100% Wolf
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Inhalt / Kritik

100% Wolf
„100% Wolf“ // Deutschland-Start: 1. Juli 2021 (Kino) // 4. November 2021 (DVD/Blu-ray)

Nicht mehr lange, dann ist es endlich so weit: Freddy Lupin wird zu einem Wolf! Seit seiner Kindheit träumt er davon, sich wie seine Familie nachts verwandeln zu können. Doch bis es so weit ist, bleibt ihm nichts anderes übrig, als in Menschengestalt an den Abenteuern der anderen teilzunehmen. Jetzt, da sein 14. Geburtstag unmittelbar bevorsteht, wird er zu seinen Ahnen aufschließen können. Vor allem aber zu seinem Vater, der bis zu seinem tragischen Tod den Werwolfsrudel angeführt hat und in dessen Fußstapfen er nun treten möchte. Umso größer ist Freddys Entsetzen, als er während des Rituals nicht wie erwartet zu einem furchteinflößenden Riesenwolf wird, sondern einem kleinen Pudel. Dass so jemand nicht der neue Anführer werden kann, ist klar. Und so macht sich Freddy auf die Suche nach dem verschwundenen Mondstein, um die Ehre seiner Familie wiederherzustellen …

Wo sind all die Wölfe hin?

Früher, da waren Werwölfe angesehene und gefürchtete Wesen, welche das Horrorgenre bevölkerten. Davon ist heute kaum mehr etwas zu sehen. Dann und wann lassen sie sich zwar schon noch in Filmen und Serien blicken. Dabei geht es jedoch in den seltensten Fällen noch darum, dem Publikum das Fürchten zu lehren. Im Mittelpunkt stehen sie ohnehin nicht, müssen sich in den meisten Fällen mit irgendwelchen Nebenrollen zufriedengeben. Insofern ist es eigentlich ganz schön, wenn 100% Wolf den einstigen Schreckgestalten wieder ein bisschen den Glanz vergangener Tage verleihen möchte. Denn in dem australischen Animationsfilm gibt es gleich ein ganzes Rudel solcher Werwölfe: große, mächtige Gestalten, vor denen andere zittern sollen.

Dabei können Werwölfe ganz nett sein, wenn es nach Jayne Lyons geht, die den zugrundeliegenden Roman geschrieben hat. Tatsächlich beginnt der Film mit der irritierenden Erkenntnis, dass Werwölfe in Wirklichkeit Helden sind, welche nachts die Menschen und die Stadt vor Gefahren schützen. Die zweite Überraschung von 100% Wolf: Die legendären Jäger sind bis aufs Blut mit Hunden verfeindet, welche sie klar als Wesen zweiter Klasse ansehen. Umgekehrt sind auch die Hunde nicht gut auf Wölfe zu sprechen. Vor allem Batty nicht, die ein großes Talent dafür zeigt, Hundefängern zu entkommen. Sie hasst Wölfe sogar. Dass das unweigerlich zu Konflikten führt, wenn der Wolf im Hundepelz mit ihr ein Abenteuer erlebt, versteht sich von selbst. Ebenso, dass diese Konflikte beigelegt werden. Das werden sie in familienorientierten Animationsfilmen ja immer.

Sympathisch, aber nicht sehr spannend

Aber auch wenn das natürlich vorhersehbar ist: Die Idee des Films ist reizvoll. Wenn ein angehendes Alphamännchen sich nicht auf die breite Brust trommeln kann, sondern sich mit seinem rosagetünchten Pudel-Erscheinungsbild arrangieren muss, dann dient das nicht nur der Komik. 100% Wolf gibt der jüngeren Zielgruppe einiges mit, was auch in der Welt der Menschen Bestand hat. Neben dem immer wieder gern gesehenen Plädoyer für Aussöhnung bedeutet dies eine Abkehr von festgefahrenen Erwartungshaltungen und Vorurteilen. Gerade das traditionelle Männlichkeitsbild, welches sich breitbeinig als stark und gefährlich zelebriert, bekommt hier einige Dellen. Nur weil jemand flauschig ist und rosafarbene Locken hat, ist man nicht weniger wert – so die Schlussfolgerung.

Doch auch wenn das sympathisch und relevant ist, so richtig spannend ist der Film nicht. Nicht nur, dass der Ablauf der Geschichte trotz des originellen Szenarios ziemlich altbacken ist. 100% Wolf scheitert auch am Humor. Es gibt letztendlich nur eine Halb voll Witze, die bis zum Schluss in der einen oder anderen Variation wiederholt werden. Lediglich die später eingeführte und ziemlich bekloppte menschliche Gegenspielerin lenkt ein bisschen ab. Zwischendurch sorgen zudem actionreichere Szenen für Abwechslung. Aber auch bei denen fehlten letztendlich die Ideen. Obwohl in dem Film eigentlich ständig etwas los ist, wird er nie wirklich packend oder unterhaltsam.

Nicht viel zu sehen

Visuell muss man sich ohnehin mit Magerkost zufriedengeben. Am ehesten überzeugen noch die Designs von Freddy und den Wölfen. Ansonsten gibt es praktisch nichts zu sehen. Die Figuren selbst sind grob modelliert. Die Animationen reißen auch nicht zu Begeisterungsstürmen hin. Enttäuschend ist aber vor allem, wie leer diese Welt ist. Da wird doch offensichtlich, dass das australische Animationsstudio Flying Bark Productions (Die Biene Maja – Der Kinofilm, Blinky Bill – Das Meer des weißen Drachen) kein wirkliches Budget zur Verfügung stand. Aber bei allem Verständnis dafür, dass nicht jeder die Möglichkeiten der US-Großstudios hat: Auch mit wenig Geld gibt es Mittel und Wege, eine Geschichte optisch ansprechend zu gestalten. So aber bleibt ein gerade mal durchschnittlicher Animationsfilm, der wesentlich mehr aus seiner Idee hätte machen können und müssen.

Credits

OT: „100% Wolf“
Land: Australien
Jahr: 2020
Regie: Alexs Stadermann
Drehbuch: Fin Edquist
Vorlage: Jayne Lyons
Musik: Ash Gibson Greig
Animation: Flying Bark Productions

Bilder

Trailer

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In „100% Wolf“ träumt ein Junge davon, ein ebenso furchterregender Werwolf wie sein Vater zu werden. Stattdessen verwandelt er sich in einen Pudel. Das Szenario ist ungewöhnlich, dazu gibt es einige wertvolle Aussagen. Der Film macht aber zu wenig daraus, ist bei Handlung, Humor und Optik letztendlich zu genügsam.
5
von 10