The Hills Have Eyes 1977
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The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen (1977)

Inhalt / Kritik

The Hills Have Eyes 1977
„The Hills Have Eyes“ // Deutschland-Start: 1. Juni 1979 (Kino) // 15. Mai 2021 (Mediabook)

Eigentlich sollte der Sommerurlaub der Carters die Familie zusammenschweißen und besonders dem pensionierten Polizisten, Familienoberhaupt Bob Carter (Russ Grieve), etwas entspannen, nachdem er wegen seines Alters und seiner Gesundheit den Polizeidienst quittieren musste. Eine vermeintliche Abkürzung führt die Familie jedoch mitten in die Wüste, wo zu allem Überfluss ihr Camper auch noch stecken bleibt. Während Bob sich aufmacht zu einer Tankstelle und sein Schwiegersohn Doug (Martin Speer) versucht Hilfe zu holen, bleibt der Rest der Familie beim Camper und vertreibt sich die Zeit. Allerdings ist die Einsamkeit der Wüste trügerisch, denn von den nahen Hügeln werden sie beobachtet von einer Papa Jupiter (James Whithworth) und seinem Clan degenerierter Kannibalen, die schon seit vielen Jahren in der Wüste wohnen und dort unzähligen Menschen auflauerten. Als Bobby Carter (Robert Houston) auf der Suche nach einem der entlaufenen Familienhunde dessen grausam zugerichteten Kadaver zwischen den Felsen findet, ahnt er bereits, dass er und seine Familie nicht alleine sind und ihnen Gefahr droht.

Als er endlich wieder zurück am Wagen ist, versucht er, so gut es geht, seine Mutter und seine beiden Schwestern zu schützen, ohne sie zu beunruhigen, doch kann er nicht verhindern, dass in der Nacht Jupiters Brut zum ersten Mal angreift. Nur mit großer Mühe und mit vielen Opfern unter ihnen gelingt es, die Kannibalen in die Flucht zu schlagen, jedoch nicht ohne, dass diese den Sohn Dougs mit sich nehmen. Während abermals Bobby am Auto bleiben muss, um einen zweiten Angriff von Jupiters Horde abzuwehren, begibt sich Doug in Richtung Hügel, mitten in das Jagdgebiet der Kannibalen, um seinen Sohn zu retten und Rache zu nehmen.

Mitten unter uns

Beschäftigt man sich näher mit der Beschaffenheit von Konzepten wie Zivilisation, ist besonders beunruhigend, wie oft realer Schrecken, Horror und Barbarei unter der dünnen bürgerlichen Oberfläche stattfindet und teilweise über Jahre von der Umgebung nicht wahrgenommen wird. Diese Idee steckt im Herzen vieler Filme von Regisseur Wes Craven, egal, ob es sich um die Nightmare on Elm Street-Reihe handelt oder die Scream-Filme. Bereits in seinen frühen Filmen, wie dem 1977 entstandenen The Hills Have Eyes, der in Deutschland unter dem Titel „Hügel der blutigen Augen“ geführt wurde, fällt diese Tendenz auf, wenn Craven den Horror mitten in Amerika stattfinden lässt. Noch heute gehört The Hills Have Eyes zu jenen Genrebeiträgen, die aufgrund ihrer Härte und ihrer Unbequemlichkeit zu eben jenen Horrorfilmen gehören, die, trotz  diverser Neuverfilmungen, unvergesslich bleiben.

Zusammen mit Regisseuren wie Tobe Hooper und George A. Romero gehört Wes Craven zu einer Reihe von Filmemachern, die ihre Geschichten und damit den Horror nicht mehr länger in irgendwelchen Laboren, Sümpfen oder gar auf fremden Planeten ansiedelten, sondern um Herzen der USA, was in den späten 60er und frühen 70er Jahren einen Nerv traf. Wie schon in seinem ähnlich unbequemen ersten Film Das letzte Haus links geht es auch in The Hills Have Eyes im Kern um den Konflikt zweier Familien, einen Konkurrenzkampf, wenn man so will, bei dem die  Unterdrückten an die Oberfläche gelangen wollen. Jupiter und seine Familie sind nicht mehr länger nur in jenen Randbezirken zu Hause, sondern sie wollen hervortreten, doch vor allem wollen die ihr Territorium verteidigen, in das die Carters eingedrungen sind.

Erschreckend an Jupiter, Mars und Pluto ist nicht ihre Deformiertheit oder ihre Vorliebe für Menschenfleisch, sondern vielmehr, wie nahe sie uns sind. Während heutige Beiträge zum Kannibalenhorror wie Wrong Turn oder auch das Remake zu The Hills Have Eyes die Monstrosität wie auch die Gewalt mehr in den Vordergrund stellten, zeichnet sich Cravens Film vor allem dadurch aus, dass er seinem Zuschauer wenig Möglichkeit der Distanzierung gibt, was den Horror noch realer und furchteinflößender macht. Bei Charakteren wie beispielsweise dem von Michael Speer gespielten Doug zeigt sich eben jene Transformation oder vielmehr das Zerspringen der zivilisierten Oberfläche, sodass er sich mehr und mehr von seiner eigenen Familie entfernt und näher an Figuren wie Jupiter heranrückt.

Familienbande

Der Kampf der zwei Familien ist letztlich auch ein Konflikt zweier Versionen der Vereinigten Staaten. Durch subtile Verweise auf Atomtests in jenem Abschnitt der Wüste, den Jupiters Horde ihr Zuhause nennt, erscheinen sie wie Spiegelbilder der US-amerikanischen Vergangenheit, all der Barbarei und der Gewalt. Wie bereits erwähnt löst Cravens Drehbuch die Trennung zwischen den beiden Famillienbanden, den zwei Versionen Amerikas immer mehr auf in einer Spirale der Gewalt, die beide gleichermaßen beeinflusst. Religion und Glaube sind nur dünne Schichten, die etwas sehr viel Dunkleres verdecken, was sich diese Menschen nur selten eingestehen und gelernt haben, zu unterdrücken.

Cravens ästhetische Mittel sind, wahrscheinlich auch bedingt durch das Budget des Films, minimalistisch, aber dennoch sehr wirkungsvoll. Die Wüste wird zu einem Ort der Isolation, was durch die Einstellungen von Kameramann Eric Saarinen noch betont wird, genauso wie die meisterliche Filmmusik Don Peakes, die durch die aktuelle 4K-Restaurierung noch mehr zur Geltung kommt. Darüber hinaus erhält diese Fassung dennoch den rauen, ungefilterten Look des Originals, was gerade bei diesem Film so besonders wichtig ist.

Credits

OT: „The Hills Have Eyes“
Land: USA
Jahr: 1977
Regie: Wes Craven
Drehbuch: Wes Craven
Musik: Don Peake
Kamera: Eric Saarinen
Besetzung: Martin Speer, Dee Wallace-Stone, Susan Lanier, Robert Houston, Virginia Vincent, Russ Grieve, John Steadman, James Whithworth, Lance Gordon, Michael Berryman

Bilder

Trailer

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"The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen" ist ein minimalistischer Horrorfilm über Zivilisation und Gewalt, der den Terror mitten unter uns anlegt. Wes Craven zeigt sich in seinem zweiten Film als genauer Beobachter und scharfer Kritiker seiner Zeit wie auch eines Amerikas, was nur allzu gerne die bürgerliche Fassade abstreift und die Barbarei dahinter zum Vorschein kommt. Dies ist ein wichtiger, sehr intelligenter Beitrag zum Genre, der durch seine Bilder und Themen auch heute noch seine Zuschauer nicht loslässt.
8
von 10