Am helllichten Tage wollen Memphis (Telly Savalas) und sein Kumpan Moskito (Franco Nero) einen Juwelier in Rom überfallen. Bereits nach wenigen Minuten macht sich der Mangel an Planung bemerkbar, denn nicht nur erweist sich die Beute später als übersichtlich, auch über die Sicherheitsvorkehrungen im Laden selbst haben sich weder der US-Amerikaner noch der Italiener informiert, sodass Memphis den Juwelier schließlich erschießt. Auf ihrer Flucht quer durch die italienische Hauptstadt mit ihrer Fahrerin Maria (Ely Galleani) verursachen sie mehrere Unfälle und müssen letztlich sogar den Fluchtwagen wechseln, doch auch hierbei unterläuft ihnen ein Fehler, denn während die beiden Männern die Fahrerin aus ihrem Auto zerren, übersehen sie deren Sohn Lennox (Marc Lester), der sich auf dem Rücksitz versteckt hat. Als sie dann doch noch auf die Schnellstraße zurückfinden und sich damit Richtung der Grenze zu Frankreich aufmachen, bemerken sie dann doch den „blinden Passagier“, den sie sogleich als Geisel nehmen.
Jedoch sind die Eltern des kleinen Lennox sehr vermögend, sodass sich schon bald ein Großaufgebot der Polizei aufmacht, um den Kriminellen das Handwerk zu legen. Zudem ist Moskito alles andere als zufrieden mit der schießwütigen Art seines Kumpans, der scheinbar ohne zu überlegen, Menschen umbringt sowie zu Wutanfällen neigt. Als die Bande in der Nähe eines Waldes auf dem Lande Rast macht, kommt es zum Zerwürfnis zwischen den Gangstern, nach dem Moskito zwar die Flucht gelingt, zusammen mit Lennox, doch nicht, ohne dass der rachsüchtige Memphis ihnen folgt.
Zwischen Killern und anderen Außenseitern
Die Karriere des kanadischen Regisseurs Silvio Narizzano umfasst nicht gerade viele Filme, doch besonders die Projekte, die der Sohn italienischstämmiger Einwanderer in den 1960er Jahren umsetzte, bewiesen sein Talent für Genreproduktionen, wobei seine Zusammenarbeit mit den traditionsträchtigen Hammer Studios (Das düstere Haus) wie auch das Drama Georgy Girl zu den besten Filmen zählen dürften. Im darauffolgenden Jahrzehnt wurde es etwas ruhiger um den Filmemacher, dessen weitere Werke aber nach wie vor seine Vorliebe für die Geschichten von gesellschaftlichen Außenseitern bewiesen, wie auch der 1973 entstandenen Blutrausch, für den er mit Telly Savalas, Marc Lester und Franco Nero auf Darsteller zurückgreifen konnte, die im europäischen Genrekino bereits etabliert waren.
Es sind dann auch genau diese drei Darsteller, die den Reiz der Produktion ausmachen, wenn auch ihre einzelnen Figuren und deren Entwicklung alles andere als nachvollziehbar ist. Zwar vereint vor allem Memphis und Moskito ihr Status als Außenseiter, doch von einer Art Gangsterkodex oder sonst einer Form des Zusammenhalts ist bei ihnen nichts zu spüren, denn ihre Zusammenkunft scheint von der ersten Minuten an unsicher und von inneren Spannungen definiert zu sein. Insbesondere der schießwütige Memphis fällt auf durch seine launige Art, seinen Sadismus wie auch seine Unberechenbarkeit, während Moskito wahlweise als kaltblütiger Killer und dann wieder als kühler Pragmatiker zu verstehen ist. Bei der teilweise komödiantisch angehauchten deutschen Synchronisation, welche eher zu einem Bud Spencer/ Terence Hill-Film passen würde, bleibt von dieser Dynamik nicht viel übrig.
Eine zynische Gangsterballade
Jedoch liegt dieses Ausmaß der Uneinheitlichkeit nicht nur an der Übersetzung, sondern auch am Drehbuch wie auch der Umsetzung generell. Was als Räuberpistole beginnt, die einige seltsam deplatziert wirkende komödiantische Elemente beinhaltet, wird schon bald zu einer sehr düsteren Gangsterballade sowie zu einer Art Coming-of-Age-Film, wenn der von Marc Lester gespielte Lennox, der bisher unter behüteten Umständen aufwuchs, mit der Gewalt und dem Terror in der Welt konfrontiert wird. Insgesamt wirkt Blutrausch sehr unsicher in der Inszenierung wie auch der Figurengestaltung, wobei nur hin und wieder gute Ansätze aufblitzen.
Wirklich ärgerlich ist dann aber die technische Umsetzung. Neben der bereits erwähnten Synchronisation sind gerade die Szenen am Abend oder in der Nacht so düster, dass man als Zuschauer mehr als einmal mit einem dunklen Bildschirm konfrontiert sein wird. Darüber hinaus ist auch das Bild sehr uneinheitlich und wirkt so, als hätte man vom TV-Bildschirm abgefilmt.
OT: „Squadra volante uccideteli … senza ragione“
Land: Italien, UK
Jahr: 1973
Regie: Silvio Narizzano
Drehbuch: Win Wells, Masolino, D’Amico
Musik: Maurizio Catalano
Kamera: Giorgio Tonti
Besetzung: Telly Savalas, Franco Nero, Marc Lester, Ely Galleani, Duilio del Prete
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