Ein schönes gemeinsames Wochenende verbringen, bevor die stressige Arbeit sie einholt: Das war der Plan von Charlie (Dan Stevens), seiner Frau Michelle (Alison Brie), seinem Bruder Josh (Jeremy Allen White) und dessen Freundin Mina (Sheila Vand), die zugleich Charlies Geschäftspartnerin ist, als sie ein kleines Ferienhaus mieteten. Die große Vorfreude wird jedoch schon bei der Ankunft getrübt, weil sich Mina von dem Hausverwalter Taylor (Toby Huss) rassistisch diskriminiert fühlt. Diese Verstimmungen versuchen sie mit einer durchfeierten Nacht und ein paar Rauschmitteln hinter sich zu lassen. Doch am nächsten Morgen verwandelt sich das geplante Traumwochenende endgültig in einen Horrortrip. Nicht nur, dass ihr Hund plötzlich verschwunden ist. In ihnen wächst zudem der Verdacht, dass sie jemand beobachtet …
Ein überraschendes Debüt
Ein bisschen neugierig durfte man ja schon sein, wie wohl das Regiedebüt von Dave Franco ausfallen würde – gerade auch im Vergleich zu den Werken, die sein älterer Bruder James Franco so dreht. Denn Letzterer hat, sofern er nicht gerade seinem derben Humor nachgeht (The Disaster Artist), eine Vorliebe für reichlich seltsame, verkünstelte Werke wie Interior. Leather Bar. oder Child of God. Filme, die auf ihre Weise schon interessant sind, auch wenn kaum einer sie wohl als wirklich gut bezeichnen würde. Da ist Dave schon geradliniger und stärker mit Blick auf den Mainstream unterwegs, zumindest legt dies The Rental – Tod im Strandhaus nahe. Und doch: Die eine oder andere Überraschung hält auch der jüngere Franco für sein Publikum bereit.
Die erste betrifft die Wahl des Genres. Eigentlich würde man bei Dave Franco eine Komödie erwarten. Zumindest ist er überwiegend für solche bekannt, allen voran Bad Neighbors. Tatsächlich komisch ist in The Rental – Tod im Strandhaus aber nur wenig, wenngleich die Geschichte einem schwarzen Humor nicht ganz abgeneigt ist. Vielmehr hat der US-Amerikaner, der zusammen mit Joe Swanberg auch das Drehbuch geschrieben hat, einen Horrorfilm als Debütwerk vorgelegt. Es dauert jedoch eine Weile, bis sich das hier als solcher zu erkennen gibt. Unheilvolle Vorzeichen gibt es natürlich von Anfang an, nicht zuletzt durch die Spannungen zwischen Mina und Taylor. Und auch die Erkenntnis, dass Letzterer eigentlich im Haus ein und ausgehen kann, sorgt früh für ein unangenehmes Gefühl.
Der langsame Weg in den Abgrund
Franco geht diesem jedoch eine ganze Weile lang nicht wirklich nach. Stattdessen beschäftigt sich The Rental – Tod im Strandhaus mit den beiden Paaren. Auch das lässt nicht wirklich viel Gutes erwarten. Da mögen die vier noch so sehr betonen, wie unglaublich toll dieses Wochenende ist und wie fantastisch die gemeinsame Zukunft der vier sein wird – privat wie beruflich –, Zweifel sind auf jeden Fall angebracht. Vor allem von Josh, der eine schwierige Vergangenheit und einen Hang zur Labilität mit ins Wochenendhaus nimmt, geht da eine spürbare Gefahr aus. Noch bevor die Geschichte Fahrt aufnimmt, streut Franco Hinweise, dass innerhalb dieser Gruppe mehr Sprengstoff herrscht, als sie es sich selbst eingestehen will.
Bis es aber dazu kommt, dauert es schon eine Weile. Das dürfte für viele auch der Knackpunkt sein: The Rental – Tod im Strandhaus eskaliert erst spät, sehr viel später, als es Horrorfans gewohnt sind. Wo andere vielleicht langsam, aber konstant die Intensität erhöhen würden, da kommt es hier zu einer doch eher plötzlichen Eskalation. Das ist zwar nicht grundlegend verkehrt, führt hier aber dazu, dass die eigentliche Hochphase nicht ganz befriedigend ausfällt. Weder der Abschnitt, in der mit der Paranoia gespielt wird, noch die eigentliche Tatzeit werden wirklich ausgenutzt. Dafür sind beide zu kurz. Da bleibt viel Potenzial liegen, gerade im Hinblick auf die Spannungskurve.
Schön bebilderter Alptraum
Dennoch, in der Summe ist Franco ein ordentliches Debüt geglückt, das neugierig macht auf weitere Werke – zumal der Film mit einem herrlich perfiden Ende aufwartet, welches eine Fortsetzung zumindest ermöglicht. Aber selbst wenn es nicht zu einer solchen kommen sollte, kann sich The Rental – Tod im Strandhaus sehen lassen. Das gilt gerade auch für die Optik, die sehr schön den geradezu surrealen Luxus mit handfestem Dreck kombiniert. An dem Quartett lässt sich ohnehin nichts aussetzen. So richtig clever verhält sich dieses sicher nicht, so viel Genrekonvention muss dann wohl doch sein. Aber es macht schon Spaß dabei zuzusehen, wie sie in einer ohnehin schon schwierigen Situation zielsicher den Weg wählen, der zu einer noch größeren Katastrophe führt. Und zumindest beim Endspurt ist die Spannung dann auch hoch, ob es überhaupt noch einen Notausgang gibt, um diesem Alptraum zu entkommen.
OT: „The Rental“
Land: USA
Jahr: 2020
Regie: Dave Franco
Drehbuch: Dave Franco, Joe Swanberg
Musik: Danny Bensi, Saunder Jurriaans
Kamera: Christian Sprenger
Besetzung: Dan Stevens, Alison Brie, Sheila Vand, Jeremy Allen White, Toby Huss
Bei diesen Links handelt es sich um sogenannte Affiliate-Links. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision, ohne dass für euch Mehrkosten entstehen. Auf diese Weise könnt ihr unsere Seite unterstützen.
(Anzeige)