Wir bleiben Freunde
© ZDF/Georges Pauly/Marion von der Mehden

Wir bleiben Freunde

Inhalt / Kritik

Wir bleiben Freunde
„Wir bleiben Freunde“ // Deutschland-Start: 23. Mai 2021 (ZDF)

Endlich läuft es im Leben von Dorothee Heitmann (Ulrike Kriener) wieder richtig gut. So ist sie frisch in Moritz Fichte (Marcel Hensema) verliebt, sogar ein gemeinsamer Urlaub steht an. Doch dann taucht Volker (Henry Hübchen) wieder auf. Die Ehe mit ihm ist schon lange vorbei, seitdem er sie für eine andere verlassen hatte. Aber als er sich bei einem Unfall Arm und Bein bricht und damit erst einmal zum Pflegefall wird, kann Doro wie immer nicht Nein sagen. Nur ein paar Tage, so wurde es mit der Tochter Katinka (Brigitte Zeh) ausgemacht, soll er wieder bei ihr wohnen. Aber so ein paar Tage können echt lang werden. Kaum ist Volker bei ihr eingezogen, sorgt er für Chaos, auf seine alten Tage ist er nicht unbedingt pflegeleichter geworden. Hinzu kommt, dass trotz der Trennung die Gefühle noch nicht ganz weg sind …

Was von der Liebe übrig blieb

Wann ist der Punkt gekommen, an dem eine Beziehung vorbei ist? Das ist eine Frage, mit der sich Menschen täglich herumplagen, da sowohl der Aufbau wie das Ende von Gefühlen ein schleichender Prozess sind. Ein Prozess, der oft auch nach der Trennung noch weitergeht. Von einem solchen Fall erzählt die ZDF-Komödie Wir bleiben Freunde, wenn eine Frau wohl oder übel ihren Mann wieder bei sich aufnehmen muss. Lust darauf hat sie nicht, das wird deutlich. Es ist eher ein Pflichtgefühl, bedingt durch die vielen Jahre, die man gemeinsam verbracht hat. Und natürlich auch durch die Kinder, durch die man zwangsläufig noch eine Familie bleibt, selbst wenn diese nicht mehr so funktioniert wie einst. Aber wo hört die Pflicht auf, wo beginnt echte Zuneigung?

Als Thema ist das durchaus interessant und lebensnah. Es braucht aber schon eine gewisse Sensibilität, um diesem auch gerecht zu werden. Dass man in der Hinsicht bei einer TV-Produktion Abstriche machen muss, ist nicht wirklich ein Geheimnis. Man mag es da oft ein wenig schlichter, um auch ein weniger anspruchsvolles Publikum abzuholen. Und doch ist es enttäuschend, wie wenig Wir bleiben Freunde aus dem Ganzen herausholt. Ein Grund: Man wusste mal wieder nicht so recht, was genau man eigentlich erzählen wollte. Und so wird dann alles Mögliche irgendwie zusammengeworfen, bis ein unerkennbarer Brei daraus entsteht, der an mehr als einer Stelle geschmacklos ist.

Eine Komödie ohne Komik

Das fängt schon bei dem schwachen Humor an. Henry Hübchen (Die Känguru-Chroniken, Da geht noch was) ist natürlich eine Idealbesetzung für den grimmigen, starrsinnigen Alten, der alle in den Wahnsinn treibt. Nur verließ man sich bei Wir bleiben Freunde offensichtlich darauf, dass es reicht, ihn irgendwo in seinem Rollstuhl abzusetzen und schlecht gelaunt dreinblicken zu lassen, damit es komisch wird. Wird es aber nicht. Für einen Film, der für sich selbst in Anspruch nimmt, eine Komödie zu sein, ist das Ergebnis schon sehr ernüchternd. Grund zum Lachen bekommt man hier nie, selbst ein Lächeln ist oft nur gequält. Da fehlte es an tatsächlichen Witzen oder zumindest lustigen Situationen.

Über weite Strecken ist Wir bleiben Freunde deshalb auch ein leider sehr langweiliger Film, der sich von Szene zu Szene müht, ohne dabei jemals irgendwie relevant zu werden. Das wäre dann noch in Ordnung gewesen, hätte man daraus wenigstens einen wirklich am Alltag orientierten Film gemacht, an dem sich viele orientieren können. Das wollte man aber auch wieder nicht. Erschwerend ist an der Stelle beispielsweise, dass wir es hier ausnahmslos mit sehr vermögenden Leuten zu tun haben, mit einem richtig großen Haus und Garten. Selbst die Zweitwohnung darf reiner Luxus sein, mit Balkon und Blick über die Stadt, dazu im Windeseile organisiert. Man gönnt sich ja sonst nichts. In Zeiten, in denen überall über bezahlbaren Wohnraum diskutiert wird, ist das mindestens fragwürdig. Man hat hier nie das Gefühl, es mit einer regulären Familie zu tun zu haben.

Nur selten gelungen

Zum Ende hin wird es ein wenig besser, wenn es tatsächlich um Doro geht und die Frage, was sie eigentlich will. Hier oder auch an der Stelle, wenn Volker von seinen eigenen Verletzungen aus der gemeinsamen Ehe erzählt, nähert sich die Geschichte dann doch einmal den Figuren an. Beschäftigt sich tatsächlich mal mit Charakteren und Gedanken. Fragt nach. Aber das geschieht zu selten und nicht in der notwendigen Konsequenz. Wir bleiben Freunde versagt sowohl beim Unterhaltungswert wie auch beim Tiefgang. Für ein bisschen besinnliche Berieselung am Abend mag das reichen. Doch trotz des an und für sich spannenden Themas und der grundsätzlich sympathischen Beschäftigung mit Liebe im Alter: Man kann sich den Film auch sparen, verpassen tut man hier nichts.

Credits

OT: „Wir bleiben Freunde“
Land: Deutschland
Jahr: 2021
Regie: Hansjörg Thurn
Drehbuch: Gabriele Kreis
Musik: Stefan Wulff, Hinrich Dageför
Kamera: Uwe Schäfer
Besetzung: Ulrike Kriener, Henry Hübchen, Marcel Hensema, Brigitte Zeh, Johanna Gastdorf, Dietmar Horcicka

Bilder

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In „Wir bleiben Freunde“ muss eine Frau ihren im Rollstuhl sitzenden Ex-Mann wieder bei sich aufnehmen, zumindest vorübergehend. Die Frage, wie viel von den Gefühlen nach einer Trennung übrig bleibt, ist zwar spannend, der Film selbst ist es nicht. Der TV-Komödie fehlt es an Konsequenz, Tiefgang und Unterhaltungswert, zeigt nur manchmal, was drin gewesen wäre.
4
von 10