Texas, 1949: Nach dem Tod seines Großvaters und dem Verkauf der Ranch der Familie beschließt der 19-jährige John Grady Cole (Matt Damon), zusammen mit seinem besten Freund Lacey Rawlins (Henry Thomas) nach Mexiko zu reiten. Dort wollen sie Arbeit suchen, ein neues Leben beginnen. Während der 150 Meilen langen Reise bis zur Grenze treffen sie auf den jungen Ausreißer Jimmy Blevins (Lucas Black). Zunächst wollen sie nichts mit ihm zu tun haben, da sie von ihm nur Ärger erwarten. Schließlich scheint er auf der Flucht vor jemandem zu sein, auch wenn er dies abstreitet. Zumindest eine Weile reisen sie aber als Trio weiter, bevor sich ihre Wege trennen. In Mexiko angekommen, finden sie Arbeit auf der Ranch von Hector de la Rocha (Rubén Blades). Dabei verliebt sich John in die schöne Alejandra Villarreal (Penélope Cruz), sehr zum Ärger von deren Familie, die so gar nicht glücklich über diese Verbindung ist …
Von zerstörten Ambitionen
Wie so viele seiner Kollegen und Kolleginnen verspürte Billy Bob Thornton (Ein einfacher Plan) irgendwann das Bedürfnis, selbst Regie zu führen. Als Schauspieler brachte es der US-Amerikaner zu einigem Ruhm. Als Ehemann von Angelina Jolie sowieso. Seine Karriere als Regisseur war jedoch irgendwie vorbei, noch bevor sie richtig angefangen hatte. Dabei ging es eigentlich richtig gut los. Das Drama Sling Blade erhielt hervorragende Kritiken. Thornton selbst wurde mit einem Oscar für das beste Drehbuch belohnt, eine Nominierung als bester Hauptdarsteller gab es oben drauf. Im Anschluss wollte ihm ein vergleichbarer Treffer jedoch nicht mehr gelingen. Daran dürfte All die schönen Pferde nicht ganz unschuldig gewesen sein, das an den Kinokassen zum Flop wurde und auch von den meisten Kritikern verrissen wurde.
Dabei ist es schwer zu sagen, wie viel des Debakels auf Thornton selbst zurückzuführen ist. Eigentlich hatte der Filmemacher eine deutlich längere Fassung gedreht, drei Stunden soll All die schönen Pferde lang gewesen sein. Der schon damals berüchtigte Produzent Harvey Weinstein zwang jedoch dazu, ein Drittel des Films herauszustreichen, auf welche Weise auch immer. Außerdem ersetzte er die ursprünglich sehr spärlich angelegte Hintergrundmusik durch eine deutlich dicker aufgetragene Fassung, damit auch ja ein möglichst episches Gefühl am Ende dabei rauskommt. Und tatsächlich hat man bei dem Film immer wieder den Eindruck, dass da etwas nicht stimmt. Dass da irgendwie willkürlich etwas zusammengestopft wurde.
Der Traum von gestern
Am stimmigsten ist die Umsetzung eines Romans von Cormac McCarthy (No Country For Old Men, The Road) noch am Anfang, wenn wir den beiden jungen Männern folgen. Aus heutiger Sicht entbehrt es nicht einer gewissen Ironie, wenn zwei US-Amerikaner nach Mexiko auswandern wollen, um dort Arbeit und Freiheit zu finden. Und es ist natürlich auch irgendwie tragisch, wie in All die schönen Pferde zwei junge Männer einer nach und nach untergehenden Cowboy-Kultur hinterher trauern. Denn auch wenn die Uhren in Texas etwas langsamer gehen, die Zeit der Helden und Abenteuer ist auch dort vorbei. Nicht dass man die beiden unbedingt als Helden bezeichnen müsste. Auch wenn John durchaus über so etwas wie einen Gerechtigkeitssinn verfügt, ein strahlendes Vorbild ist er nicht.
Nicht dass es in dem Film überhaupt solche gibt. Hier mal ein bisschen Korruption, dort ein kleiner Mord – ein Idyll sieht nun wirklich anders aus. Als Gesellschaftsporträt taugt All die schönen Pferde dabei aber nicht. Dafür sind die Figuren dann doch zu einseitig gezeichnet, vor allem auf der mexikanischen Seite, welche praktisch durch die Bank weg schlecht wegkommt. Während man sich damit vielleicht noch abfinden könnte, funktioniert die Romanze zwischen John und Alejandra überhaupt nicht. Zu keiner Zeit ist da etwas als Zuschauer bzw. Zuschauerin zu spüren. Die großen Leidenschaften, die heraufbeschworen werden, kommen aus dem Nichts. Es wurde einfach nicht genügend in den Aufbau der Beziehung investiert, sondern diese einfach so gefordert.
Verloren in der Langeweile
Und so schwankt der Film irgendwie zwischen Abgesang und Kitsch, will einerseits richtig viel, liefert aber kaum etwas. Es ist nicht einmal so, dass All die schönen Pferde dabei irgendwie spannend wäre. Spätestens ab der Hälfte stellen sich doch eine ganze Reihe von Längen ein. So viele, dass man sich letztendlich nicht sicher ist, ob eine Dreistundenfassung tatsächlich besser gewesen wäre. Vielleicht hätte diese aber dazu beigetragen, dass das zwischenmenschlich hier funktioniert. So gibt es zwar ein bisschen Buddy-Romantik, noch dazu schöne Aufnahmen aus der mexikanischen Provinz. Aber nichts, das wirklich hängen bleiben würde außer einer dezenten Langeweile. Dass das Drama seinerzeit bei uns nicht in den Kinos lief, trotz der Starbesetzung, kam da sicher nicht von ungefähr. Der Film setzt zwar immer wieder dazu an, etwas Relevantes sagen zu wollen, bleibt am Ende jedoch ziemlich stumm.
OT: „All the Pretty Horses“
Land: USA
Jahr: 2000
Regie: Billy Bob Thornton
Drehbuch: Ted Tally
Vorlage: Cormac McCarthy
Musik: Marty Stuart
Kamera: Barry Markowitz
Besetzung: Matt Damon, Henry Thomas, Penélope Cruz, Lucas Black, Rubén Blades, Angelina Torres
Preis | Jahr | Kategorie | Ergebnis | |
---|---|---|---|---|
Golden Globes | 2001 | Beste Musik | Marty Stuart, Kristin Wilkinson, Larry Paxton | Nominierung |
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