichte um einen Polizisten, der mittels Technologie am Leben gehalten wird, auf einmal gar nicht mehr so albern klang wie der Titel des Projekts vermuten ließ. Am Ende entstand mit RoboCop ein Werk, welches nicht nur typisch ist für die Zeit, in der es entstand, sondern zudem eine sehr interessante Geschichte erzählt über die Macht und die Korruption von Konzernen.
Während die Fortsetzungen den Schwerpunkt vor allem auf die Action legten, legt Verhoevens Films gleichermaßen Wert auf den Konflikt seiner Hauptfigur. Auch wenn seine Mimik in der Kluft von RoboCop stark begrenzt ist, so spielt Paul Weller sehr glaubhaft eine Figur, die ihren neuen metallischen Körper immer mehr als eine Strafe und ein Gefängnis empfindet. Die Kamera zwingt den Zuschauer immer wieder, die Perspektive Murphys einzunehmen, der wie auf Schienen und wahrscheinlich kontrolliert von entsprechenden Parametern dem schnellsten Weg zu seinem nächsten Ziel folgt. Im Laufe der Handlung verschmelzen jedoch die Perspektive RoboCops mit den Erinnerungen Murphys, von seiner Ermordung wie auch den glücklichen Momenten mit seiner Familie, und lösen einen Konflikt zwischen den beiden Identitäten aus, bei dem unklar ist, wer hier als Sieger hervorgeht.
Innerhalb der zeitgenössischen Rezeption spielte vor allem die Gewaltdarstellung eine gewichtige Rolle. Zwar erscheint vor allem in der Fortsetzung diese oftmals als Selbstzweck, nimmt sie in Verhoevens Film einen anderen Stellenwert ein, wird zum einen als Facette als einer aus den Fugen geratenen Welt betrachtet und zum anderen als Auslöser eines emotionalen Traumas, welches sowohl Psyche wie auch Physis des Menschen verändert. Der futuristische Anzug RoboCops, der von dem eigentlichen Menschen nur noch die Mundpartie übriglässt, wird in Verhoevens Inszenierung zu einem Symbol einer brutalen Dystopie, in welcher ein Menschenleben nicht nur wenig wert zu sein scheint, sondern in der Gewalt zur Regel geworden ist.
Der Konzern und der Körper
Im Kontext von Filmen wie Total Recall – Die totale Erinnerung, Starship Troopers oder Hollow Man stellt auch RoboCop eine Welt dar, in der die Konzerne immer mehr an Wacht gewinnen und der Einfluss klassischer Institutionen abnimmt. Gleich mehrere, satirisch überhöhte Sequenzen stellen dieses Übermaß an Gewalt dar wie auch die betäubende Konsum-Realität dieser Welt, wenn beispielsweise eine Nachrichtenshow über politische Attentate und Amokläufe unterbrochen wird von der einlullenden Logik eines Werbespots. Die Wirklichkeit, so scheint ist, ist definiert von Dreck, Elend und Brutalität, sodass eben jene eskapistischen Konsumwelten eine echte Alternative darstellen, eine Art Parallelleben oder eben eine Alternative. Einzig der physische Körper steht dieser Fantasie noch im Wege, doch auch hier weiß die Führungsetage eines Konzerns wie OCP Abhilfe zu schaffen.
Neben dem Fokus auf das bereits erwähnte Trauma des Verlusts des Körpers steht im Drehbuch Michael Miners und Edward Neumeiers zugleich die Eroberung des Körpers durch den Konzern im Vordergrund. Murphy/RoboCop wird zu einer Art Prototyp für den geschaffenen, durch Technologie erweiterten, neuen Menschen, der nicht in dieser neuen Welt überleben kann, sondern naturgemäß eben jenen Algorithmen und Direktiven des Konzerns folgt. Diese provokante Satire auf die Moderne und wie Konzerne oder Staaten unsere Wahrnehmung kontrollieren, ist zu einem Hauptthema im Schaffen Paul Verhoevens geworden.
OT: „RoboCop“
Land: USA
Jahr: 1987
Regie: Paul Verhoeven
Drehbuch: Michael Miner, Edward Neumeier
Musik: Basil Poledouris
Kamera: Jost Vacano
Besetzung: Paul Weller, Nancy Allen, Dan O‘Herlihy, Ronny Cox, Miguel Ferrer, Kurtwood Smith, Robert DoQui
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Academy Awards | 1988 | Bester Ton | Michael J. Kohut, Carlos Delarios, Aaron Rochin, Robert Wald | Nominierung |
Bester Schnitt | Frank J. Urioste | Nominierung | ||
BAFTA Awards | 1989 | Bestes Make-up | Carla Palmer | Nominierung |
Beste Spezialeffekte | Rob Bottin, Phil Tippett, Peter Kuran, Rocco Gioffre | Nominierung |
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