Der Schock ist groß, als Toni Derlinger erschlagen aufgefunden wird. Wer könnte nur den Schlagersänger, der zusammen mit Tina Derlinger (Alexandra Finder) als Toni & Tina Erfolge feierte, ermordet haben? Die Kommissarinnen Karin Gorniak (Karin Hanczewski) und Henni Sieland (Alwara Höfels) nehmen gemeinsam mit der Polizeianwärterin Maria Mohr (Jella Haase) die Ermittlungen auf und stellen dabei schnell fest, dass die heile Welt des Schlagers doch nicht so heil war. Doch wer steckt dahinter? Könnte es Rollo Marquardt (Hilmar Eichhorn) gewesen sein, der Manager des Duos? Oder hatte vielleicht der Konkurrent Maik Pschorrek (Andreas Guenther) etwas damit zu tun? Während die drei Frauen auf diese Weise tiefer in die ihnen bislang fremde Szene eintauchen, kommt es regelmäßig zu Streit mit Kommissariatsleiter Peter Michael Schnabel (Martin Brambach), der lieber wieder mit Männern arbeiten würde …
Die Komik einer heilen Welt
Wenn ein neues Team den Tatort betritt, ist die Neugierde im Vorfeld groß: In welche Richtung wird das Ganze wohl gehen? Schließlich ist bei der ARD-Krimireihe alles von düster über emotional bis zu komisch vertreten, zusammengehalten nur durch den sonntäglichen Sendetermin und die Erkennungsmelodie. Beim 978. Teil Auf einen Schlag, mit dem das Dresdner Team rund um Gorniak, Sieland und Schnabel seinen Einstand gab, standen die Zeichen eigentlich recht deutlich auf Komödie. Schließlich stammte das Drehbuch von Ralf Husmann, der mit Stromberg und Der Tatortreiniger zwei humoristische TV-Hits geschrieben hat. Zuletzt war er mit Merz gegen Merz für regelmäßige Lacher gut.
Bei Tatort: Auf einen Schlag ist das nur zum Teil der Fall. Ganz auf Humor wollte Husmann zwar nicht verzichten. Das hat jedoch weniger mit den Wortgefechten aus Münster gemeinsam. Stattdessen ätzte der Autor sowohl gegen die Scheinwelt des Schlagers wie auch gegen ältere, weiße Männer, die sich mit aller Macht gegen jede Form von Veränderung wehren. Und sei es mit doofen Sprüchen. Dann und wann ist das schon lustig. Gerade die groteske Schere zwischen dem, was in der Musik vermittelt wird, und dem, was sich hinter den Kulissen abspielt, hat einen gewissen Unterhaltungsfaktor. Dass ausgerechnet der MDR, der selbst ganz kräftig mit dieser Musiksparte Geld verdient, derart darüber spottet, das kam schon überraschend.
Bis zur Schmerzgrenze überzogen
Subtil ist Tatort: Auf einen Schlag dabei jedoch kaum. Das fällt vor allem bei den verbalen Entgleisungen von Schnabel auf. Das ist zwar gut von Martin Brambach (Unter Verdacht: Ein Richter) gespielt, aber in dieser Penetranz recht nervig. Überhaupt: Man braucht schon eine etwas größere Toleranzschwelle, um das ständige Angiften und die Übergriffe innerhalb des Teams ertragen zu können. Wo andere Krimis versuchen, mit sympathischen Figuren das Publikum für sich zu gewinnen, da scheint man hier das Gegenteil verfolgt zu haben. Ob das jetzt mutig oder unsinnig ist, darüber kann man sich streiten. Aber es ist doch auf eine eigene Weise faszinierend, wie hier lauter Leute, bei denen beruflich wie privat vieles im Argen liegt, kräftig aufeinanderprallen.
Es ist dann auch mehr das dramatische Element, welches Tatort: Auf einen Schlag sehenswert macht. Der Krimipart ist hingegen weniger überzeugend. Zwar spart der Film nicht mit falschen Spuren und potenziellen Verdächtigen. Ein Bereich der Unterhaltungsindustrie, in dem mit Vorliebe intrigiert und gelogen wird, ist natürlich wie gemacht dafür, dass praktisch jeder es gewesen sein könnte. Allerdings ist die konkrete Auflösung dadurch auch eher willkürlich. An den Haaren herbeigezogen ist sie ohnehin. Da wäre es im Nachhinein vielleicht doch besser gewesen, eine „wirkliche“ Komödie daraus zu machen, anstatt Tragik mit satirischen Spitzen verbinden zu wollen. Ein solider Auftakt für die Neuen ist das hier aber auch so.
OT: „Tatort: Auf einen Schlag“
Land: Deutschland
Jahr: 2016
Regie: Richard Huber
Drehbuch: Ralf Husmann
Musik: Dürbeck & Dohmen
Kamera: Robert Berghoff
Besetzung: Alwara Höfels, Karin Hanczewski, Martin Brambach, Jella Haase, Alexandra Finder, Hilmar Eichhorn, Andreas Guenther, Nicholas Reinke
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