Zwei Jahre sind vergangen, seitdem die Kinderbuchillustratorin Clara (Karoline Herfurth) bei einem Verkehrsunfall ihren Verlobten verloren hat. Doch noch immer hat sie damit zu kämpfen, kommt einfach nicht über seinen Tod hinweg. Darunter hat sie nicht nur privat zu leiden. Es gelingt ihr auch nicht, ihre erfolgreiche Reihe zur Raupe Rieke fortzusetzen, weswegen ihre Verlegerin Volkovicz (Cordula Stratmann) ihr auch schon im Nacken sitzt. Und obwohl ihre beste Freundin Katja (Nora Tschirner) sie zu Dates überreden kann, es klappt einfach nicht. Stattdessen schreibt sie lieber SMS an die Nummer des Verstorbenen, um ihm darin ihre Gedanken und Gefühle mitzuteilen. Dabei ahnt sie nicht, dass diese Nummer inzwischen der Journalist Mark (Friedrich Mücke) verwendet …
Ein Einstand mit großen Namen
Irgendwann, so scheint es manchmal, erwischt es sie alle: Schauspieler und Schauspielerinnen, denen es nicht mehr reicht, einfach nur vor der Kamera zu stehen, sondern auch dahinter tätig werden wollen. Bei SMS für dich war es Karoline Herfurth, die nach einer Reihe von Kinoerfolgen wie Mädchen, Mädchen oder Fack ju Göhte selbst mal Regie führen wollte. Das hatte sie einige Jahre zuvor schon mit dem Kurzfilm „Mittelkleiner Mensch“ getan. Mit der Geschichte um eine Kinderbuchautorin, die nach einem Todesfall wieder zu leben lernen muss, folgte dann 2016 der erste Spielfilm. Und zumindest kommerziell gesehen war es ein Einstand nach Maß: Mehr als 700.000 Besucher*innen im Kino, das muss man erst einmal schaffen.
Klar, mit einem „normalen“ Nachwuchsfilm ist das hier kaum zu vergleichen. Zum einen war Herfurth viel zu prominent, um als Newcomerin durchzugehen. Zum anderen versammelte sie um sich herum doch eine ganze Reihe berühmter Kollegen und Kolleginnen, von Friedrich Mücke über Nora Tschirner bis zu Katja Riemann und Frederick Lau. Damit lässt sich schon ein bisschen Werbung machen. Und auch bei der Geschichte verließ sie sich lieber auf bekannte Namen, schnappte sich bei SMS für dich den gleichnamigen Roman von Sofie Cramer, den sie zusammen mit vier (!) anderen zu einem Drehbuch verarbeitete. Über mangelnde Schützenhilfe konnte sie sich also kaum beklagen.
Alles auf Nummer sicher
Auch inhaltlich zeigt sich SMS für dich, das im Auftrag eins großen Filmstudios entstanden ist, nicht unbedingt von der mutigen Sorte. Ab dem Moment, in dem Mark die fehlgeleitete SMS der ihm zu dem Zeitpunkt noch unbekannten Autorin erhält, weiß man als Zuschauer sehr genau, worauf das alles hinauslaufen wird. Dass der eigentlich mit Fiona (Friederike Kempter) liierte Journalist bald wieder Single ist, rechtzeitig für Clara, steht von vornherein fest. Das gilt auch für den obligatorischen Konflikt zwischen den beiden Hauptfiguren, wenn der SMS-Empfänger sich nicht als solcher zu erkennen gibt. Dass das in dem Moment doof ist, das weiß jeder – er selbst eingeschlossen. Aber die Drehbücher von solchen Liebeskomödien wollen darauf trotzdem nicht verzichten.
Tatsächlich spannend oder einfallsreich ist der Film daher nicht. Die Ambitionen reichen nur so weit, die Zielgruppe zufriedenstellen zu wollen. Doch das bedeutet nicht, dass SMS für dich dadurch schlecht wäre. So sind beispielsweise die Schwierigkeiten von Clara, über den Tod hinwegzukommen, sensibel umgesetzt. Die Art und Weise, wie sie sich an den Erinnerungen an den Verstorben festkrallt, sind ebenso erbärmlich wie herzerweichend. Wenn sie im Laufe des Films lernt damit umzugehen und diesen Neustart auch künstlerisch in ihrem Kinderbuch verarbeitet, dann ist das schon rührend und mit einer positiven Nachricht verbunden. Etwas schwierig hierbei ist jedoch, wie eine neue Beziehung zu dem Katalysator wird, ihr Leben in den Griff zu bekommen. Sonderlich eigenständig ist das nicht gerade.
Gut gelaunte Übertreibung
Der Humor ist ebenfalls von einer etwas gemischten Natur. Gerade die Nebenfiguren sind gnadenlos überzogen, was nicht so ganz zu dem ernsten Thema passt. Immerhin: Das Ensemble ist mit Eifer dabei. Ob Cordula Stratmann als bissige Verlegerin oder Katja Riemann in der Rolle einer abgehobenen Schlagersängerin, die sich auf Plattitüden bettet, beim Dreh hatten sie sicherlich viel Spaß. Zudem ist SMS für dich auf seine Weise auch charmant, wenn wir einer Gruppe verkorkster Menschen durch den Liebesdschungel folgen. Wer diese Art Film mag und sich nicht daran stört, dass die Geschichte letztendlich doch recht glatt ist, der kommt hierbei deshalb schon auf seine Kosten. Hier darf man sich ein bisschen mit Kakao und Plüsch trösten lassen und davon träumen, dass am Ende doch wieder alles gut wird.
OT: „SMS für dich“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Karoline Herfurth
Drehbuch: Karoline Herfurth, Andrea Willson, Malte Welding, Anika Decker, Sophie Kluge
Vorlage: Sofie Cramer
Musik: Annette Focks
Kamera: Andreas Berger
Besetzung: Karoline Herfurth, Friedrich Mücke, Nora Tschirner, Katja Riemann, Frederick Lau, Friederike Kempter, Samuel Finzi, Cordula Stratmann
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