Als der Lehrer Claude Lemaire (Olivier Figus) nach einem Elternabend erschlagen wird, steht die Polizei vor einem Rätsel. Wer könnte ihn nur ermordet haben? Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, suchen Sophie Cross (Alexia Barlier), Amina (Mariama Gueye) und Fred (Oussama Kheddam) im Privatleben des Verstorbenen nach möglichen Motiven. Tatsächlich gibt es hiervon auch mehr als genug, eine ganze Reihe von Leuten kommt als Täter in Frage. Die Sache hat nur einen Haken: Sie haben alle ein Alibi. Während das Trio so noch nach weiteren Spuren sucht, ist Cross noch mit einer ganz anderen Geschichte beschäftigt. Schließlich hat sie einen Hinweis zu der Frage erhalten, was mit ihrem vor drei Jahren verschwundenen Sohn geschehen ist …
Das vorzeitige Ende der Besonderheit
Auch wenn der Titel Sophie Cross – Gefährliche Dünen das natürlich suggeriert, auf atmosphärische Küstenwanderungen und Spurensuchen muss man hier verzichten. Schon der Auftakt Teuflischer Plan sparte in der Hinsicht mit entsprechenden Bildern. Beim zweiten Teil Tödliche Wahrheit ist das dann komplett vorbei. Warum der deutsch-belgisch-französischen Serie ein derart irreführender Titel gegeben wurde, weiß wohl höchstens die Programmleitung der ARD, welche die europäische Coproduktion hierzulande ausstrahlt. Und das ist nur das geringste Problem einer Serie, bei der reihenweise fragwürdige Entscheidungen getroffen wurden.
Eine davon betrifft den Karrierewechsel der Protagonistin. Wenn eine Anwältin auf einmal als Polizistin arbeitet, ist das eigentlich eine Steilvorlage für eine Auseinandersetzung mit den verschiedenen Auffassungen von Recht und Gerechtigkeit. Beim letzten Mal wurde dieser Bruch aber lediglich für einen kruden Kriminalfall verheizt. In Sophie Cross – Gefährliche Dünen: Tödliche Wahrheit spielt das dann endgültig keine Rolle mehr. In nur zwei Filmen gleich zwei der Alleinstellungsmerkmale – Setting und Vorgeschichte – derart in die Tonne zu treten, das ist schon geradezu fahrlässig. Interessante Diskussionen sind Fehlanzeige. Auch der ewige Interessenskonflikt, wenn Sophies Mann Thomas Leclercq (Thomas Jouannet) gleichzeitig ihr Vorgesetzter ist, wird nicht genutzt.
Lasst uns streiten
Konflikte gibt es aber auch abseits hiervon mehr als genug. Es sind sogar viel zu viel. Beim Auftakt gab es vor lauter Streitereien keinen Raum mehr, um die Figuren zu vertiefen oder die Handlung voranzutreiben. Bei Sophie Cross – Gefährliche Dünen: Tödliche Wahrheit ist das jetzt minimal besser. Zumindest sind die Fronten geklärt. Dennoch: Der Hang dazu, durch überflüssige interne Querelen das Tempo zu torpedieren, der ist noch immer da. Dieses Mal dürfen sich Amina und Fred ständig in den Ohren liegen, ohne dass je klar würde, warum man das überhaupt eingebaut hat. Ein weiterer Nervfaktor ist, wie die Titelfigur sich nach wie vor über alles hinwegsetzt, sich ausgerechnet als ehemalige Anwältin nicht dafür interessiert, was rechtlich erlaubt ist und was nicht. Wenn ihr unter der Hand beispielsweise eine Adresse zugeschustert wird, nach dem Motto „wir drücken mal ein Auge zu“, dann demonstriert die Serie selbst ein sehr bedenkliches Rechtsverständnis.
Wenn wenigstens der Krimi an sich sehenswert wäre. Das ist er aber nur teilweise. Formell werden die Anforderungen an einen solchen Film schon erfüllt, wenn auf einen Mord viele Verdächtige kommen und nach und nach die Wahrheit ans Licht kommt. Zumindest in der Hinsicht stellt Sophie Cross – Gefährliche Dünen: Tödliche Wahrheit auch eine Verbesserung zum ersten Teil auf, wenn zwischendurch der Fokus tatsächlich mal auf den Ermittlungen liegt, man sich eine Zeit lang allein auf das Rätseln konzentrieren kann. Zum Ende hin demonstriert das Drehbuchduo Paul Piedfort und Marie-Anne Le Pezennec jedoch erneut, dass ihnen keine Geschichte zu umständlich konstruiert ist. Ganz so absurd wie bei Teuflischer Plan wird das zwar nicht. Dafür ist der Film so vollgestopft mit Zufälligkeiten, dass man die Wahrheit nicht einmal dann glaubt, wenn sie bereits feststeht.
OT: „Sophie Cross – Gefährliche Dünen: Tödliche Wahrheit“
Land: Deutschland, Belgien, Frankreich
Jahr: 2021
Regie: Frank Van Mechelen
Drehbuch: Paul Piedfort, Marie-Anne Le Pezennec
Musik: Joseph Guigui, David Dahan
Kamera: Diego Dezuttere
Besetzung: Alexia Barlier, Thomas Jouannet, Cyril Lecomte, Mariama Gueye, Oussama Kheddam, Wanja Mues, France Bastoen, Naïma Rodric, Lolita Vanhauwe, Frédéric van den Driessche
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