Um dem Alltag der Großstadt für eine Weile zu entkommen, beschließen Jen Shaw (Charlotte Vega), ihr Partner Darius (Adain Bradley) sowie mehrere Freunde einen Trip in die Wildnis zu machen und sich an dem berüchtigten Appalachian Trail zu versuchen, einer Wanderroute, bei der man ganze 14 Bundesstaaten durchquert. Beginnen wollen sie in Virginia, genauer gesagt in einer kleinen Stadt. Deren Bewohner reagieren verhalten bis hin zu aggressiv auf die Neuankömmlinge, sodass es in der einzigen Bar der Stadt fast zu einer Schlägerei kommt. Am nächsten Morgen beginnen sie ihre Wanderung und sind überwältigt von der Natur, den Wildtieren und den Wasserfällen. Doch Darius wird übermütig und überredet die Gruppe schließlich, den Pfad zu verlassen, entgegen der Warnung der Einheimischen, auf jeden Fall auf diesem zu bleiben. Die Mahnungen stellen sich als berechtigt heraus, denn schon bald scheint die Gruppe sich verlaufen zu haben, doch es kommt noch schlimmer, als einer von ihnen grausam zu Tode kommt. In der Gruppe kommt es nun zu offen Streitigkeiten, vor allem, da nun auch Darius zugibt, nicht zu wissen, wo sie sind und wie sie wieder zurück auf den Pfad kommen. Entkräftet, müde und hungrig macht die Gruppe schließlich Rast im Wald und übernachtet dort.
Der nächste Tag hat jedoch eine böse Überraschung für die Gruppe auf Lager, denn einer von ihnen ist verschwunden und ihre Handys wurden in der Nacht gestohlen. Auf der Suche nach ihrer Freundin stoßen sie im Wald auf in Tierfelle gekleidete, Tierschädel tragende Menschen, die sie vermuten, hinter dem Verschwinden ihrer Freunde zu stehen. Es kommt zu einem Kampf mit den beiden Männern, in dessen Folge sie alle gefangen genommen werden und in das Lager der Männer geschleppt werden, wo sie ein noch schlimmeres Schicksal erwartet.
Das Gesetz der Wildnis
Insgesamt sechs Fortsetzungen umfasst die Reihe um in der US-Wildnis lebenden Kannibalen, die 2003 mit Rob Schmidts Wrong Turn ihren Anfang nahm. Die Handlung, welche im Grunde genommen das Prinzip von Wes Cravens The Hills Have Eyes – Hügel der blutigen Augen in die Wälder der USA verlagert, wurde immer wieder in Sachen Brutalität ergänzt, was, wie in vielen anderen Filmreihen des Horrorgenres, auf Kosten der Qualität ging. So erwartete Regisseur Mike P. Nelson (The Domestics) etwas Ähnliches, als er das Drehbuch zu dem insgesamt siebten Teil der Reihe, der auch unter dem Titel Wrong Turn: The Foundation geführt wird, las. Nach eigener Aussage war Nelson positiv überrascht, als er merkte, dass es sich hierbei nicht nur um eine Reboot der Reihe handelte, sondern Alan B. McElroys Skript noch sehr viel mehr zu bieten hatte als Kannibalen und kreative Weisen, wie man sich der Figuren entledigt.
An der Oberfläche erscheint vieles in Wrong Turn wie in den vorherigen Teilen der Reihe zu sein. Immer wieder schweift die Kamera über die dichten Wälder, betont deren Schönheit, aber auch ihre Undurchdringlichkeit, was für die Figuren des Films zum Verhängnis wird. Wie schon in der Vorlage geht es um den Gegensatz zwischen den Städtern und den Bewohnern des Landes, die gegenseitigen Vorbehalte und wie sich diese bestätigen. Jedoch schweift bereits bei diesem Thema Nelsons Film ab und konzentriert sich auf einen fundamentalen Zustand der Entfremdung, der das Land als solches den Menschen fremd gemacht hat. Es sind nicht mehr (nur) die stereotypen Landeier, die zu einer Bedrohung werden, sondern vielmehr das Land an sich und der Anspruch auf dieses, was zur Gefahr wird.
Wie in den Vorbildern der Reihe geht es abermals um den Aspekt der Zivilisation. Während die Kannibalen in den sechs vorangegangenen Teilen von sich aus Jagd auf die Eindringlinge machten, bleibt es in dieser neuen Version offen, von wem die Aggression ausgeht, welche zu einer Eskalation der Gewalt führt. Trotz ihrer Maskierung und ihrem Gebaren erscheinen die Gegner der Protagonisten weit entfernt von den Kannibalen der letzten Filme zu sein, was durchaus ein interessanter Aspekt ist, aber nicht unbedingt zum Prinzip der Reihe passt. Fans der Reihe dürfte besonders diese Änderung sehr enttäuschen.
This land is your land.
Wenn man über diese Veränderung hinwegsehen kann, ist Wrong Turn ein Werk, welches Zivilisationskritik versteht als die Frage, wie weit man sich von den Ursprüngen, also der Natur entfernt hat. Mit ironischen Verweisen auf die gelegentlichen Fluchten der Städter in die Natur, beschreibt Alan B. McElroy eine Art Parallelgesellschaft, eine Gemeinschaft basierend auf dem Prinzip des Stärkeren aber auch der Gleichheit, welche auf viele der Figuren, trotz ihrer Wildheit, mit der Zeit, zu einer besseren Alternative wird. In der Tradition anderer Reboots, wie Alexandre Ajas Version von The Hills Have Eyes oder Marcus Nispels The Texas Chainsaw Massacre erfährt über diese Orientierung an aktuellen Debatten oder Trends auch Wrong Turn eine Frischenzellenkur.
Abgesehen von den Themen ist Mike P. Nelsons Wrong Turn ein sehr viel düsterer Film, der sich von der teils etwas comic-haften Gewalt der Fortsetzungen angenehm abhebt. Dennoch ist auch dieser Eintrag in die Filmreihe durchaus sehr heftig, besonders wenn man sie Auswirkungen der Fallen der Wilden oder ihrer Waffen in großem Detailreichtum zu sehen bekommt.
OT: „Wrong Turn: The Foundation“
Land: USA
Jahr: 2021
Regie: Mike P. Nelson
Drehbuch: Alan B. McElroy
Musik: Stephen Lukach
Kamera: Nick Junkersfeld
Besetzung: Charlotte Vega, Adain Bradley, Bill Sage, Emma Dumont, Dylan McTee, Daisy Head, Matthew Modine
https://www.youtube.com/watch?v=zLPqfwTdDAI
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